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Halberstädter Museum Heineanum Halberstädter Museum Heineanum: Faszinierende Einblicke in die Vogelwelt

Von Rita Kunze 26.08.2013, 16:53
Ein Steinkauz, gezeichnet von Diana Höhlig.
Ein Steinkauz, gezeichnet von Diana Höhlig. Museum Heineanum Lizenz

Halberstadt/MZ - Der Vogel hat seinen Kopf zur Seite gedreht, sein Schnabel steckt im dichten, weichen Gefieder, das sich vor dem dunklen Hintergrund deutlich abzeichnet. Fragt sich, wer da wen betrachtet bei diesem stillen Porträt, mit dem Diana Höhlig einen Steinkauz in die Ausstellung „Moderne Vogelbilder“ im Halberstädter Museum Heineanum gebracht hat. Mehr als 130 Porträts der unterschiedlichsten Vogelarten sind dort bis zum 6. Oktober zu sehen. Der Besucher flaniert dabei durch eine Galerie wahrer Charakterköpfe.

„In die Wiege gelegte Berufung“

Mit einem Uhu-Porträt ist die 28-jährige Diana Höhlig im Rahmen der Ausstellung zur besten Vogelmalerin Deutschlands gekürt worden. Eine Fachjury hat ihr den „Silbernen Uhu“ verliehen. Ein großer Erfolg für die junge Naturmalerin, die sich erst seit Anfang dieses Jahres mit Vogelmalerei beschäftigt. Bis dahin hatte sie vor allem Raubkatzen gezeichnet. „Die Naturmalerei scheint mir eine in die Wiege gelegte Berufung zu sein“, sagt sie, „denn schon immer gab es für mich ein inniges Gefühl der Vertrautheit zur Natur und dem Tierreich.“ Ihren Bildern sieht man das an, und das ist es wohl auch, das sie so bemerkenswert macht. Denn, so Bernd Nicolai, der Direktor des Heineanums, „einen Vogel malen können sicherlich recht viele Künstler, den ’Charakter’ eines Vogels im Bilde wiederzugeben, das dürften dagegen nur wenige beherrschen.“ Die, die es nach Ansicht einer Fachjury können, sind in der Schau vertreten.

„Die Auswahl ist uns schwer gefallen“, sagt Nicolai. Zweimal hat die Jury getagt, 72 Vogelmaler haben mehr als 260 Bilder eingereicht, die in der Wahl der Motive und der Genres unterschiedlicher nicht sein könnten. „Wir achten auf große Vielfalt“, so der Museumsleiter, der sich darüber freut, dass sämtliche Jury-Preisträger und Publikumssieger der vergangenen Jahre wieder präsent sind.

Anliegen der alle zwei Jahre stattfindenden Schau sei die Förderung der Natur-, besonders aber der Vogelmalerei. „Die Hälfte der Ausstellenden sind Autodidakten. Ihre Ergebnisse sind nicht schlechter als die der professionell ausgebildeten Künstler“, sagt Bernd Nicolai. Die Vielfalt mache die Ausstellung auch besonders interessant: „Es sind viele Vogelmaler dabei, ohne dass wir Abstriche an der Qualität haben.“ Im Gegenteil: „Wir sind immer besser geworden.“

Die „MoVo 2013“ zeigt Stilrichtungen, die so vielfältig sind wie die Vogelwelt selbst. Neben oft gesehenen und besonders imposanten Arten sind es freilich auch die Geschichten dahinter, die die Ausstellung so interessant machen. „Leider sind viele Moore und Feuchtbiotope durch den Eingriff des Menschen verloren gegangen, daher ist es immer wieder ein Erlebnis, auch selten gewordene Tiere, wie die Sumpfohreule, vor einer solchen Kulisse zu beobachten. Mein Anliegen war es, einen solchen Anblick in einem Gemälde festzuhalten“, schreibt Gottfried Karl zu seinem Bild, nachzulesen im Katalog, der zur Ausstellung erschienen ist.

Künstlerische Kommentare

Menschliche Eingriffe in die Natur werden in der MoVo 2013 öfter künstlerisch kommentiert; der 23-jährige Nico Stenschke zeichnet unter dem Titel „Energiewende“ einen Seeadler, der mit den Rotorblättern einer Windkraftanlage kollidiert: „Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass die Liste der Schlagopfer an Windenergieanlagen bei den Greifvögeln von Rotmilan, Mäusebussard und Seeadler angeführt wird. An der falschen Stelle aufgestellt, kann ein Windpark zu erheblichen Schäden führen.“ Nicolai, von Hause aus Ornithologe, bestätigt das.

Ein Jäger malt zwei Stockentenfamilien und verteidigt ihre Jagd mit Blick auf die Massentierhaltung: „Eine Unruhe im Gewissen verspüre ich für das getötete Wild; ich beklage die Vergänglichkeit seiner Vollkommenheit. Dennoch esse ich gerne Wildbret. Mit Mitleid denke ich an die in Massentierhaltung und Massenschlachtung geschundenen und gequälten Kreaturen, die zerschnitten oder gepresst dem nicht denkenden Zeitgenossen billig verkauft werden. Ich male das von mir gejagte Wild aus einer tiefen Achtung heraus“, schreibt Rainer Schmidt.

Es geht auch ganz friedlich. Harro Maass zeigt eine Entenmutter, die mit ihren Jungen in ein Bild marschiert, auf dem ein See gemalt ist. Surrealistische Darstellung einer wahren Begebenheit: Die Ente taucht alljährlich im Garten auf und watschelt durch Maass’ Wohnzimmer zur Haustür: „Von dort möchte sie über belebte Straßen zu einem großen Baggersee. Wir fangen sie ohne Probleme ein und bringen die kleine Familie sicher zum See.“

Mit seinen witzigen Szenen trifft Maass den Geschmack der Betrachter. 2011 bekam er den „Silbernen Uhu“ für eine Gruppe Buntspechte, die sich daran machten, sein Buntspecht-Gemälde zu zerhacken.

Daniela Pulwey neben ihren Bildern.
Daniela Pulwey neben ihren Bildern.
Museum Heineanum Lizenz