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Haariges Klassentreffen in Quedlinburg Haariges Klassentreffen in Quedlinburg: Als die mit der tiefen Stimme kamen

Von Bianca Müller 20.02.2018, 12:55
Die Leistungsrichterinnen mussten Wesen, Erscheinung und Bewegung der ausgestellten 42 Hündinnen und 38 Rüden bewerten.
Die Leistungsrichterinnen mussten Wesen, Erscheinung und Bewegung der ausgestellten 42 Hündinnen und 38 Rüden bewerten. Thomas Tobis

Quedlinburg - Hundefans - ob aus Ausstellung, Zucht oder Sport - scheinen ein Faible für Abkürzungen zu haben: Jedenfalls lud die KZG Eurasier am Sonntag zur SRA nach Quedlinburg, um bestenfalls viele Vs zu verteilen.

Zu kryptisch? Das geht selbst Hundehaltern vom Fach manchmal so. „Die KZG ist die Kynologische Zuchtgemeinschaft Eurasier“, löst deren Vorsitzender Heiko Scholz auf. Allein 2018 organisiert der 3.300 Mitglieder starke Verband sechs solcher Spezial-Rassehunde-Ausstellungen.

Die Veranstaltung in der Bodelandhalle bildet mit 80 Hunden in sieben Wettkampfklassen vom Welpen bis zum Veteranen den gut besuchten Auftakt. Insgesamt seien 130 Eurasier vor Ort.

Für die zwei Leistungsrichterinnen Christa Prösser und Gabriela Richard bedeutet das, 80 Mal mit der gleichen Neutralität Wesen, Erscheinung und Bewegung der ausgestellten 42 Hündinnen und 38 Rüden von der Fellqualität bis zum Gebiss zu überprüfen.

Dafür gibt es dann Formwertnoten - von V wie Vorzüglich bis NGdg wie Nicht genügend. Oder - wenn manchmal tagesformbedingt gar nichts klappen will - ein Disq, also die Disqualifikation.

Von allen Seiten präsentieren

Ausstellen bedeutet hier natürlich etwas anderes als in einer Galerie: Die Eurasier werden selbstverständlich nicht wie Bilder an die Wand gehängt.

Im Gegenteil. In Gruppen- und Einzelbewegungen präsentieren die Hundebesitzer ihre Vierbeiner von allen Seiten. „Als Vorlage dient der weltweite Rassestandard“, so Scholz.

Und der ist noch gar nicht so alt: 2020 wird die Kreuzung aus Wolfsspitz, Chow-Chow und Samojede 60 Jahre alt, ist damit eine der jüngsten anerkannten Hunderassen.

Zwar gibt es in der KZG keinen Dauersieger wie den FC Bayern, aber eine Art Liga und Saison hat man doch, wie Scholz erklärt: „Mit jeder Ausstellung werden Punkte gesammelt, die in die Jahresausstellungswertung fließen.“

Einen  Kultursonnabend vorher eingelegt

Bevor am Sonntag die eigentliche Wertschau beginnt, verbringen die Eurasierfreunde einen vollgepackten Kultursamstag in Quedlinburg. Klassentreffen sozusagen.

Zugegeben, die Klasse ist so groß wie bunt: 164 Leute mit 128 Hunden in allen erdenklichen Farbschlägen.

Dass das dennoch ganz gut geklappt haben muss, lässt sich sonntags in der Halle erahnen. Obwohl kaum ein Quadratmeter eurasierfrei ist, herrscht die meiste Zeit Stille. Wenn doch mal kurz Unruhe aufkommt, hat einer angefangen und der Gruppenzwang fordert Nachahmer.

„Ohhh, haben die eine tiefe Stimme“, bemerkt Kimmy erstaunt.  Die Achtjährige und Mama Kathleen sind zwei der nur wenigen, obwohl gewünschten, Zuschauer.

Auch bei der Zwischenklasse (Hundealter 15 bis 24 Monate) schaut Hundefan Kimmy genau hin: „Die Nummer 61, die ist am niedlichsten.“

Von der Richterin wird Daisy von der schönen Teck zwar nur auf Platz vier gesetzt, aber die junge Quedlinburgerin stimmt zu, dass „die Nummer 59 insgesamt am besten“ gewesen sei.

Noch einmal mit der Bürste über den Rücken

Währenddessen geht Sonja Siegl aus München ein letztes Mal mit der Bürste über den Rücken ihres Rüden Eyco von von Falkensee. Als Teilnehmer der Championsklasse hat man schließlich einen Ruf zu verteidigen!

Wurfbruder Enouk und Besitzer René Versteegen aus Paderborn hingegen haben noch etwas Zeit. Wie bei ihren anderen Nachzuchten schaut Gitte Spielberg auch hier noch mal vorbei, wechselt ein paar Worte.

Eben noch in der einen Ecke der Halle, trifft man sie kurz darauf schon ganz woanders. „Zehn Prozent der Hunde hier stammen aus meinem Zwinger, habe ich ausgerechnet“, so die Züchterin.

Thalenserin startet gegen elf Konkurrenten

Mit Katrin Ernst stellt auch eine Lokalmatadorin aus. Die Thalenserin und ihr Neiko vom Rothenklingen treten in der zahlenstärksten, der offenen Klasse gegen elf Konkurrenten an.

Auch wenn Neiko sich mehr für das Geschehen außerhalb des Rings interessiert, punktet der schwarzmarkenfarbige Rüde optisch umso mehr, bekommt im Werturteil ein „sehr gepflegtes Äußeres“ bescheinigt.

Mit Note V und Platz sechs ist die langjährige Hundesportlerin zufrieden: „Ich kenne ihn ja, weiß, wie er hochfahren kann.“

Hochfahren? Für Legolas vom Fliederberg keine Option. Mit der Weisheit von vier Lebensmonaten zieht er es vor, seinen großen Fellkollegen von der Decke aus entspannt zuzugucken. Oder ein Nickerchen zu machen. (mz)