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Gnadenhochzeit  Gnadenhochzeit : Westerhäuser seit 70 Jahren im Eheglück

Von Petra Korn 06.05.2016, 08:02
Das seltene Fest der Gnadenhochzeit haben am Mittwoch  Ilse und Michael Krauß aus Westerhausen gefeiert. Auch Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) reihte sich in die lange Schlange der Gratulanten ein.
Das seltene Fest der Gnadenhochzeit haben am Mittwoch  Ilse und Michael Krauß aus Westerhausen gefeiert. Auch Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) reihte sich in die lange Schlange der Gratulanten ein. Chris Wohlfeld

Westerhausen - Ein bisschen aufgeregt sind Ilse und Michael Krauß schon. Aber nur ein bisschen. Schließlich, so sagen sie, haben sie ja mit Ehejubiläen schon Erfahrung: Anlässlich der Silberhochzeit sind sie nach Rumänien gereist; Michael Krauß stammt aus Siebenbürgen. Die goldene wurde wie die diamantene Hochzeit in Westerhausen gefeiert. „Und zur eisernen Hochzeit haben die Kinder uns überrascht und sind mit uns nach Blankenburg zum Kaffeetrinken gefahren“, erzählt Ilse Krauß.

Eine große Familie

Ein an jenem Tag entstandenes Foto hat nun die herzförmige Torte zum nächsten Jubiläum geziert: Die 90-jährige Ilse und der 92-jährige Michael Krauß haben am Mittwoch ihren 70. Hochzeitstag gefeiert - die erste Gnadenhochzeit in Westerhausen. „Wir haben uns darauf gefreut, noch einmal eine schöne Feier machen zu können und dass die Familie zusammenkommt“, sagt Ilse Krauß. Zu dieser zählen drei Kinder, fünf Enkel und fünf Urenkel.

In Westerhausen hat sich das Jubiläumspaar auch kennengelernt. Der in Siebenbürgen aufgewachsene Michael Krauß kam nach dem Krieg in die Region. Hier lebte eine Tante, und der junge Mann wollte sich Arbeit bei einem Bauern suchen. So verschlug es ihn schließlich nach Westerhausen, wo seine spätere Frau Ilse an einem Tag im August 1945 gerade die Fenster im elterlichen Haus putzte, als Michael Krauß mit dem Fahrrad vorbeifuhr und freundlich grüßte. „Wie das Schicksal so spielt“, sagt Ilse Krauß mit einem Schmunzeln. Beide gefielen sich sofort, wurden schnell ein Paar und heirateten schließlich am 4. Mai 1946. „Es war schönes Wetter damals. Der Flieder war schon am Ausblühen“, erinnert sich die Jubilarin.

Der 70. Hochzeitstag wird als Gnadenhochzeit bezeichnet. Die Bezeichnung rührt von Gottes Gnade und Güte, die sich in jenem gemeinsamen Leben zeigt.

Auf den Tag genau zwei Jahre später erblickte die älteste Tochter das Licht der Welt, 1953 der Sohn und 1956 die jüngste Tochter. Anfangs noch in der Landwirtschaft arbeitend, schulte Michael Krauß später zum Böttcher um und arbeitete in Blankenburg und danach in Quedlinburg. Seine Frau Ilse unterstützte ihre Eltern, die eine Pachtwirtschaft hatten, Produktionsgenossenschaft (LPG) in der Gärtnerei. Nach und nach bauten sie sich das Haus der Eltern, in das sie inzwischen gezogen waren, um und aus. „Keine Heizung, kein warmes Wasser, nur eine Pumpe auf dem Hof - die jungen Leute von heute können sich das gar nicht mehr vorstellen“, sagt Ilse Krauß. „Wir haben es uns Schritt für Schritt schön gemacht.“

Auf die Gemeinsamkeiten kommt es an

Reisen führten die Familie immer wieder nach Siebenbürgen zu den Eltern von Michael Krauß, aber auch an die Ostsee. Zu Hause war der Kleingarten das Hobby des Paares. „Wenn wir auch keine Reichtümer hatten, aber wir haben uns beide“, sagt Ilse Krauß und drückt liebevoll die Hand ihres Mannes. „Es kommt auf die Gemeinsamkeit an“, nennt Michael Krauß die Basis für ein langes Eheglück, „dass man sich gegenseitig respektiert.“ „Und“, ergänzt seine Frau, „auf gegenseitiges Vertrauen. Dass einer hü zieht und der andere hott, das gab es nicht.“ Die beiden freuen sich sehr, dass Kinder und Enkel ihren Weg gemacht haben. „Mehr kann man sich nicht wünschen“, sagte Ilse Krauß. Apropos wünschen: Ilse und Michael Krauß möchten noch ein paar schöne gemeinsame Jahre verbringen. Und vielleicht gibt es dann ja in fünf Jahren eine Kronjuwelenhochzeit in Westerhausen. (mz)