Bestattungen Gebühren auf Quedlinburger Kirchenfriedhöfen steigen
Die Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg hat eine neue Satzung für ihre sechs Anlagen beschlossen. Warum das erforderlich war.

Quedlinburg/MZ - Wer einen der sechs Friedhöfe der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg als letzte Ruhestätte wählt, muss sich auf eine Verdopplung der Gebühren einstellen. Der Gemeindekirchenrat hat eine neue Friedhofsgebührensatzung beschlossen, die die fast zwei Jahrzehnte alte aus dem Jahr 2003 ablösen und zum 1. März in Kraft treten wird. Dann wird etwa eine Urnengrabstelle für bis zu vier Urnen 2.158 Euro statt bislang 995 Euro kosten, eine Urnengrabstelle für bis zu vier Urnen um einen Baum 2.510 statt 1.095 Euro und die Grabstelle in einer Urnengemeinschaftsanlage mit Namensschild 2.421 statt bisher 1.015 Euro. Für alle Grabstellen gilt eine Ruhefrist von 20 Jahren, und in den Gebühren enthalten ist auch die Kapellennutzung, erklärt Frank Mente, Kirchmeister bei der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg und Leiter der Friedhofsverwaltung.
Friedhöfe in den vergangenen Jahren im Minus
Die neue Satzung sei notwendig gewesen, weil „wir in den vergangenen Jahren nur noch im Minus gearbeitet haben“, sagt Frank Mente. „Die Bestattungskultur hat sich geändert“, verweist er auf die Entwicklungen auf kommunalen Friedhöfen, die auch um die kirchlichen keinen Bogen machen. Gewählt würden „kaum noch Erdgrabstätten und nur ganz wenige Urnengrabstätten. Die meisten wollen die Urnengemeinschaftsanlage“, erklärt Mente.
Die Ursache dafür sieht er zwar weniger in der Gebühr für eine Erd- oder Urnenwahlgrabstätte, sondern mehr in deren Pflege, die viele nicht leisten könnten. Doch die Folge ist: Statt kostendeckend zu arbeiten, wie es auch für die kirchlichen Friedhöfe erforderlich ist - „darauf sind wir von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands hingewiesen worden“, so Andreas Kaufmann, Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung - blieb ein Minus.
Im Jahr 2020 beispielsweise sei das fünfstellig gewesen, sagt Mente. Für alle sechs Anlagen - Aegidii-, Blasii-, Markt-, Mathilden-, Servatii- und Wipertifriedhof - insgesamt. „Wir haben nur eine Friedhofskasse, weil alle einen Träger haben“, erklärt der Leiter der Friedhofsverwaltung. Wie er berichtet, habe es auf dem Blasii- und dem Aegidiifriedhof, die 2050 geschlossen würden und auf denen noch bis 2030 Urnenbeisetzungen auf bestehenden Gräbern möglich seien, in den vergangenen Jahren nur jeweils eine Beisetzung pro Jahr gegeben. Die vier anderen Friedhöfe blieben bestehen. Und mit den auf dem Servatii- und Wipertifriedhof möglichen Urnenbestattungen an Bäumen, einer Idee von Friedhofsgärtner Frank Luscher, gebe es ein Angebot, „das zum Glück gut angelaufen ist“. Doch die Kosten für den Unterhalt der Friedhöfe „sind enorm“.
Kirchenkasse darf nicht ausgleichen
Mente verweist beispielsweise darauf, dass wegen der Folgen des Klimawandels allein im vergangenen Jahr über 60 Bäume gefällt werden mussten. „Und wir sind weiter am Fällen, die Nadelbäume gehen alle ein.“ Als Ersatz gepflanzt worden seien Laubbäume „für etliche 1.000 Euro“. Hinzu kamen Kosten wie die für die Wasserleitungen, die auf dem Servatii- und Wipertifriedhof erneuert werden mussten. Gebildet werden müssten zudem Rücklagen, um beispielsweise an allen Kapellen erforderliche Arbeiten durchführen zu können. Oder an den Friedhofsmauern.
„Im kirchlichen Finanzgesetz steht, die Kirchenkasse darf die Friedhofskasse nicht ausgleichen. Das heißt, es darf zum Beispiel keine Kirchensteuer fließen, der Friedhof muss sich selbst tragen“, erklärt Frank Mente. Doch mit den Gebühren aus dem Jahr 2003 - „wo wir auch nicht wirklich angehoben, sondern nur aufgerundet haben“ - „haben wir gemerkt, es geht nicht. Damit können wir nicht überleben“, so der Kirchmeister. Weshalb jetzt entsprechend kalkuliert worden sei. „Es war für uns die erste Kalkulation, die wir gemacht haben“, sagt Andreas Kaufmann.
Auszüge aus der neuen Friedhofsatzung sowie die neuen Gebühren werden an den Friedhöfen ausgehängt. Friedhofs- wie Gebührensatzung können auf der Homepage www.kirche.quedlinburg.de oder in der Friedhofsverwaltung am Carl-Ritter-Platz nach telefonischer Absprache eingesehen werden.