"Wir wollen Perspektiven" Friseure Kosmetik und Fußpfleger ptotestieren auch in Quedlinburg gegen Lockdown: "Wir wollen Perspektiven haben"

Quedlinburg - Landesweit werden am heutigen Freitag Friseur-, Kosmetiker- und Fußpflegeunternehmen zu einer Schaufensteraktion aufgerufen, um auf die aktuelle Perspektivlosigkeit für die Unternehmen aufmerksam zu machen.
Auch die Quedlinburger Friseurmeisterinnen Nannette Alb, Irina Kraus-Wagentrotz und Jeanette Prüfer werden sich daran beteiligen. Was sie wollen, das haben sie bereits in einer Videokonferenz am Mittwoch, in der sie gemeinsam mit anderen Quedlinburger Unternehmern mit Wirtschaftsminister Armin Willingmann und Sozialministerin Petra Grimm-Benne gesprochen haben, deutlich gemacht.
„Wir wollen Perspektiven haben und nicht vergessen werden“
„Wir wollen Perspektiven haben, und wir wollen wieder arbeiten. Aber wir wollen auch nicht vergessen werden“, fasst Irina Kraus-Wagentrotz zusammen.
Letztlich wüssten alle in der Friseurbranche, dass sie gebraucht würden, dass es irgendwann weitergehe, sagt Irina Kraus-Wagentrotz. Wichtig ist aber, ergänzt Nannette Alb, wie es weitergehen solle: „Müssen wir dann Angst haben, dass wir in drei Monaten oder im Herbst oder im Winter wieder zumachen müssen?
Da muss die Politik sich Gedanken machen, da muss ein Konzept entwickelt werden, dass wir uns nicht in einem Hamsterrad bewegen.“ Schließlich, erinnert Jeanette Prüfer, habe Gesundheitsminister Jens Spahn im Sommer erklärt, dass mit dem Wissen, das man nun habe, Friseursalons hätten nicht geschlossen werden müssen.
Das mussten die Salons aber am 16. Dezember - und stehen seitdem ohne Unterstützung da. Dezemberhilfe bekämen sie gar nicht, schildert Nannette Alb. Weil sie in den letzten Tagen vor der Schließung noch versucht hätten, so viele Kunden wie möglich zu bedienen, würden sie unterhalb der Mindestumsatzeinbuße von 30 Prozent bleiben.
Unterstützung für den Januar kann nur mithilfe von Steuerbüros beantragt werden
Was auch der Grund dafür gewesen sei, dass die Frühjahrs-Soforthilfe zum größten Teil hätte wieder zurückgezahlt werden müssen, ergänzt Irina Kraus-Wagentrotz. Unterstützung für den Januar, sagen die Friseurmeisterinnen, könne frühestens im Februar beantragt werden. „Und das“, fügt Irina Kraus-Wagentrotz hinzu, „nur mit Hilfe eines Steuerbüros. Damit entstehen wieder Kosten.“
Die aktuell schon mehr als sechs Wochen ohne Einnahmen seien für ein Unternehmen ein gravierender Einschnitt, sagt Nanette Alb. „Auf der anderen Seite wird von uns erwartet, dass wir alles vorfinanzieren können.“ Die Miete, Gewerbesteuerabschläge, ... natürlich könne man das stunden lassen - „aber das schieben wir ja dann vor uns her“.
Aus Sicht der Friseurmeisterinnen und des Geschäftsführers der Kreishandwerkerschaft Harz-Bode, Wulfhard Böker, gibt es ein weiteres wichtiges Thema: eine Unterstützung für die Unternehmer, die dieselben Kosten hätten, wie sie jeder Arbeitnehmer habe.
„Bei Überbrückungshilfen muss ein Unternehmerlohn berücksichtigt werden“
„Bei den Überbrückungshilfen muss unbedingt ein Unternehmerlohn berücksichtigt werden“, sagt Wulfhard Böker. Doch darauf, ist er enttäuscht, sei in der Videokonferenz seitens der Minister nicht eingegangen worden. „Da wurde kein Wort verloren, da sind wir abgebügelt worden“, so der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Dann werde von Unternehmerrisiko gesprochen, sagt Nannette Alb und fügt mit Blick auf die Pandemie und die verfügten Schließungen hinzu: „Auf ein solches Risiko können wir uns nicht vorbereiten.“
Unterm Strich, erklärt die Friseurmeisterin, habe sie für 2020 keinen Lohn erhalten. „Wir können alle froh sein, dass wir verheiratet sind. Wir haben Partner, die uns unterstützen.“ Doch es gebe auch Familien, wo beide Partner Unternehmer seien, sagt Irina Kraus-Wagentrotz. Wenn diese dann von den Politikern darauf verwiesen würden, dass sie Hartz IV beantragen sollten, „das ist ein Schlag ins Gesicht“.
Als Unternehmerinnen hätten sie auch Verantwortung ihren Mitarbeiterinnen gegenüber, sagt Nannette Alb. Der Dezember sei noch ausgeglichen worden durch Überstunden und Urlaub; jetzt seien die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Doch ihnen fehle der Lohn und auch das Trinkgeld. „Wir wollen einfach nur wieder arbeiten.“
Hier müsse es, findet Nannette Alb, ein „vernünftiges Verhältnis von Gesundheitsschutz und Wirtschaft“ geben. Die Friseure hätten schon viel getan, die Hygieneanforderungen „seien mehr als erfüllt“ - alles bezahlt aus dem Umsatz.
Die Unternehmen, sagt Wulfhard Böker, brauchten eine klare Regelung, indem beispielsweise gesagt werde, „die Friseure dürfen arbeiten und müssen das und das vorhalten“. Sie wollten, erklären die drei Friseurmeisterinnen, auch ihre Kunden nicht mehr Woche um Woche vertrösten müssen. „Das ist ermüdend“, sagt Jeanette Prüfer. (mz)