Frisches Holz für alten Aussichtsturm
Bad Suderode/MZ. - Immer wenn Fritz Machemehl Besuch erwartet, der noch nie oder schon lange nicht mehr im Harzvorland war, zeigt er ihm die Schönheit seiner Heimat auch gern vom Preußenturm aus. Der hölzerne Aussichtspunkt auf dem Schwedderberg bei Bad Suderode ist bei Einheimischen wie Gästen ein Muss beim Besuch von Bad Suderode und Gernrode. 1953 wurde der damals "Thomas-Müntzer-Turm" getaufte Turm gebaut. Etwas in die Jahre gekommen, wird er nun umfangreich repariert. Und Fritz Machmehl war damals wie heute ein wenig daran beteiligt.
Jahn stiftete neuen Turm
"Ich habe damals bei Richard Hulsch in der Osterallee 1a gelernt", erinnert sich der Gernröder Zimmermann. Hulsch hatte den Auftrag, auf dem Berg oberhalb von Bad Suderode wieder einen Aussichtsturm zu bauen. "Der alte Turm war ganz weg. Er war irgendwann umgekippt und alles wurde nach 1945 zu Brennholz verarbeitet", denkt sich Fritz Machmehl. Den Neubau sponserte der aus Friedrichsbrunn stammende Bad Suderöder Firmenchef Reinhard Jahn, der zwischen Bahnhofsstraße und Chausseestraße eine große Stock- und Klappmöbelfabrik betrieb. "Er hat das Holz angefahren und wir haben die Eiche geschnitten."
Der Turm wurde entsprechend einer Konstruktionszeichnung auf dem Hof in der Osterallee von Hubert Hulsch, dem Polier, angefertigt. Danach brachte das Fuhrunternehmen Heinemann das Holz zur "kleinen Spinne". Von dort mussten die Balken mit einem Pferdewagen bis zum Bauort gebracht werden. Fritz Machemehl lacht, wenn er an die abenteuerlichen Touren denkt. Die Gemeinde hatte zuvor eine Abkürzung gebaut, denn der Weg zum Preußenturm führte früher über die Olbergshöhe und war nicht mit einem Wagen zu bewältigen. So entstand der steile Weg kurz vor dem Turm, der heute noch für die Touren genutzt wird.
"Wir haben erst einen Mast mit Galgen gerichtet", erzählt Machemehl. Daran wurden dann die Balken mit einer Seilwinde hochgezogen und entsprechend der Zeichnung eingepasst. Noch heute erinnert er sich an seinen platten Daumen. Am Ende passte alles - bis auf einen Balken, an dem man sich den Kopf hätte stoßen können. "Wir haben ihn dann in der Höhe ausgeschnitten, das kann man heute noch sehen." Der Bau erfolgte im Herbst. Fritz Machemehl kann sich noch an Tau und Morgenfrost erinnern. Auch ein zweiter noch lebender Gernröder, Achim Richter, sei daran beteiligt gewesen.
Das Richtfest fiel vergleichsweise kümmerlich zu anderen Festen, die Fritz Machemehl in den vielen Jahren erlebt hatte, aus. "Es gab zwei Gläser Bier und eine Bockwurst", erinnert er sich an die "Feier" im Gasthaus "Schwarzer Adler", wo heute der "Platz des Friedens" ist.
Dass der Turm heute von der Firma seiner Söhne saniert wird, findet Fritz Machemehl gut. Die Balkenköpfe der unteren Auflagebalken waren morsch und an der obersten Etage hatte der Zahn der Zeit genagt. "Aber umgekippt wäre der nicht. Der ist so verzapft. Man hatte es nur versäumt, die Schrägen, wo die Verbindungen sind, mit Zinkplatten abzudecken."
Die Zimmerei Machemehl hat die neue Eichenbalken eingebaut, nachdem der Bauhof im März die obere Etage in Eigenleistung abgetragen hatte. Unten haben die Zimmerleute Christian Utpadel und Lars Thärig 24 mal 24 Zentimeter starke und oben sechs Meter lange und 20 mal 20 Zentimeter Balken, die 400 Kilogramm schwer sind, eingebaut.
Viel Eigenleistungen
"Wir haben viel in Eigenleistung gemacht", berichtete Bürgermeister Gert Sauer über die umfangreichen Werterhaltungsmaßnahmen. In den nächsten Wochen sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Dann können die Wanderer den beliebten Aussichtsturm wieder erklimmen. Stempel für den Erwerb der Harzer Wandernadel können schon seit einigen Wochen am Fuße des Turmes gesammelt werden. Die Aussicht auf Bad Suderode und Gernrode ist in den letzten Jahren zwar durch die Bäume etwas schlechter geworden, aber nach Angaben des Bürgermeisters will der Forst noch einige Bäume heraus schneiden. Auch der Aufstieg von Bad Suderode aus soll noch verändert werden, damit ein Multicar der Gemeinde auf kurzem Weg und nicht erst über die "kleine Spinne" zum Turm fahren kann.