Friedhöfe in Thale Friedhöfe in Thale: Knöllchen für wackelige Gedenksteine

Thale/MZ - Von den 5.491 Gräbern, die es derzeit auf den zehn Friedhöfen in der Stadt Thale und ihren Ortsteilen gibt, haben rund 4.000 jeweils einen Gedenkstein. Doch bei einigen hat der Zahn der Zeit bereits genagt. Sie sind wacklig geworden. Allein in diesem Jahr musste die Friedhofsverwaltung in Thale am Kahlenberg, dem mit 63 Hektar größten Gottesacker der Stadt, rund 30 Mängelbescheide ausstellen.
Die Steine wurden mit einem gelben, blauen oder roten Aufkleber versehen. Sieben Steine mussten sogar umgelegt werden, weil sie umzustürzen drohten, sagte Ingrid Günzke, Sachbearbeiterin in der Friedhofsverwaltung Thale. Sie bildeten besonders für ältere Menschen und herumlaufende Kinder, die sich auf den Steinen abstützen wollen, eine Unfallquelle.
"Einige denken, wir wollen sie nur schikanieren"
Dies stößt allerdings nicht bei jedem Grabstellennutzer auf Verständnis, weiß auch die Leiterin des Bürgerbüros, Andrea Schusser, zu berichten. „Einige denken, wir wollen sie nur schikanieren“, sagte sie. Doch das sei auf keinen Fall so. „Wir sind von der Gartenbau-Berufsgenossenschaft verpflichtet, einmal jährlich die Kontrollen der Standfestigkeit der stehenden Grabmale durchzuführen“, erläuterte Frau Günzke. Die Genossenschaft selber führt ebenfalls Stichprobenkontrollen durch. Kontrolliert, so berichteten beide Rathausmitarbeiterinnen, wird durch leichten Druck per Hand gegen den Stein. Gibt dieser nach, so wird der, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, Nutzungsberechtigte der Grabstelle aufgefordert, den Mangel zu beseitigen. Gleichzeitig bekommt der Stein den gelben oder roten Aufkleber.
Den versuchen allerdings manche Grabstellennutzer zu entfernen. Entweder landet der Zettel im Papierkorb - oder auf einem Nachbarstein, hätten die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung schon feststellen müssen. Doch die Mogler haben keine Chance: „Wir haben alles per Computer dokumentiert“, informierte Frau Günzke. Mit anderen, die an der mangelnden Standfestigkeit des Steines zweifeln, wird auch ein Vor-Ort-Termin vereinbart.
Besonders ältere Grabmale, die nicht mit dem Sockel durch einen Eisenstab verbunden sind, bekämen einen Mängelschein, weil der Verbundmörtel mit der Zeit zerbröselt ist. Die Kosten für die Prüfung seien bereits in den Friedhofsgebühren kalkuliert. Die Nachbesserung muss der Nutzungsberechtigte der Grabstelle tragen.
"Nur mit Silikon ist es nicht getan"
Nach einer gewissen Zeit erfolgt die Nachkontrolle, ob der Mangel fachgerecht beseitigt wurde. Dies kann übrigens durch einen Fachbetrieb oder durch den Grabstellenverantwortlichen selber erfolgen. „Nur mit Silikon allein ist es aber nicht getan“, meinten die Verwaltungsmitarbeiter. „Bisher sind alle Betroffenen der Aufforderung nachgekommen und es brauchten keine Mahnbescheide verschickt werden“, sagte Andrea Schusser.
Insgesamt, so stellte sie weiter fest, geht der Trend zu Urnengrabanlagen mit Platte für ein bis zwei Personen. Diese Grabstellen würden durch die Friedhofs- und Stadtwirtschaftsmitarbeiter, die übrigens auch für die Ordnung und Sauberkeit auf den Friedhöfen verantwortlich sind, gepflegt. Auch die Zahl der anonymen Bestattungen nehmen zu. „Das ist besonders für diejenigen praktisch, die keine Verwandten mehr haben oder diese weit entfernt wohnen“, sagte Frau Günzke. Insgesamt gab es auf den Friedhöfen der Stadt im vergangenen Jahr 302 Beisetzungen, davon 158 in Urnen und 94 anonyme. Dagegen gab es nur 20 Sargbestattungen.
Auf alle Fälle, so raten beide Verwaltungsmitarbeiter, sollte man sich noch vor einer Beerdigung über die verschiedenen Möglichkeiten der Grabstätten zur Beerdigung im Bürgerbüro der Stadt Thale beraten lassen. Dort ist auch die Friedhofsverwaltung zu den üblichen Sprechzeiten anzutreffen.