1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Freie Fahrt über Leine-Brücke

im vergangen Jahr Verkehr Freie Fahrt über Leine-Brücke

Die Brücke über die Leine zwischen Pansfelde im Landkreis Harz und Molmerswende im Landkreis Mansfeld-Südharz ist wieder frei. Warum das für die Pansfelder eine Zeitersparnis bedeutet.

Von Uta Müller 30.06.2022, 08:00
Verkehrsministerin Lydia Hüskens gibt die Brücke  frei.
Verkehrsministerin Lydia Hüskens gibt die Brücke frei. Foto: Uta Müller

Pansfelde/Molmerswende/MZ - Große Erleichterung für Pendler aus dem Unterharz: Autofahren auf der Strecke zwischen Pansfelde im Landkreis Harz und Molmerswende im Landkreis Mansfeld-Südharz ist wieder auf direktem Weg möglich.

An der Leinemühle ist am Mittwoch eine neue Brücke über die Leine für den Verkehr freigegeben worden. Die Umleitung durch die Bauarbeiten hat Pendler nach Harzgerode, Königerode, Eisleben oder Wippra täglich ungefähr anderthalb Stunden mehr Zeit gekostet. Das hatte der Pansfelder Ortschaftsrat um den ehemaligen Ortsbürgermeister Heiko Wiedenbeck im vergangen Jahr berechnet. Aus den kurzen Wegen über sechs Kilometer, die die beiden Orte trenne, wurden für die Zeit der Umleitung 35 Kilometer, so Wiedenbeck damals. Nun ist die gekappte Verbindung wieder aufgebaut und die langen Fahrtzeiten passé.

Kostenpunkt: 970.000 Euro

Die Brücke auf der Landstraße (L) 230 wurde in rund acht Monaten gebaut und verbindet die Orte Pansfelde und Molmerswende. Wie das Ministerium für Infrastruktur und Digitales in Sachsen-Anhalt mitteilte, seien knapp 970.000 Euro in die Planung und den Ersatzneubau investiert worden. Eine Instandsetzung der alten Gewölbebrücke aus dem Jahr 1880 kam aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht in Betracht. Auch eine Behelfsbrücke für die Zeit der Bauarbeiten war nicht vorgesehen. „Neben der Instandsetzung der Straßen richten wir auch weiterhin verstärktes Augenmerk auf die Sanierung der Brücken“, erklärte die Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Lydia Hüskens (FDP), bei der Freigabe. „Mobilität bedeutet Freiheit. Zur Freiheit gehört auch eine echte Auswahl des Verkehrsmittels. Wir wollen, dass die Menschen alle Formen der Mobilität frei wählen können. Dafür braucht es gut ausgebaute Infrastrukturen: Radwege, Straßen, mitsamt Brücken und natürlich Angebote des öffentlichen Nahverkehrs. Daran arbeiten wir. Jeden Tag. Die Investition hier bei Molmerswende ist ein gelebtes Beispiel dafür“, betonte Hüskens. Und man werde in den kommenden Jahren weiterbauen - in dem Rahmen, den man sich leisten könne. Damit sprach die Ministerin das Thema Kostensteigerung bei den Baumaterialien an.

Das neue Bauwerk ist eine moderne Einfeldrahmenbrücke aus Stahlbeton mit einer Stützweite von 7,85 Metern. Die Fahrbahnbreite beträgt jeweils 3,25 Meter. Im Zuge des Brückenneubaus sei auch die L 230 auf einer Gesamtlänge von rund 250 Metern grundhaft ausgebaut worden, wie die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) mitteilt.

Aus runud sechs Kilometern wurden für die Zeit der Vollsperrung 35 Kilometer.
Aus runud sechs Kilometern wurden für die Zeit der Vollsperrung 35 Kilometer.
Grafik: MZ/Büttner

„Die Strecke ist unsere Hauptschlagader für den touristischen Betrieb und für die Pendler“, sagt Klaus Wycisk, Bürgermeister der Stadt Falkenstein/Harz. Eine Messung aus dem Jahr 2017 ergab, dass durchschnittlich 850 Fahrzeuge täglich die L 230 als Hauptverkehrsstraße durch Pansfelde in oder aus Richtung Leinemühle befahren. Er erhofft sich von der neuen Brücke auch eine Aufwertung für den Tourismus.

Lohnenswerte Ziele

„Die neue Brücke setzt auch neue Impulse zwischen dem Landkreis Harz und dem Landkreis Mansfeld-Südharz“, so Wycisk. Der Tourismus solle keine Einbahnstraße zur Burg Falkenstein oder in den Landkreis Harz sein. Als Anknüpfungspunkte nennt er das Heimatmuseum in Molmerswende mit den Lügengeschichten des Baron von Münchhausen oder das neu eröffnete Novalis-Museum in Oberwiederstedt. Dafür wünsche er sich von der LSBB noch eine Beschilderung auf beiden Seiten der Kreise. „Der Harz hört nicht an der Kreisgrenze auf“, so der Christdemokrat. Es müsse eine bessere Vermarktung zwischen den Kreisen geben. Mit der neuen Brücke sei der Weg geebnet.

„Vor acht Monaten war ich nicht gerade glücklich über die Vollsperrung“, sagt Lutz Jerusel, Geschäftsinhaber der Leinemühle. Seit mehr als 20 Jahren betreibt er das Hotel sowie das Gartenhaus in Pansfelde und die Gaststätte auf der Burg Falkenstein. Außer ihm mussten die rund 25 Anwohner an der Leinemühle täglich viele Umwege in Kauf nehmen. Allerdings seien ihm die Mitarbeiter der ausführenden Baufirma Umwelttechnik und Wasserbau oft entgegengekommen und haben - wenn möglich - für eine kurzzeitige freie Fahrt gesorgt. Im Gegenzug habe er die Bauarbeiter mit Mittagessen versorgt - auch wenn er den Gaststättenbetrieb für die Zeit der Sperrung eingestellt hatte.