Forum in Halberstadt Forum in Halberstadt: Kandidaten trommeln für die Landratswahl

Halberstadt/MZ - Kommunalpolitiker hauen auf die Pauke, und es klingt sogar harmonisch. Das erwartet der Wähler eigentlich nicht, wenn eine Frau und sechs Männer gegeneinander ins Rennen gehen. Ziel ist der Posten des obersten Verwaltungschefs des Landkreises Harz. „Das ist eine B 6, so rund 9 000 Euro brutto“, erklärt Kreiswahlleiterin Heike Schäffer auf die konkrete Nachfrage der Journalisten Ingo Kugenbuch (Mitteldeutsche Zeitung) und Winfried Borchert. Dafür gibt es keine feste Arbeitszeit und keinen Arbeitsvertrag, denn man werde für sieben Jahre Wahlbeamter.
Die erfrischende Art der Fragestellung zieht sich durch das Wählerforum im Halberstädter Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das exakt nach 122 Minuten seinen Abschluss findet. Einen ganzen Stapel Fragen steuert das Publikum bei, in dem interessierte Bürger, aber auch zwei Halberstädter OB-Kandidaten, der SPD-Kreisvorsitzende, führende Grüne und gestandene Linke Platz genommen hatten. Das Nordharzer Städtebundtheater, die Kreisumlage, die die Verwaltung alimentiert, Krankenhaus-Privatisierung, das Verbrennen von Grünschnitt, der ÖPNV und die Landwirtschaft, kaum etwas blieb außen vor.
Dabei kommt es zu klaren, aber auch pointierten Aussagen. Während Michael Jäger gesteht „Als Kind war ich fast Pyromane und liebte die Gartenfeuer“, das Verbrennen heute dank guter Sammelstellen ablehnt und über das Verbot von Aztekenöfen nachdenkt, will Martin Skiebe sich auf keinen Termin fürs Brennverbot festlegen, was auch die Vertreter des ländlichen Raums Kolbe und Kaschel mittragen. Pirat Tonio Schunk hält sich mit „Schnellschüssen dazu“ zurück, während ein Landrat Nell zum Frühjahr das Kokeln radikal verbieten würde. Martin Skiebe (parteiloser CDU-Kandidat) weiß als gestandener Baudezernent um die zunehmende Versiegelung hochwertiger Ackerflächen. Er plädiert für ein „intelligentes Flächenmanagement“ und verstärkte Renaturierung, um den Landwirten ihre Lebensgrundlage zu erhalten. Sabine Kolbe regt dazu an, „endlich ein Kataster für Renaturierung zu schaffen.“ Annegret Frickes Frage nach der weiteren Verwaltungszentralisierung konnte der amtierende Landrat beantworten. „Das Dezernat 3, die Koba und die Halberstädter Kreisvolkshochschulfiliale ziehen ins Arbeitsamtsgebäude.“
Groß ist das Zuhörerinteresse an der Finanzierungsfrage. Das meiste Geld setzt Dirk Michelmann ein. „20 000 Euro, zu je einem Drittel privat, durch Spenden und die SPD.“ Tonio Schunk gesteht: „Die Piratenschatzkiste ist leer. Mit 1 000 Euro komm’ ich aus. Ich plakatiere selbst.“ Michael Jaeger holt 1 200 Euro aus der eigenen Tasche, 1 800 zahlt die FDP. Auch Heiko Kaschel zahlt den Großteil seiner 2 000 Euro selbst. Martin Skiebes 10 000 Euro-Wahl-Etat kommt überwiegend aus eigener Kasse. Von ihren 4 500 Euro hat Sabine Kolbe schon 3 000 ausgegeben. Immerhin bekam sie eine Spende über 100 Euro. Aus dem mit 25 000 Euro gefüllten Wahlfonds, in den alle Abgeordneten der Linken monatlich einzahlen, bekommt Carsten Nell 7 500 Euro, mit Eigenanteil und einer 2 000-Euro-Spende summieren sich die Wahlkampfkosten des „Nicht-Plakat-Aufhängers“ auf 10 000 Euro.