Förderverein Wipertikirche Förderverein Wipertikirche: Reis hört nach 16 Jahren im Vorstand auf

Quedlinburg/MZ - Die Wipertikirche in Quedlinburg gehört zum Welterbe. Ihre Geschichte ist lang, aber auch wechselvoll, hochherrschaftlich und im Niedergang bis hin zum Schweinestall. Seit Ende der 1950er Jahren wird das Gotteshaus von der katholischen Kirchengemeinde genutzt. Dort finden im Sommer Gottesdienste statt. Die Sicherung der romanischen Kirche begann, aber erst Mitte der 1990er Jahre gab es einen richtigen Schub. Das Gotteshaus wurde entscheidend saniert und immer mehr von Touristen besucht. Wer nach Quedlinburg kommt, sollte auch die Wipertikirche besichtigen: Das ist ein Muss. Diese Meinung setzte sich immer mehr durch.
Dank des 1995 gegründeten Fördervereins ist das Gotteshaus in der warmen Jahreszeit zwischen Mai und Oktober täglich geöffnet. Ehrenamtlich sorgen die Mitglieder seit elf Jahren dafür, dass Einblicke möglich sind und sachkundige Erläuterungen gegeben werden. Im vergangenen Jahr wurden rund 8.500 Besucher in der Kirche gezählt.
Und es wurde gebaut in der Wipertikirche. Auch wenn noch nicht alles in Ordnung ist, wer vor 16 Jahre hier war, der würde heute das romanische Kleinod nicht unbedingt wiedererkennen. Diese 16 Jahre hatte Martin Reis, inzwischen 73 Jahre alt, den Vorsitz im Verein inne. In seine Amtszeit fielen viele der Sanierungsarbeiten, welche das Gotteshaus an der Straße nach Warnstedt zu einem Schmuckstück machten.
Wer Martin Reis fragt, woran er sich besonders gern erinnert, dann erhält er zur Antwort: „Die Neugestaltung der Fenster. Die waren desolat, so dass dringend etwas geschehen musste. Doch zunächst musste dafür Geld beschafft werden.“ Martin Reis hatte immer wieder Mittel bei Institutionen, wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) oder Lotto-Toto eingeworben. Doch hier kam der Zufall zu Hilfe. Bei einem Besuch der DSD war mit Marie-Luise Niedwodniczanska eine der Spenderinnen dabei. „Sie nahm mich beiseite, als ich eben das Dilemma mit den fast herausfallenden Fenstern aus den 50er Jahren beschrieben hatte“, erinnert sich Martin Reis. „Sie flüsterte fast verschwörerisch, was denn so ein Fenster kosten würde?“ Sie nahm dann nach kurzem Überlegung das linke Fenster und überzeugte ihre Schwester in der Schweiz, das rechte zu nehmen. So konnte die Sanierung beginnen.
"Die Fenster sollten den Raum nicht dominieren, sondern ergänzen."
Noch heute ist das für Martin Reis etwas Besonderes gewesen. Vor allem auch, weil sich die Kirchengemeinde für die schlichte flächige Gestaltung des Wernigeröder Glaskünstlers Günter Grohs entschied, der gemeinsam mit der Firma Schneemelcher den Auftrag ausführte. „Die Fenster sollten den Raum nicht dominieren, sondern ergänzen. Das gelang so, wie gewünscht“, weiß Martin Reis. In den zurückliegenden 16 Jahren wurden aber auch das Dach erneuert sowie Dachrinnen und Blitzableiter. Die Krypta konnte mit einer Glaswand abgeschottet und so der Verfall durch Feuchtigkeit gestoppt werden. Und das Marienportal wurde saniert, welches einst zur Kirche auf dem Münzenberg in Quedlinburg gehörte.
Seit 1998 konnten rund 860?000 Euro für den Erhalt der Wipertikirche eingesetzt werden. Martin Reis hat sich dafür immer wieder an vorderster Stelle stark gemacht. Eine stetige Wiederwahl als Vorsitzender bestätigte die Wertschätzung seiner Arbeit. Doch nun hat er nicht erneut für den Vorstand kandidiert. Aus gesundheitlichen und Altersgründen möchte er sich zurücknehmen. „Ich will aber durchaus noch weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung stehen“, sagte er zur Jahreshauptversammlung des Fördervereins und setzte hinzu: „Ich will damit auch den Weg frei machen für frischen Wind, für neue Ideen und für jemand, der einen guten Draht zu Instanzen und Baubehörden hat.“
Er empfahl den Vereinsmitgliedern, Rolf Langhammer in den Vorstand zu wählen: „Immerhin können wir uns glücklich schätzen, den ehemaligen Fachbereichsleiter Bauen der Stadt in unserem Verein zu haben.“ Und die Arbeit wird in Zukunft unter Vorsitz von Rolf Langhammer nicht weniger. Besonders wichtig ist die baldige Sanierung des Westgiebels.
Rund 60?000 Euro sind dafür aber notwendig. Die Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg hat bereits eine Förderung von 10?000 Euro zugesagt.
