Flugverbot Flugverbot: Vulkanwolke hinterlässt Spuren auch in Reisebüros
QUEDLINBURG/MZ. - Was kann es Schöneres geben, als zu wissen, dass endlich der lang ersehnte Jahresurlaub vor der Tür steht. Für viele die wahrscheinlich beste Zeit im Jahr. Vorfreude, Erwartungen und ein gepackter Koffer voller Sommersachen sind die Begleiter auf dem Weg zum Flughafen. Alltagsstress vergessen, die Sonne genießen, im azurblauen Meer schwimmen gehen. Einfach die Seele baumeln lassen und dann gut erholt wieder in den Alltag starten. Wer jedoch in den vergangenen Tagen einen Urlaub geplant hatte, weiß nun, dass Entspannung, Erholung und stressfreie Zeit keineswegs sebstverständlich sind.
Vulkan legt Flugverkehr lahm
Wegen der über Europa hängenden Aschewolke des isländischen Vulkans am Eyjafjalla-Gletscher war seit Ende der vorigen Woche der deutsche Luftraum größtenteils gesperrt. Die Ausnahmesituation bekamen neben tausenden Urlaubern auch die Quedlinburgerin Marion Meusel und ihre Familie am eigenen Leib zu spüren. "Ich war für ein paar Tage mit meinem Mann, meiner Tochter und meinem Sohn nach Rom gereist. Die Komplikationen kamen völlig überraschend." Mitte der Woche gab es einen Anruf von den Eltern der Fachbereichsleiterin für Gesellschaft und Kultur der Quedlinburger Volkshochschule.
Abenteuerurlaub dank Aschewolke
"Sie haben uns erzählt, dass viele Flüge wegen eines Vulkanausbruchs gestrichen wurden." Da weder Fernsehen noch Radio in dem Hotel der vierköpfigen Familie zu finden waren, hatten sie zuvor nichts von alldem mitbekommen. Sonntag sollte der Flieger abheben. Daraus wurde jedoch nichts. Der Flug wurde gestrichen.
"Es war schwierig, vor Ort an Informationen zu kommen. Man sagte uns, dass wir bis Ende April nicht mehr an Zugtickets kommen würden. Die Züge waren voll." Umso abenteuerlicher die Rückfahrt. Die gestressten Urlauber fuhren trotz ausverkaufter Tickets zum Bahnhof und sprangen auf einen Zug nach Milano auf. "Von dort aus war es dann einfach, nach Deutschland zu gelangen", freut sich die zweifache Mutter.
Nun endlich die Entwarnung: Die großen Vögel dürfen wieder abheben, festsitzende Urlauber kommen endlich wieder nach Hause, Wartende können in die Ferne fliegen. Doch in den Reisebüros klingeln die Telefone immer noch im Akkord. Die MZ hat sich in den Reisebüros, dessen Mitarbeiter in diesen Tagen besonders fleißig sein müssen, umgehört:
"So viele Telefonate wie in den letzten Tagen haben wir selten. Die Kunden waren frustriert, denn keiner wusste, wann der Flugverkehr wieder aufgenommen werden würde." Julia Rothfeld ist Mitarbeiterin im Reisebüro Atlasreisen in der Quedlinburger Steinbrücke. Sie ist sich sicher: "Besser so, als wenn den Urlaubern wegen der Aschewolke etwas zugestoßen wäre."
Ähnlich stressig geht es im Reisebüro Findeisen im Steinweg der Fachwerkstadt zu. Mitarbeiterin Korinna Schuhmann: "Das Telefon klingelt in einer Tour. Doch die Kunden beschweren sich nicht. Sie wollen einfach nur Hilfe."
Veranstalter zeigen gutes Verhalten
Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, arbeitet Monika Kaufmann in ihrem Reisebüro. Sie erklärt, was die Kunden in dieser ungewohnten Situation wollen und was es über die Veranstalter zu wissen gibt. "Die Urlauber sind ratlos. Wegen der immer wieder wechselnden Informationen wissen sie nicht, ob, von wo und wann ihre Flüge starten. Da viele kein Internet zu Hause haben, kommen sie dann zu uns." Die Reiseexpertin weiß aber auch, dass die Veranstalter kostenlose Rufnummern eingerichtet haben, über die sich die Daheimgebliebenen oder Festsitzenden informieren können. "Die Reiseveranstalter verhalten sich wirklich super. Sie sind sehr kooperativ und erstatten alle Kosten." Die Reiseexpertin ist froh darüber, dass nicht nur der Veranstalter so freundlich ist, auch die Leute reagieren ruhig und verständnisvoll, beschreibt sie, es könne ja niemand etwas für die Situation.
Es geht auch ohne Stress
In den Reisebüros müssen also kräftig Überstunden gemacht werden. Aber ist das wirklich überall so? In Blankenburg fand sich ein Reisebüro, in dem die Mitarbeiter vom Tumult verschont blieben. "Wir haben wenig Stress", freut sich Janet Bercke von Deckers Welt. "Das könnte daran liegen, dass wenige von den bei uns gebuchten Reisen in diese Zeit fielen." Doch es gibt noch eine Erklärung: "Urlauber, die im Ausland festsitzen, melden sich zuerst bei den Veranstaltern und nicht im Reisebüro."