Flötenspiel verzaubert die Besucher
Quedlinburg/MZ/bü. - Der historische Start begann bereits 1808, als Madame Wippermann in Quedlinburg eine "Private Höhere Töchterschule" gründete, in der an verschiedenen Standorten unterrichtet wurde. Als sich die Stadt der Bildung annahm, entschloss man sich für die inzwischen "Neustädter Höhere Mädchenschule" zum Bau dieser Einrichtung. Doch rechtfertigt die Existenz eines Gebäudes eine solche Würdigung? Diese Frage stand auch bei den Gastreden im Raum. "Viele haben einen Bezug zu diesem Ort aufgebaut", fand Bürgermeister Dr. Eberhard Brecht einen Unterschied zu anderen, weit älteren und berühmteren Quedlinburger Institutionen. Ob Schüler oder Lehrkräfte, Eltern oder Rektoren, die Geschichte der Schule sei immer auch von handelnden Personen geprägt worden. Den Beweis dafür trat ein Teil der aktuellen Nutzer, 147 Schüler in neun Klassen, selbst an. Ob im Chor oder der Theatergruppe, die Begeisterung der Kinder übertrug sich schnell auf das Publikum, in dem viele ehemalige Lehrkräfte und Mitarbeiter, aber auch Eltern und frühere Schüler vertreten waren. Die Besucher schmunzelten über die "Moritat der Jule Julischkat", sangen bei einem Theaterstück über das Bildungswesen kräftig mit oder lauschten andächtig drei jungen Gitarrenvirtuosen. Beim Flötenspiel der neunjährigen Lea König hätte man gar eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Freud und Leid lagen für die vielen Schüler häufig nah beieinander, eines aber blieb und bleibt - die Erinnerungen an die Zeit im Haus bis ins hohe Alter. Obwohl Elisabeth Royl, Tochter des damaligen Schulleiters Ernst Posselt, und Erika Wege bereits vor über sechzig Jahren die zu diesem Zeitpunkt "Elisabeth-Loeper-Schule" benannte Einrichtung mit dem Abitur verließen, haben bis zum heutigen Tag die Verbindung gehalten. "Die Kinder staunten, als wir ihnen den Unterricht zur damaligen Zeit beschrieben", berichteten sie von einem Treff innerhalb der Festwoche, und ergänzten: "Bei den jährlichen Treffen sammeln wir auch immer Geld für die Schule." Diese Hilfe braucht "die bunte Schule", wie sie Rektorin Ilona Brodmann bezeichnete, und erhält sie zusätzlich vom Förderverein und den Schulämtern des Landes und der Stadt.
Zwar wurde seit der Wende vieles saniert, aber an einem alten Haus gäbe es immer etwas zu tun. Regierungsschuldirektor Klaus Hartwig Röhl lobte dabei die Initiative der ehemaligen Direktorin Palme, in der Einrichtung Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) aus dem Landkreis zusammenzufassen. Seit 2005 ist die Neustädter Grundschule, die 1992 umbenannt wurde, zuvor trug sie seit 1950 den Namen Ursula Goetze.