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Flauschige Waschmamsell und Schulbankdrücker

Von KATHARINA THORMANN 20.11.2009, 17:15

QUEDLINBURG/MZ. - So drücken beispielsweise die kleinen fusseligen Grundschüler mit Zuckertüte und Schiefertafel brav die harte Holzschulbank in der Stadtinformation. Deren fellige Muttis absolvieren indes in der Textilhandlung Schmalz einen Waschmarathon am Miniaturkessel.

Seit fünf Jahren dekoriert die Stuttgarterin Gerda Ott in der Adventszeit die Quedlinburger Geschäfte mit ihren Spielwaren-Schätzen. "Jetzt erstmals im Doppelpack, weil ich allein gar nicht so viele Bären hab, um die Stadt auszuschmücken", hat sich die leidenschaftliche 75-jährige Spielzeugsammlerin, die sich in diesem Jahr auf Teddybären konzentriert, Unterstützung von einer Sammelkollegin mitgebracht. Kornelia Hermann ist Besitzerin eines Puppen- und Spielzeugmuseums in Rottweil.

Ohne zu zögern, willigte die 50-Jährige ein, als sie von der Idee der beliebten vorweihnachtlichen Schaufensteraktion in Quedlinburg hörte. 22 Umzugskartons haben Gerda Ott und Kornelia Hermann in ihrer baden-württembergischen Heimat zusammengepackt und sie nach Quedlinburg transportieren lassen - die sperrigen Accessoires wie das Riesenrad gar nicht mitgezählt. "Wiederholt wird nichts", wundert sich Gerda Ott selbst, wie immer wieder neue Schaufensterschauen entstehen. War es zu Beginn historischer Christbaumschmuck, wurden in den darauf folgenden Jahren Kaufmannsläden, Puppenküchen sowie -stuben in der gesamten Innenstadt ausgestellt.

In 24 Geschäften, Hotels und anderen Einrichtungen sind die lustig anzusehenden, flauschigen Gesellen aus unterschiedlichsten Jahrzehnten gegenwärtig anzuschauen. "Der älteste stammt aus dem Jahr 1910, der jüngste aus den 50ern", erzählt Frau Ott von ihren bärigen Senioren. Zu den Tieren kommen die beiden Damen über private Kontakte, Auktionen oder manchmal auch dem Flohmarkt.

"Für Sammler ist es nicht wichtig, wie viele man hat. Es ist das Glücksgefühl, das man bekommt, wenn man etwas Neues ersteht", kennt Kornelia Hermann nicht die genaue Anzahl ihrer wertvollen Spielsachen. Sie freut sich stattdessen über ihr Lieblingsschaufenster im Schuhhaus Naumann, in dem in einer Feuerwehrszene sich die liebenswürdigen Teddys zu mutigen Löschkräften verwandeln.

"An einem Tag haben wir die Elefantentour mit der Dekoration von 14 Geschäften absolviert." Insgesamt dauerte das anspruchsvolle Fensterschmücken in dieser Woche drei Tage. "Wenn ich ein Jahr nicht hier war, habe ich richtige Sehnsucht nach Quedlinburg", lässt Gerda Ott noch vor der Ausstellungseröffnung auf eine Fortsetzung in der nächsten Adventszeit hoffen, dann natürlich wieder mit anderen Spielgefährten aus längst vergangener Zeit.

Die Eröffnung der Weihnachtsschau in den Schaufenstern Quedlinburgs ist am Donnerstag, 26. November. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 28. Februar.