"Evita" im Harzer Bergtheater "Evita" im Harzer Bergtheater: Die Anbetung einer Ikone

thale/MZ - In der „Evita“ von Regisseur Holger Pototzki hört das Publikum kein „Don’t Cry For Me, Argentina“, sondern den Ohrwurm „Wein’ nicht um mich, Argentinien“. Er hat sich für die deutsche Version entschieden, was Verständnis und Inszenierung durchaus entgegen kommt.
Che trifft auf Evita
Die musikalische Auseinandersetzung von Andrew Lloyd Webber (Musik) und Tim Rice (Texte) mit dem Nationalmythos Argentiniens erlebte am hiesigen Theater mehrere Inszenierungen mit mehreren Evitas, aber immer mit Ingo Wasikowski als Che Guevara. Die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben; voller Energie ist er beinahe ständig auf der Bühne, klingt rebellisch-rockig, zuweilen über den Dingen. Ihm obliegt die Rolle der Erzählerinstanz, die das Publikum durch die Biografie der Eva Duarte, auf Aschenputtels Weg zur Politikergattin und zum „Engel der Armen“ führt. Obwohl „Che“ sie im wirklichen Leben nie traf.
Ausstatter Bernhard Niechotz darf tief in den Fundus greifen und wohl auch schneidern lassen, um ansehenswerte Kostümlösungen zu finden. Seine Bühne nimmt klassische Orte auf: die dörfliche Tango-Kneipe, Peróns Schlafstatt, die Straße mit den Massenszenen. Die Choreografie von Gabriella Gilardi für die drei Paare des Balletts bereichert die Inszenierung angenehm.
Vom Landei zur Heiligen
Star dieses recht epischen Musicals bleibt natürlich Evita. Ein guter Griff, die bis vor einem Jahr am Nordharzer Städtebundtheater engagierte Regina Pätzer mit dieser Rolle zu betrauen. Sie meistert nicht nur bis in die hohen Töne Songs wie das große Solo dieser Show, sondern auch die Entwicklung vom Land-Ei mit Großstadtträumen zur Säulenheiligen „Santa Evita“, die als sieche Frau im Rollstuhl endet. Schauspielerisch überzeugt sie nicht minder.
Michael Korth führt sein Orchester temperamentvoll zu einer ansprechenden Leistung. Der lange Schlussapplaus und die Bravo-Rufe gelten dann sowohl den Solisten als auch einer ausgewogenen Ensemble-Leistung. Die nächste Vorstellung gibt es am 29. Juni um 15 Uhr im Harzer Bergtheater Thale.