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Evangelische Stiftung Neinstedt Evangelische Stiftung Neinstedt: Anstalt ist nicht zeitgemäß

Von Andreas Bürkner 28.11.2014, 16:35
Dietmar Krüger referierte über das Thema „Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft in Deutschland“.
Dietmar Krüger referierte über das Thema „Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft in Deutschland“. wohlfeld Lizenz

Neinstedt - Zwar steht es noch nicht in der bestätigten Stiftungsrolle, doch eines scheint sich nach Aussage von Anja Neumann, Staatssekretärin im Sozialministerium Sachsen-Anhalts, bereits abzuzeichnen: Nach der Umbenennung in „Evangelische Stiftung Neinstedt“ wird der weit verbreitete Begriff „Anstalt“ aus dem Namen verschwinden.

„Er ist nicht mehr zeitgemäß“, stellte sie bei ihrem Grußwort zum Jahresempfang der Einrichtung fest. „Sie strahlt weit über den Ort hinaus“, lobte die Politikerin den Dienst der Mitarbeiter an den von ihnen betreuten Menschen. Dabei solle nicht immer nur ans Geld, sondern an die Barmherzigkeit gedacht werden.

"Wir sollten die Adventszeit nutzen"

Mit Letzterem bezog sich Naumann auf das zuvor vom Vorsteher Dietrich Bredthauer verkündete Motto des Abends „Geld und Geist schaffen Möglichkeiten“. Weit über hundert Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Sozialeinrichtungen fanden sich dazu in den Werkstätten auf dem Rumberg ein. Im Mittelpunkt stand weniger eine Bilanz zum „Zukunftsprozess 2020“ über das erste komplette Jahr des neuen Vorstandes seit Herbst 2014. „Wir sollten die Adventszeit nutzen, um einen Blick zurück, aber auch einen voraus zu werfen“, erklärte die Kuratoriumsvorsitzende Rosemarie Kaatz dazu.

Angesichts der überall geführten Diskussionen mangelnder Finanzen sollte ein „Impulsreferat“ mit negativen Vorurteilen über Sozialausgaben aufräumen. Stephan Zwick, dem kaufmännischen Vorstand, blieb es vorbehalten, den Gastreferenten anzukündigen. Zwick: „Wir haben uns gefragt, wer sowohl über Geist als auch über Geld reden kann.“ Die Wahl fiel auf Dietmar Krüger, früherer Vorstand der Bank für Sozialwirtschaft.

„Ich habe immer wieder den Eindruck, dass gewerbesteuerpflichtige Firmen mehr anerkannt sind als Sozialbetriebe“, begann er. Dabei würden Letztere fast vier Millionen Mitarbeiter beschäftigen und über 200 Milliarden Umsatz pro Jahr machen. Deshalb sei die Grundsteinlegung zum „Haus Emmaus“ in der Blankenburger Lindestraße für betreutes Wohnen ebenso wichtig für die Region wie eine Ansiedelung eines Hightech-Unternehmens. Der Unterschied bestehe darin, dass Löhne und stabile Steuern der sozialen Einrichtungen hierblieben.

Investition in die Substanz

„Weit über 800 Mitarbeiter für rund 1.200 zu Betreuende leben in und um Neinstedt und setzen ihren Lohn um“, nannte Krüger ein Beispiel. „Ein weiteres sind lokale Firmen und Handwerker, welche für die Einrichtung in verschiedenen Bereichen bauen, erhalten, ausstatten oder sie beliefern, die davon profitieren.“ Allein in den letzten vier Jahren hätten die Neinstedter Anstalten über elf Millionen Euro in die Substanz investiert.

Der Bedarf an Pflege werde sich in den nächsten Jahren wegen der demografischen Entwicklung und der unterschiedlichen Angebote und Partner verändern und steigen. Somit verbiete sich eine Bevorzugung von Unternehmen gegenüber Sozialeinrichtungen.

Hans Christoph Jaekel, pädagogisch-diakonisches Vorstandsmitglied, griff abschließend Sätze des Vortrages auf, um auf die Ressource „Geld“ einzugehen: „Es ist nicht Gottes Wille, den Besitz zu wahren, sondern aus dem Kapital, in der Bibel als 'Talente' beschrieben, etwas zu machen.“ Mit Geist soll dem Geld ein Sinn gegeben werden. (mz)