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Ehemalige Firma Spröggel Elektroinstallateurmeister bei Firma Spröggel in Quedlinburg: Goldenen Meisterbrief für Wolfram Eitel

Von Uwe Kraus 29.11.2017, 11:55
Fast 40 Jahre lang ging Elektroinstallateurmeister Wolfram Eitel durch dasselbe Werktor.
Fast 40 Jahre lang ging Elektroinstallateurmeister Wolfram Eitel durch dasselbe Werktor. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - „In fast 40 Jahren habe ich in fünf Firmen gearbeitet, aber ich schritt immer durchs gleiche Betriebstor“, schaut Wolfram Eitel aus Quedlinburg auf sein Berufsleben zurück. Vor einigen Tagen ehrte die Handwerkskammer Magdeburg den Elektroinstallateurmeister mit dem Goldenen Meisterbrief.

Doch sein 50. Meisterjubiläum hat er bereits am 19. April mit alten Weggefährten gefeiert. „Da saßen Menschen am Tisch, mit denen bin ich durch dick und dünn gegangen. Dazu heutige gestandene Männer, die bei mir Lehrlinge waren und aus denen was geworden ist.“ Als Spaß hatten ihm seine Gäste einen vergoldeten Schalter geschenkt.

Meisterprüfung im April 1967 in Halle

Wolfram Eitel erinnert sich noch genau an den 19. April vor einem halben Jahrhundert in Halle. Es gab den Lohn für anstrengendes Lernen und für das Meisterstück. Er kann es nicht wie ein Tischler, Goldschmied oder Stellmacher aus dem Schrank oder Keller holen und vor staunenden Augen präsentieren.

„Es war eine Installationsarbeit im damaligen VEB Diagrammdruck.“ Der 80-jährige agile Elektroinstallateurmeister winkt ab. „Das ist doch mit heute überhaupt nicht zu vergleichen. Damals war wirklich noch sehr viel Handarbeit dabei. Was wir gebaut haben, das kommt heute komplett auf die Baustelle.“ Er hat es beobachtet, als rund um seine Wohnung in der Dorothea-Erxleben-Straße die heutigen Berufskollegen anrückten.

Eine Fahrt nach Halle für 100 Dübel

Wolfram Eitel erinnert sich auch an frühere Touren bis nach Halle, nur um 100 benötigte Dübel ranzuschaffen. „Das Benzin war ja auch ausgeplant.“ Ganze Stadtviertel hat er mit seinen Kollegen elektrisch versorgt. „Neben dem Wohnungsbau tummelten wir uns ja auch im Gesellschaftsbau. In manchen Schulen liegen vielleicht noch Leitungen von uns.“

Die goldene Hochzeit mit seiner Frau hat er lange hinter sich, seine Tochter ist im Allgäu Lehrerin, der Sohn baut Eisenbahnstrecken in China. „Nein, in meine Fußstapfen ist er nicht getreten, aber ich tat es ja damals.“ Der lebendige Mann wird stiller. „Ja, mein Vater war Elektromeister. Doch er blieb im Krieg.“

Gelernt hat der Jubilar bei Spröggel, einst die älteste Firma in Quedlinburg. 1954 begann er und lernte 1957 ein halbes Jahr früher aus als seine Mitlehrlinge. Bald übertrug man ihm verantwortungsvolle Aufgaben, er vertrat den Meister und wurde später selbst einer. Privatbetrieb, dann halbstaatlich, dann VEB und Kombinat, nach der Wende dann die Rückübertragung, all das erlebte Wolfram Eitel in verschiedenen Funktionen mit.

Als VEB-Abteilungsleiter gehörte zu seiner Zuständigkeit die Lehrlingsausbildung. 30 bis 35 junge Leute gingen durch seine Schule. Er nahm Prüfungen ab und kontrolliere Berichtshefte. Vor 27 Jahren ging er dann in den Vorruhestand. „Ich habe das, was ich gemacht habe, gerne getan. Fast 40 Jahre in einem Betrieb, es war eine schöne Zeit. Wer kann künftig noch auf solch eine Biografie zurückschauen?“

(mz)