Facebook im Harz Eine Zeitreise: Wie die drei Altkreisstädte Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode das Netzwerk nutzen
Seit zwei Jahrzehnten tauschen sich Nutzer über das soziale Netzwerk Facebook aus. Stadtverwaltungen nutzen es, um zu informieren. Wie aktiv Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode sind.

Landkreis Harz/MZ. - Seit zwei Jahrzehnten tauschen sich Menschen über das soziale Netzwerk Facebook aus (siehe „Hintergrund“, unten). Für Kommunen jeder Größe ist es eine gute Möglichkeit, zu informieren, Einwohner und Besucher zu erreichen. Wir werfen einen Blick auf die Facebook-Auftritte von Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Wessen Entwurf das Plakat für den Sachsen-Anhalt-Tag (SAT) ziert, ist im September 2018 der erste Beitrag auf der Facebook-Seite „Welterbestadt Quedlinburg“: Im darauffolgenden Jahr ist die Stadt Gastgeberin des 22. SAT. Fink „Jubilus“, Stempelkasten und Aktionen – der Großteil der kommenden Beiträge informiert über das Landesfest.
Nach vier Monate folgten 200 Menschen der Facebook-Seite, aktuell sind es knapp 3.700 Follower. Ihnen wird auch mal was zum Schmunzeln geboten: „Achtung, ein schönes Wort für’s nächste Galgenraten-Spiel: Gartenabfallverbrennungsverordnung“ (2021).

Die Stadt nutzt den Auftritt für Ankündigungen wie der Reihe „30 Jahre Friedliche Revolution“ (2019), dem Quedlinburger Musiksommer, dem Triathlon „Hölle von Q“, dem berühmten Weihnachtsmarkt. Sie berichtet, wenn der Bauhof Frühlingsblumen pflanzt, Bäume im Brühlpark wegen Trockenheit und Pilzbefall gefällt (2020), Spielplätze nach den Kontaktbeschränkungen wieder geöffnet (2020), Straßen oder Kita-Gebäude saniert werden. Oberbürgermeister Frank Ruch informierte in Videos zu aktuellen Lagen in Coronazeiten und zu geflüchteten Menschen aus dem ukrainischen Kriegsgebiet (2022). In dem Jahr gab es ganz großen Besuch: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlegte seinen Amtssitz nach Quedlinburg.
Straßenbahn und Eis-Dusche
Historische Gebäude, Schachbretter und Gedenkorte – die Seite „Halberstadt - Ihr Tor zum Harz“ legte im Mai 2011 damit los, Dutzende Fotos aus Kernstadt und Ortsteilen ihrer Facebook-Seite hinzuzufügen. 10.640 Follower zählt sie mittlerweile. Bemerkenswert ist, dass annähernd jeden Tag mehrere Beiträge veröffentlicht werden – da ist in den knapp 13 Jahren so einiges zusammengekommen! Eine kleine Zeitreise.
So hatte Halberstadt den „Bahnhof des Jahres 2011“, im darauffolgenden Jahr war die Straßenbahn 125 Jahre alt, was gefeiert wurde. Vor zehn Jahren, im Januar 2014, enthüllte die Band Silly die Tafel für das Klangjahr 2196 im John-Cage-Projekt. Es war auch das Jahr des 25. Altstadtfestes und der „Ice Bucket Challenge“: Oberbürgermeister Andreas Henke stellte sich der eiskalten Dusche.
2015 kehrten wertvolle mittelalterliche Handschriften, die am Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelagert worden waren, zurück in das Historische Stadtarchiv. Und zum 70. Jahrestag des Luftangriffs gab es die Ausstellung „Der 8. April 45 – Halberstadt brennt“.

Der Sommer 2018 war ein heißer, darum rief die Stadt dazu auf, Bäume im öffentlichen Raum zu gießen. Im Folgejahr gab es eine Zitterpartie, bevor der letzte Kranich für die Ausstellung „Kraniche – Vögel des Glücks“ im Naturkundemuseum Heineanum eingetroffen war: Das seltene Exponat aus Wien benötigte als „Bewegliches Denkmal“ einen Sondertransport. Es folgten die Corona-Jahre – beispielsweise mussten die Domfestspiele 2020 abgesagt werden.
Unter den Beiträgen sind zig Hinweise auf Kultur- und Freizeitveranstaltungen. Etwa auf Public Viewing bei der Fußball-EM 2012. Informiert sind die Nutzer auch, wenn Straßensperrungen anstehen oder der Tiergarten mal geschlossen ist.
Dreharbeiten und Musik
Die kleine Zeitreise geht beim Blick auf das Facebook-Profil „Stadtportal Wernigerode“ weiter. Dieses gibt es ebenfalls seit knapp 13 Jahren, mit ebenfalls meist mehreren Beiträgen am Tag. Die Seite, der fast 14.400 Nutzer folgen, startete im April 2011. Weil die Walpurgisnacht bevorstand, sind Teufel und Hexe das erste veröffentlichte Foto.
In dem Jahr feierte die Landwirtschaftsschule in Wernigerode ihr 90-jähriges Bestehen. Beifall gab es, als der Oberbürgermeister die Deutschen Meister im Floorball im Rathaus empfing. Im Sommer 2013 fanden Dreharbeiten am Oberpfarrkirchhof für die Serie „Alles Klara“ mit Wolke Hegenbarth statt. Filmkameras liefen ebenfalls, als zwei Jahre später für den deutsch-französischen Film „Frantz“ auch im alten Gemeindehaus an der Liebfrauenkirche gedreht wurde.

2014 fällte der Stadtrat den Beschluss zum Bau der Schierke-Arena. In dem Jahr empfing die Stadt mehr als 205.000 Besucher zum Sachsen-Anhalt-Tag. Auf dem Wernigeröder Campus der Hochschule Harz bewunderten Interessierte im März 2015 ein kosmisches Schauspiel: Mitteleuropa erlebte eine partielle Sonnenfinsternis. Es war das Jahr, an dem am 3. Oktober der 25. Tag der Wiedervereinigung auf den Brocken gefeiert wurde.
Musikalisch ging es beim Harz-Open-Air im Bürgerpark zu, wo 2016 Stefanie Heinzmann und Niedeckens BAP auftraten. Im Folgejahr trafen sich Chöre aus aller Welt zum 10. Internationalen Johannes-Brahms-Chorfestival. Viele Beiträge befassen sich Wernigerodes „Hausberg“, dem Brocken. Meist sind es sehenswerte Fotos, aber es wird auch gewarnt, wenn Böen mit 130 Stundenkilometern über den Gipfel fegen. Infos gab es über den großen Brand im April 2022 und als „Brocken-Benno“ 2020 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt.
Hintergrund
Mehr als zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt nutzen Facebook. Als webbasierte Version eines Jahrbuchs entwickelte Mark Zuckerberg mit Freunden das soziale Netzwerk. Es ging am 4. Februar 2004 zunächst nur für Harvard-Studenten online. Es ist der Beginn einer der größten Erfolgsgeschichten des Online-Zeitalters.
Die Nutzer sind heute mit im Schnitt 33 Jahren deutlich älter als früher, aber umso treuer. Nur noch ein Drittel der 16- bis 19-Jährigen meldet sich überhaupt auf Facebook an, Alternativen wie Instagram sind angesagter. Doch das gehört ebenso zum Unternehmen Meta. Dieses ist heute mehr wert als die zehn größten deutschen Firmen.