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Ein Weinküfer brennt jetzt Schnaps

Von Frank Ruprecht 19.05.2006, 14:34

Quedlinburg/MZ. - Wer am SAonnabendabend unterwegs ist, um das reichhaltige Angebot der Kunst- und Museumsnacht zu genießen, sollte auch mal einen Blick in den Hinterhof der Wipertistraße 1 a (Werkstätten für Denkmalpflege) werfen - in die erste Quedlinburger Schnapsbrennerei von Knut Batzer. Zwar ist die Destille noch nicht "in Gang", weil noch die Genehmigung des Hauptzollamtes aussteht, aber Besuchern steht sie schon drei Wochen vor der Inbetriebnahme offen, auf die auch Kostproben von Obstbränden warten. Die private Brennerei soll laut Aussagen des 42-Jährigen auch die erste im Landkreis Quedlinburg sein, die dann eigene Obst- und Kornbrände herstellt.

Doch wie kommt man eigentlich auf solch eine Idee? Der eigentlich gelernte Weinküfer hatte lange Zeit als Kraftfahrer gearbeitet, und sich gedacht, etwas für Quedlinburg zu machen, was auch die Touristen anlockt. Aber auch, um wieder vom Lkw runter zu kommen. "Da bin ich auf den Draht gekommen, man könnte es ja mit Schnaps brennen versuchen", erzählte Batzer, der in Quedlinburg geboren wurden und seit zehn Jahren in Gernrode lebt.

Die Räumlichkeiten waren dann auch schnell auf dem Gelände der Werkstätten für Denkmalpflege gefunden, dank der Geschäftsführerin Kristina Fischer-Gerloff. Insgesamt 100 000 Euro musste Batzer für den Umbau und die Destillationstechnik, die von der Firma Arnold Holstein aus Markdorf am Bodensee gebaut wurde, investieren. Und bekam dafür problemlos von seiner Hausbank, der Kreissparkasse Quedlinburg, einen Kredit. 25 Prozent der Summe wurden über die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" gefördert.

Problemlos war für Batzer auch das restliche Genehmigungsverfahren mit Gewerbeanmeldung. "Alles lief richtig gut", zeigte sich der künftige Schnapsbrenner froh. Ab Oktober vergangenen Jahres ging es dann los mit dem Umbau und Batzer hat aus Kostengründen viel in Eigenleistung erbracht. Etwas aus der Bahn geworfen hat ihn der lange Winter, weshalb er etwas über dem Terminplan liegt. "Aber man muss immer nach vorn gucken", sagte Batzer optimistisch und erklärt ein wenig das Verfahren des Schnapsbrennens.

Obst von Obstbauern und Streuobstwiesen und Weizenkorn wird eingemaischt und vergoren - die Maische also in einem Brennkessel mit Holzfeuerung erhitzt. Die Dämpfe werden in Feinbrenn-Kolonnen gereinigt, in einzelnen Boden kondensiert und das Destillat wieder gereinigt. Über einen Katalysator gelangt es in einen Kühler, wird wieder zurückkondensiert, wo es flüssig und mit 70 bis 80 Volumenprozent abgelassen wird. "Für einen Liter Alkohol bezahle ich 13,03 Euro Steuern", sagte Batzer, weshalb auch das Hauptzollamt des Brennen genehmigt.

Etwa sechs Wochen muss das Destillat noch lagern, damit sich die Aromastoffe verbinden und entfalten können und dann mit gereinigtem Wasser zu trinkbaren Bränden verdünnt. Eine Produktion, also ein Brand, bringt eine Ausbeute von cirka 70 Flaschen mit 0,35 Litern Inhalt. "Das hängt allerdings auch von der Qualität der Maische ab, so Pi mal Daumen gerechnet", erklärt Batzer, der dem Wirtschaftsbüro Richter aus Gernrode viel Unterstützung bei der Finanzierung seines Projektes zu verdanken hat. Vertrieben wird der Schnaps vom Hersteller selbst - sozusagen im Hausverkauf. Aber auch Hotels und Gaststätten der Region will er seine Obst- und Kornbrände anbieten, weil "immer mehr regionale Produkte gefragt sind". Doch bis es soweit ist, vergehen noch ein paar Wochen - dann ist auch neben dem schon bekannten Lüdde-Bräu ein Quedlinburger Schnaps auf dem Markt.