1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Ein neuer Platz fürs Amtsgericht

Ein neuer Platz fürs Amtsgericht

Von Rita Kunze 12.02.2008, 18:41

Quedlinburg/MZ. - Der Quedlinburger Finanzamtsvorsteher Gerhard Vullriede unternimmt eine Hausbesichtigung besonderer Art: In der eigenen Behörde zeigt er Justizministerin Angela Kolb das neue Amtsgericht in der Welterbestadt. Beim Rundgang vom Keller bis fast unters Dach werden Räume erklärt, Wände eingerissen und verschoben, Akten eingelagert, Ausblicke registriert. Theoretisch wenigstens, denn bis zum tatsächlichen Einzug der Richter und Justizmitarbeiter werden noch schätzungsweise drei Jahre vergehen.

Unkomplizierte Lösung

Erst nach dem Umzug des Finanzamtes in den sanierten Gebäudekomplex auf dem ehemaligen Mertik-Gelände am Klopstockweg ist der Weg frei für Amtsgerichtsdirektor Theo Buß und seine Mitarbeiter, ihre Büros im neuen Domizil in der Stadtmitte einzurichten. Derzeit arbeiten sie an der Grenze des Zumutbaren, das weiß auch die Ministerin.

Sie ist deswegen ganz froh über die Lösung, die sich in der Adelheidstraße anzubahnen scheint: Der bauliche Aufwand hält sich in Grenzen und lässt sich mit voraussichtlich rund 400 000 Euro umsetzen - sofern das Land das Geld bereitstellt. Gebraucht werden im künftigen Gerichtsgebäude vor allem ein Fahrstuhl, so genannte Vorführzellen und Verhandlungssäle. "Vom Grundprinzip ist das Gebäude so nutzbar", sagt Angela Kolb, "und die Bedingungen für die Mitarbeiter des Gerichts würden sich erheblich verbessern."

Darüber hinaus würde das Gericht ins Zentrum der Stadt ziehen. Ein weiterer Vorteil, denn der jetzige Standort sei nur schwer zu erreichen. Er bietet außerdem zu wenig Fläche - auch im Amtsgericht macht sich die Kreisfusion bemerkbar: Durch den Wechsel der Stadt Falkenstein zum Harzkreis seien drei Mitarbeiter eingestellt worden, deren Arbeitsplätze jedoch nicht optimal seien. Im ohnehin kleinen Gericht begann das große Umräumen. Der Direktor: "Wir mussten auch Dienstzimmer zu Archivräumen umrüsten."

In der Adelheidstraße sieht Buß das Gericht räumlich weitaus besser ausgestattet, gibt es doch am jetzigen Standort auf den engen Fluren nicht einmal genug Platz für Wartende. Geradezu großzügig wirken dagegen die Gänge in der Adelheidstraße. Doch was dem einen schon genug erscheint, ist dem anderen bereits zu wenig: Das Finanzamtsgebäude ist für seine Behörde zu klein, sagt Vorsteher Gerhard Vullriede.

Entscheidung für Stadt

Dennoch blickt er mit gemischten Gefühlen auf den bevorstehenden Umzug. Einen Schreibtisch leerzuräumen, sei immer ein seltsames Gefühl, sagt er, aber er sei wirklich froh, dass eine gute Nachnutzung des Hauses in Aussicht steht. Darin sind sich alle einig, und Quedlinburgs Bürgermeister Eberhard Brecht betont noch einmal die Wichtigkeit der Standortwahl: "Es wäre eine Entscheidung ganz im Sinne der Stadt." Die Kommune habe sich verpflichtet gesehen, für eine Nachnutzung des Hauses in der Adelheidstraße zu sorgen, wenn das Finanzamt nach Quedlinburg kommt. Damit sollte vermieden werden, "eine Ruine zu sanieren und eine neue Ruine zu schaffen". Ungeklärt ist noch die Frage, was künftig aus dem Gerichtsgebäude in der Halberstädter Straße werden soll, das nach dem Umzug leersteht. Dazu müssten noch Gespräche geführt werden, sagte die Ministerin.