1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Simulationszentrum: DRK-Simulationszentrum Quedlinburg: Wie Sanitäter den Einsatz bei Notfällen trainieren

Simulationszentrum DRK-Simulationszentrum Quedlinburg: Wie Sanitäter den Einsatz bei Notfällen trainieren

Von Petra Korn 05.09.2019, 07:56
Training unter realen Bedingungen: Dominique Janssen und Vanessa Korn versorgen den „Patienten“.
Training unter realen Bedingungen: Dominique Janssen und Vanessa Korn versorgen den „Patienten“. Korn

Quedlinburg - Ein 46-jähriger Mann ist an diesem noch ziemlich warmen Tag im Büro an seinem Schreibtisch zusammengesunken. „Ich wollte ihn zum Frühstück abholen, habe ihn aber gar nicht wachbekommen“, berichtet sein Kollege, der den Rettungsdienst alarmiert hat.

„Wir gucken erst einmal. Bleiben Sie bitte noch einen Moment hier“, sagt Dominique Janssen. Er und Vanessa Korn - beide im dritten Lehrjahr der Ausbildung zum Notfallsanitäter, er bei den Maltesern, sie beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) - arbeiten Hand in Hand:

Den 46-Jährigen ansprechen, Atemwege kontrollieren, den Pupillenreflex, dann Puls, Blutzucker und Temperatur messen: Schnell wird klar, dass der Mann unterzuckert ist - sein Kollege bestätigt, dass er sich öfter spritze; über mögliche Allergien weiß er nichts. Die beiden künftigen Notfallsanitäter alarmieren den Notarzt und beginnen mit der Versorgung des Patienten.

Was sie tun, wird durch Kameras aufgezeichnet und kann auf Bildschirmen genau verfolgt werden. Denn absolviert haben die beiden ihren Einsatz im neuen Simulationszentrum für Notfallversorgung beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Quedlinburger Ballstraße, das am Mittwoch den im Landkreis tätigen Rettungsdienst-Anbietern vorgestellt worden ist. Hier sollen künftig Teams, wie sie im Kreis im Einsatz sind, realitätsnah trainieren können.

Teams von Sanitätern können im Simulationszentrum realitätsnah trainieren

Erste Ideen für ein solches Simulationszentrum sind vor vier Jahren entstanden, sagt Thomas Lucke, der das Zentrum gemeinsam mit Dennis Göring - beide sind Praxisanleiter und Notfallsanitäter beim DRK - aufgebaut hat und leitet. Auch in der Notfallmedizin würden Szenarien nachgestellt und dabei gelernt, sagt Lucke.

Das sei auch das Wichtigste beim Training im Simulationszentrum: „der Erkenntnisgewinn durch Auswertung“. So werde die Videoaufzeichnung in einem separaten Raum in ganz kleiner Runde - ein Leiter des Zentrums, ein Praxisanleiter und das Team - angesehen und genau ausgewertet, ehe sie im Anschluss gelöscht wird.

Für den Aufbau des Zentrums haben sich Thomas Lucke und Dennis Göring unter anderem bei der Berufsfeuerwehr in Frankfurt am Main informiert und selbst verschiedene Lehrgänge besucht, um beispielsweise die Auswertungsgespräche führen zu können. „Es hat keinen Prüfungscharakter. Und es bleibt alles vertraulich“, betont Lucke.

Elf Szenarien können trainiert werden: Vom unterzuckerten Patienten über Fahrradunfall bis zu Verbrennungen 

Nach einem solchen Training den Ablauf selbst noch einmal sehen, Dinge hinterfragen, sie auswerten zu können, solle helfen, menschliche Fehler zu vermeiden, wie sie passieren könnten „beim siebten Einsatz nachts um zwei in der fünften Etage“.

Insgesamt elf Szenarien können bislang trainiert werden - vom unterzuckerten Patienten über einen Fahrradunfall bis hin zu schweren Verbrennungen nach einer Verpuffung beim Grillen. Hinzukommen soll als Nächstes ein Simulations-Rettungswagen.

Nutzen können sollen das Zentrum, für dessen Aufbau von Technik über Software bis hin zur Ausrüstung, wie sie real zum Einsatz kommt, und Übungsmedikamenten das DRK einige zehntausend Euro investiert hat, alle im Kreis im Rettungsdienst Arbeitenden:

Für DRK, ASB, Malteser und den Eigenbetrieb des Landkreises gibt es damit ein Angebot in der Region, für das bislang zum Beispiel nach Halle gefahren werden musste. „Wir arbeiten hier zusammen“, so DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Funke.

Auch ASB und die Malteser wollen das Trainingszentrum nutzen

„Wir werden das auf jeden Fall nutzen“, sagt Susanne Habenreich, Notfallsanitäterin und Praxisanleiterin beim ASB. Das sei sinnvoll zur Verbesserung der Qualität im Rettungsdienst und zur Schulung der Mitarbeiter, „weil sich auch ständig was ändert“.

Weil es in jedem Landkreis zu den Landesvorgaben noch einmal eigene, durch den Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes festgelegte Handlungsvorschriften gibt, wann der Notfallsanitäter was machen darf und muss, sieht es Susanne Habenreich als Vorteil, „wenn man in dem Landkreis, in dem man arbeitet, auch die Simulation machen kann“.

Vanessa Korn und Dominique Janssen sind mit dem Ablauf ihres „Einsatzes“ zufrieden. „Es war schon eine andere Situation. Aber wir haben das ganz gut abgearbeitet“, sagt Dominique Janssen. „Wir üben es in der Schule ja auch sehr oft“, fügt Vanessa Korn hinzu. (mz)

Eine der Einsatzsituationen, die im DRK-Simulationszentrum in Quedlinburg trainiert werden können.
Eine der Einsatzsituationen, die im DRK-Simulationszentrum in Quedlinburg trainiert werden können.
Junghans