«Die Päpstin» bleibt vollkommen tabu
Gernrode/MZ. - Denn seitdem wird dort gefilmt und der "Zutritt ist verboten", wie auf den vielen im Gelände verteilten DIN-A 4-Blättern in Klarsichtfolie zu lesen war. Und es soll sich hierbei mit über neun Millionen Euro um den wohl teuersten deutschen "Streifen" in diesem Jahr handeln - die Verfilmung des Roman-Bestsellers "Die Päpstin" von der US-amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross, die 1947 in New York City geboren wurde.
An der Romanverfilmung arbeitet Regisseur und Produzent Sönke Wortmann (49), und das schon seit 2007. Die Produktion hat Bernd Eichinger, Gründer der Constantin Film AG München und wichtigster Produzent des Unternehmens, übernommen. Allerdings ließen sich die Macher der "Päpstin" in Gernrode nicht über die Schulter schauen, machten trotz des eigens veranstalteten Riesentrubels ein Geheimnis aus ihren Dreharbeiten. Das Gernröder Filmset, der aktuelle Drehort, war auch für die örtliche Presse absolut tabu: keine offizielle Auskunft, kein Interview, kein Blick - nicht einmal ein winzigen - hinter die Kulissen, Fotoverbot und keine "richtigen" Schauspieler, wie die "Päpstin"-Hauptdarstellerin Johanna Wokalek (33), hautnah zu erleben.
"Wir wollen nicht, dass der Film schon vor der Premiere verpufft, wenn zu viel darüber in der Presse steht. Es ist nicht gewollt, dass über die Dreharbeiten berichtet wird. In einem Jahr zur Filmpremiere sind Sie herzlich eingeladen", hieß es von einer Sprecherin der Constantin Film AG München. Doch die MZ hat sich trotzdem umgeschaut, auch schon ein paar Tage vor dem ersten Dreh.
Seit dem 11. August rollten täglich Lkw auf das Kirchengelände, vollgestopft mit Filmausrüstungen, Technik, riesigen Scheinwerfern, Kulissenteilen und Baumaterial. Ein vollausgerüsteter Werkstattwagen, in dem ständig gearbeitet wurde, hätte jedes Hobbyhandwerkerherz höher schlagen lassen. "Jeden Tag wird hier ab 9 Uhr gearbeitet, manchmal bis abends nach acht", erzählte Manfred Mook, der seit zwei Jahren als Ein-Euro-Jobber für die Kirche arbeitet und nun dafür zuständig ist, dass niemand unbefugt auf das Gelände gelangt oder die insgesamt 135 Akteure am Set irgendwie stört. Mook hat auch die vergangenen Tage miterleben müssen, dass jede Menge Touristen, ohne die Kirche besichtigen zu können, wieder abreisten. "Heute früh waren es zwei Reisebusse, aber die Leute kamen nicht rein."
Neuer Kräutergarten
Gebaut und umgestaltet wurde viel, zusätzliche Mauern und Torbögen aus Kunststoffen errichtet, ein Kräutergarten im eigentlichen Kirchhof angelegt, Beleuchtung inklusive der elektrischen Leitungen mit Schaltern und Streckdosen entfernt und und und. Die Liste ist lang, denn schließlich soll alles am Ende richtig authentisch wirken, wie zu jener Zeit, als sich die Geschichte wohl zugetragen hatte. "Aber die Elektrik wird anschließend wieder neu installiert", weiß Hermann Thiele, ehemaliger Küster der Stiftskirche, der vor Ort ein Auge auf das Geschehen hat.
Im Gegenzug der Nutzung der Kirche als Drehort bekommt sie einen Obolus in unbekannter Höhe. Und obendrauf einen Teil des Kräutergartens, der wieder komplett abgebaut wird. "Das ist schön, dass wir das behalten können. Dann kann sich der Rasen, der sich eigentlich unter der aufgetragenen Erde befindet, wieder erholen", so Thiele. Sozusagen zwei "alte Hasen" waren auch in der Nähe des Sets anzutreffen, die Komparsen Reinhard Lorenz (59) aus Elend und Achim Erfurth (58) aus Wernigerode. Beide spielen Mönche, von denen es am Gernröder Drehort insgesamt 35 gibt. Ende 2004, als in Elend, Tanne und Schierke der Film "Die Könige der Nutzholzgewinnung" gedreht wurde, hatte sich Lorenz als Komparse beworben. Mittlerweile steht er schon das vierte Mal vor der Kamera und es macht ihm sehr viel Spaß. Und gut bezahlt wird das Hobby auch noch. "Immerhin 55 Euro pro Einsatztag, und wenn es abends etwas länger dauert, gibt es noch was zusätzlich. Das Fahrgeld von 15 Euro bekomme ich gleich auf die Hand", erzählt er. Wenn er gebraucht wird, informiert ihn eine Berliner Agentur und dann ist er zur Stelle.
Seit 15 Jahren dabei
Auch nicht ganz "unbeleckt" als Laiendarsteller ist Erfurth. Seit 15 Jahren ist er im "Filmgeschäft", hat auch schon eine kleine Rolle im "Polizeiruf" besetzt. "Seitdem fahre ich, wenn irgendwo Castings sind, dort hin und bewerbe mich", sagte Erfurth, der seinen siebenten Filmeinsatz hatte. Spätestens Freitagabend ist aber für beide das Leben eines Mönches vorerst vorbei. Dann kehrt wieder Ruhe in die Stiftskirche und deren Gelände ein. Das Set wird abgebaut und weiter geht es für die Filmcrew. In etwa vier Wochen sogar bis nach Marokko, wo alles etwas billiger, aber die Kulisse einmalig ist.