Die Edlen von Querfurt Die Edlen von Querfurt: Stadt wirbt erstmals mit ihrem regionalen Produkt

Querfurt - Jeden Tag schaut Rainer Hübbe nach dem Rechten. Er geht die Reihen entlang und hebt vorsichtig eine der zierlichen Weinblüten an. Sie ist noch nicht ganz aufgegangen, aber wenn sich das Wetter noch etwas hält, dann könnte sie bald in voller Blüte stehen. „Das Wetter der vergangenen Wochen war gut für den Wein und wenn es so bleibt, könnte es ein gutes Jahr werden“, sagt Hübbe. Er steht auf dem Weinberg St. Bruno in Querfurt. Seit über 10 Jahren gibt es den Weinberg im Besitz der Stadt. Er ist aber nur wenig bekannt. Das soll sich ändern.
Mit dem ersten Weinbergfest überhaupt wird der Wein, der Weinberg und die Arbeit dort vorgestellt. Die Stadt will das was sie zu bieten hat, besser vermarkten und das geht mit Wein und Geschichte sehr gut. „Wir wollen unser touristisches Potenzial weiterentwickeln“, sagt Bürgermeister Andreas Nette (parteilos).
Jeder soll wissen, dass Querfurt auch einen Weinberg hat
Jeder soll wissen, dass Querfurt auch einen Weinberg hat. Denn neu ist der Anbau in der Quernestadt nicht, aber sie haben es sich noch nicht richtig zunutze gemacht. Bei der Vermarktung wird gezielt Bezug auf die Geschichte genommen. Nicht von ungefähr kommt der Name „Edler von Querfurt“. „Das ist natürlich an die Edlen von Querfurt angelehnt, die auf der Burg gelebt haben“, so Nette.
Für den historischen Exkurs ist an diesem Tag Matthias Henniger, Geschäftsführer vom Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, vor Ort. Er zeigt den Gästen, wo einst das Kloster Marienzell gestanden hat, das in Bezug zum Weinberg steht. Denn den Aufzeichnungen der Edlen von Querfurt ist es zu verdanken, dass bekannt ist, dass auch schon Mitte des 12. Jahrhunderts Wein an eben dieser Stelle angebaut wurde. „Marienzell ist ursprünglich an der Lautersburg entstanden. Doch als Grenzbefestigung wurde es bald obsolet“, so Henniger.
Mit der Reformation löste sich das Kloster mehr und mehr auf
Daraufhin wurde das Kloster gegründet, für das die Edlen von Querfurt die herrschaftlichen Belange übernommen und das Kloster in das Quernetal zwischen Lodersleben und Querfurt angrenzend zum heutigen Weinberg gebaut haben. Doch mit der Reformation löste sich Kloster mehr und mehr auf, bis es während des 30-jährigen Krieges abgebrannt ist.
Die noch verbleibenden Ruinen sollen genutzt worden sein, um die Schäden an der Stadtkirche nach einem Brand im 16. Jahrhundert wieder herzustellen. „Wir haben mit Schallwellen nach den Befestigungsmauern in der Erde gesucht und sie auch gefunden. Man kann deutlich den dreibogigen Chorraum erkennen“, so Henniger.
Weinberg Querfurt: Hang ist günstig für Anbau
Ein paar Jahrhunderte später, von der Geschichte zur Gegenwart: Gekauft hat die Stadt den Weinberg 2005 und die erste Lese 2007 gemacht. Heute wachsen dort vor allem die Rebsorten Gutedel und Blauer Zweigelt. „Im vergangenen Jahr haben wir 4,5 Tonnen Trauben gelesen“, sagt Hübbe beim Blick auf die 4.500 Quadratmeter große Rebfläche. Günstig ist der Hang für den Weinbau allemal, sagt Hübbe, der selber noch zwei Weinberge in Steigra hat.
Der Hang werde von der Sonne aufgewärmt und angestrahlt und die ist für den Fruchtzuckergehalt in den Beeren entscheidend. „Es wäre zwar noch ein ganzes Stück Fläche frei, aber das ist da unten wie eine Senke wo sich kalte Luft fängt und das wäre nicht gut für die Pflanzen.“
Weinberg in Querfurt ist in kommunaler Hand
Mit der aufwendigen Pflege und viel Liebe des Winzers sei die Qualität des Weines spürbar gestiegen, lobt Bürgermeister Nette die Arbeit des Rentners. Der Weinberg ist zudem in kommunaler Hand, gehört also der Stadt. Das ist zwar einigermaßen unüblich, aber für die Quernestadt eine gute Investition, wie Nette glaubt.
Mit dem Weinbergfest wurde nun der Anfang gemacht, den Wein mehr in die Breite zu tragen. Das regionale Produkt soll aber auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt werden. „Wir haben das Angebot bekommen den Wein am Stand des Landkreises bei der Grünen Woche in Berlin zu zeigen. Das werden wir natürlich machen.“ (mz)
