Die Dicke mit dem satten Sound
Thale/MZ. - Dabei ist "die Dicke", wie sie von ihren Liebhabern gern genannt wird, ziemlich versoffen. Und laut ist sie auch. Die Thalenser konnten sie am Wochenende bewundern - die Yamaha Wildstar XV 1 600 A.
Fahrerlager Wendhusen
Einige hundert Motorräder dieses begehrten Typs und ihre Fahrer bevölkerten und beschallten die Bodestadt anlässlich des 8. Internationalen Wildstar-Treffens Deutschland. Nachdem sich die "Wilder"-Familie vor zwei Jahren auf Mallorca und 2007 am Fuße der Loreley traf, ließ sie sich diesmal im Bodetal nieder. Das Kloster Wendhusen wurde zum Fahrerlager, die einstigen Gutsscheunen zur Partyzone und zur Futterkrippe.
Der Wahl-Thalenser Andreas Hähnel hatte den Tross nach Thale geholt. Mit Rolf Block (Gatersleben) bildete er auch das "Chef"-Gespann, wie auf den Basecaps zu lesen war. Das Kapuzen-Shirt wies sie zugleich als "BB-Wilder" aus, als "Uffpasser". Das "BB" steht für Berlin-Brandenburg. Als gebürtiger Berliner konnte Hähnel hier am leichtesten die nötigen Ordnungskräfte rekrutieren. Im Gegensatz zu den berüchtigten Motorrad-Clubs "Bandidos" und "Hells Angel" sind die "Wilder" eine lockere, friedvolle Gemeinschaft. "Ohne Präsident und Gebietsansprüche", wie sie schmunzelnd gestehen.
Und so wurden sie auch von Bürgermeister Thomas Balcerowski offiziell begrüßt. Etwa 270 Maschinen und ihre Piloten aus Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und den Niederlanden füllten den Rathausplatz, von den "Eingeborenen" interessiert beäugt. Doch nur Thales Kulturfee Kerstin Schlicht wagte sich auf eine Wildstar, ließ sie mehrfach unter dem Jubel der Zuschauer aufheulen. Ihre Hupe wurde allerdings als zu "freundlich" empfunden.
Kein Wunder. Als sich das knatternde Geschwader in Bewegung setzte, um den Hexentanzplatz anzusteuern, begann ein ohrenbetäubendes Konzert unzähliger Tuten und Tröten, Sirenen und Nebelhörner. Auf mancher Maschine schien ein stimmgewaltiger Gockel zu sitzen. Hähnel übernahm die Führung des Pulks, allerdings im Auto. Aber mit Blaulicht. Der Sanitäter vom Dienst folgte ihm per Krad, wenn auch auf einer Suzuki. Das Fahrzeug der Schnellen Medizinischen Einsatzgruppe bildete den Schlusswagen. Was jedem Rekruten ein Graus ist, macht den Bikern Spaß: Kolonne fahren. "Das ist einfach schön", gesteht Michael Maas der MZ. Dem Oldenburger gefällt auch, "wie die Leute gucken, wenn wir angedonnert kommen".
Und was gefällt ihm an der Wildstar? "Der große Hubraum von 1 600 ccm, der satte, laute Sound und natürlich das Aussehen", weiß der AEG-Mitarbeiter, der 11 500 Euro für seinen Liebling hinblätterte.
"Bikes gucken"
Und was machen die "Wilder" im Kloster? "Bikes gucken, Benzin quatschen (d.h. plaudern. die Red.), Party", sagen sie unisono. Auch ein professionelles Foto-Shooting gab es, mit leicht bekleidetem Model auf oder an der Wildstar. "Aber nichts Obszönes", fügt Hähnel hinzu. Trotzdem: "Schöne Körper gibt s für beiderlei Geschlecht zu sehen", hatten die Organisatoren angekündigt. Als "Texas-Mike" in der Nacht zum Sonntag die Bühne räumte, fielen die Hüllen. Thales Hexen, die am Freitagabend vorbei schauten, legten dagegen lediglich den Besen ab.
Geschossen wurde auch, jedoch nur von den Landsknechten der Altertumsgesellschaft. "Gefällt mir hier", hatte Maas schon am Sonnabend festgestellt. Vielleicht komme er wieder - mit seiner "Dicken".