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Der Frühling spornt die Kröten an

Von MARION POCKLITZ 30.03.2010, 15:27

KÖNIGERODE/MZ. - Zehn Kilometer Sicherheit gibt es zur Zeit im Landkreis Harz für Erdkröte und Co. Die Frostfreiheit und Temperaturen um die zehn Grad über einen längeren Zeitraum locken gleich mehrere Amphibienarten derzeit aus ihren Winterquartieren.

Auf der Wanderung zu den Laichgewässern legen die Amphibien zwischen 100 Meter und mehreren Kilometern zurück. Was durchaus nicht ungefährlich ist, kreuzen doch viel befahrene Landstraßen ihren Weg. Deshalb wird ihnen vom Landkreis mit Krötenzäunen geholfen, die in den zurückliegenden Tagen aufgestellt wurden. Diese sollen verhindern, dass Kröte, Unke, Lurch oder Grasfrosch sprichwörtlich unter die Räder kommen. Immerhin wurden allein 2008 im Landkreis Harz 5 885 Erdkröten, 63 Grasfrösche, 318 Bergmolche, 474 Teich- und Fadenmolche und acht Feuersammler mit dieser Methode "gerettet."

"Das ist jedes Jahr für uns eine gigantische Herausforderung. Denn hier in der Harzregion haben wir eine große Anzahl von Arten. Mehr als in ganz Sachsen-Anhalt", erklärt Egbert Günther, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. 18 flexible Zäune müssen deshalb an den Gefahrenstellen in der Harzregion aufgestellt werden. "Nach der Wende waren es nur vier Zäune. Doch die Erfahrungen der Jahre haben gezeigt, dass es viel mehr Gefahrenstellen gibt", ergänzt Veronika Kartheuser, Sachbearbeiterin für Artenschutz und Schutzgebiete. Allein im Bereich Quedlinburg betreffe das neun, in Wernigerode sieben und in Halberstadt zwei Stellen.

Im Bereich Quedlinburg ist eine davon in Königerode. Hier wollen die Amphibien zum Mönchsteich. "An dieser Stelle haben wir im vergangenen Jahr 3 040 Erdkröten gezählt", sagt sie. Nur am Anfang und am Ende des Zauns sind Eimer in der Erde, damit die Kröten nicht um den Zaun herumkommen. "Ansonsten sind wir von der Eimer-Methode wieder abgewichen. Die Eimer wurden geklaut", erzählt sie. "Außerdem haben Waschbären die Eimer als leckeren Futtertrog benutzt", ergänzt Egbert Günther. Jetzt müssen die Amphibien am Zaun sitzen bleiben, bis die Mitarbeiter der Behörde sie einsammeln und am Laichgewässer in die Freiheit aussetzen. "Das passiert einmal am Tag. Besonders nachts, aber auch an Regentagen sind die Tiere unterwegs. Scheint die Sonne, droht die Gefahr einer Austrocknung. Da wandern die Kröten dann nicht. Insgesamt zehn Stellen fahren die Kollegen an", erklärt sie weiter. Ehrenamtliche Helfer für diese Aufgabe zu finden sei sehr schwierig, denn nicht jedem liege der Umgang mit Kröten.

Die Krötenwanderung dauere etwa bis Anfang Mai. Bis dahin seien die "Eltern-Kröten" längst wieder auf dem Rückweg. "Sie laichen nur und wandern wieder zurück. Auch hier wird ihnen über die Straße geholfen. Während die Hinwanderung sehr massiv ist, streckt sich die Wanderung zurück hin. Einige verweilen noch am Teich", so Veronika Kartheuser. Die "Kinder" müssen dann zusehen. Sie verlassen erst im Juni den Laichplatz.