Der Fisch und die Schildkröte
Schielo/MZ. - Denn es gibt sie: die Zuchtkois, die weit mehr kosten - bis hin zum Preis eines Kleinwagens.
Eigentlich machte der 32-Jährigen sein Hobby zum Beruf. "Vor 16 Jahren habe ich den ersten Gartenteich gebaut und wollte dann unbedingt Kois haben", erzählte der Tierliebhaber und passionierter Taucher. Für ihn ist die Unterwasserwelt und Farbenvielfalt der verschiedenen Fische absolut faszinierend. Einst hatte er zehn Jahre als Versicherungsvertreter im Außendienst gearbeitet. Doch diesen Job wolle er nicht mehr länger machen - auch aus moralischen Gründen. Deshalb entschloss er sich im Mai 2006 mit der Koi-Farm eine eigene Firma zu gründen. Auf 1 600 Quadratmeter, dem Grundstück seines Vaters und Pachtland, standen anfangs fünf Zelte und sechs Rundbecken für die Kois.
Im vergangenen Jahr hatte er sieben Mal mehrere hundert Kois aus Thailand importiert, weil sie dort in großen Mengen viel günstiger sind als japanische Tiere. Jetzt bestellt er auf einen Schlag zwischen 2 000 und 3 000 Kois in verschiedenen Größen. "Die Menge bringt's", so Günther. Einmal bezog er seine Ware auch aus Israel. Doch die werden mit dem eigentlich für Kois tödlichen KAV-Virus geimpft, um ein dagegen ein eigenes Immunsystem aufzubauen. "Das ist in Europa unter den Fachleuten sehr umstritten", weiß Günther.
Er baute sich dann auch ein Schaubecken mit riesiger Außenfilteranlage - 2,50 Meter tief und acht Meter lang, in das 60 000 Liter Wasser passen. 20 000 Euro mussten dafür investiert werden. Absolut faszinierend ist, das sich die Kois streicheln und füttern lassen. "Wir haben auch schon mit ihnen zusammen gebadet, um Berührung mit den Tieren zu haben", sagte er und meinte mit "wir" seine sechsjährige Tochter Jaqueline. Einige Kois überwintern auch im Schaubecken, denn das Saisongeschäft geht je nach Wetterlage von Mai bis September. Während dieser Zeit übernachtet Maik Günther auch in seinem Wohnwagen auf der Farm, um eine gewisse Kontrolle über seine Anlage zu haben. "Sonst kann ich kein Auge zu machen, wenn ich zu Hause schlafen würde", sagte er lächelnd, der mit seinem Vater Hans Hermann (62) und seinem Kusscousin Marcus Günther täglich zwei freiwillige und fleißige Helfer an seiner Seite hat und ihnen dafür sehr dankbar ist. Auch von der Gemeinde bekam er jegliche Unterstützung für sein Geschäft, was notwendige Genehmigungen anbelangte.
Mittlerweile haben feste hölzerne Unterstände die Zelte abgelöst, und demnächst soll sich die Zahl der Becken auf acht erhöhen. Derweil kann Maik Günther noch mit einer weiteren Rarität auf warten - einem Streichelzoo mit Kamerun- und Schwarzkopfschafen, einem Pony, Zwergziegen, Zwergkaninchen und Meerschweinchen. Damit schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn, kommen die Kunden mit ihren Kindern, können die sich mit den Tieren beschäftigen, während die Eltern ihr Geschäft abwickeln. "Und die Kinder können die Tiere auch anfassen, was für sie eine besondere Erfahrung ist", weiß Günther, der 300 Euro monatlich für die gesamten Futterkosten aufbringen muss. Ein wenig Geld in die Futterkasse, weil der Eintritt im Streichelzoo kostenlos ist, fließt auch durch Spenden in die Sammelbüchse.
Aufgebaut hat auch eine Schildkrötenauffangstation mit derzeit fünf Tieren. Denn, wenn die Untere Naturschutzbehörde solche Tiere wegen nicht artgerechter Haltung oder Krankheit beschlagnahmt hat, müssen sie irgendwo untergebracht werden. Maik Günther päppelt die kranken Schildkröten wieder auf, die auch medizinisch behandelt und betreut werden. "Die Auffangstation dient aber der Aufklärung für diejenigen, die sich für die Schildkrötenhaltung entscheiden wollen", sagte Günther. Aber die absolute Attraktion auf der Koi-Farm ist der neunjährige Charlie - eine Sporenschildkröte mit dem stattlichen Gewicht von 46,5 Kilogramm. Diese Schildkrötenart kann bis zu 300 Jahre alt werden. Und Charlie gehört mit zu den besten Freunden unter all den Tieren, mit denen sich Tochter Jaqueline gern beschäftigt. Das freut natürlich auch ihre Mutter Mandy (27) besonders, die ihren Mann, mit dem sie seit vier Jahren verheiratet, aber schon zehn Jahre zusammen ist, gern bei seiner Arbeit unterstützt. "Ich bin auch ein Tierfreund, weil ich mit Tieren aufgewachsen bin. Und es macht Spaß. Ich bin für alles offen, was kurios ist", erzählte sie. Dass das Geschäft gut für Maik Günther läuft, hat er seinen etlichen Stammkunden zu verdanken, die die Farm weiter empfehlen. "Den Großteil der Kunden habe ich durch Mundpropaganda gewonnen", weiß Günther, der ihnen für ihrer Treue besonders dankt.
Öffnungszeiten: Montag 9 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Sonnabend 9 bis 20 Uhr, Sonntag nach Vereinbarung. Telefon 0162 / 1707967 oder www.koifarm-schielo.de