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Den Rat gibt es zum Nulltarif

Von Elfi Schurtzmann 19.10.2005, 14:09

Rieder/MZ. - Mache haben ihre Früchte sogar hochglanzpoliert, andere wieder sehen es mickrig aus und haben etliche Wurmstiche. Das macht aber nichts, sagt Obstsortenbestimmer Sigurd Schossig, der auf Einladung der Ortsgruppe Stecklenberg des Naturschutzbundes (Nabu) diese kostenlose Obstsortenbestimmung vornahm.

Und der Fachmann hatte alle Hände voll zu tun, denn die Schlange Wartender wollte gar nicht abreißen. Zwei Männer aus Hedersleben waren schon ganz ungeduldig. Sie hatten gleich einen großen Lesekorb voller Äpfel mitgebracht und erzählten, dass die Früchte von den Streueobstwiesen am Kloster Hedersleben stammen. Geduldig nahm sich der Fachmann Sorte für Sorte vor, bestimmte sie und hatte noch so manchen praktischen Tipp hinsichtlich der Lagerfähigkeit parat. Es handelte sich um Sorten aus der Müncheberger Züchtung sowie um den Großen Rheinischen Bohnapfel.

In der Warteschlange standen auch zwei Frauen, die vier Äpfel in der Hand hielten. So lecker sahen die aber nicht mehr aus. Sie waren klein und schrumpelig und zudem auch noch grasgrün. Deshalb hatte der Fachmann bei der Sortenbestimmung dann auch so seine Probleme. Mehr Glück hatte da schon Kurt Heinecke aus Rieder. Er hat in seinem Garten einen über 100 Jahre alten Apfelbaum stehen. Niemand konnte ihm bisher sagen, um welche Sorte es sich handelt. Sigurd Schossig schaute in seinem schlauen Büchlein nach und sagte dem Rentner, dass es sich um die Sorte "Alexander Lucas" handele. Heinecke will den Baum veredeln und wollte daher wissen, ob und wo es die Sorte noch zu kaufen gibt. Die Apfelsorte gibt es noch, wusste Schossig und machte den Rentner glücklich. Auch der Quedlinburger Charles Wriege freute sich, dass ihm der Fachmann helfen konnte. "Ich meinem Garten steht ein 56 Jahre alter Apfelbaum, dessen Früchte im Geschmack zwar etwas herb, aber dafür sehr saftig sind. Jährlich ernte ich zwei bis drei Zentner dieser leckeren Früchte", sagte Wriege.

Andreas Kressin aus Badeborn hat es vor Jahren aus dem Rheinland in den schönen Harz verschlagen. In Badeborn bewirtschaftet er zwei große Streuobstwiesen, baut auch Gemüse an. Auf einem großen Tisch hatte er alle Apfel-und Birnensorten, die bei ihm wachsen und gedeihen, ausgelegt. Die Leute kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Manche Sorten kannten sie überhaupt nicht. So kam Kressin mit dem einen oder anderen ins Gespräch. Und das alles gab es zum Nulltarif.