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Buchhandlung Gebecke Buchhandlung Gebecke in Quedlinburg: Eine Nische die bleibt

Von Rita Kunze 27.08.2019, 05:58
Jens Jürgens in seiner Buchhandlung in der Pölkenstraße.
Jens Jürgens in seiner Buchhandlung in der Pölkenstraße. Marco Junghans

Quedlinburg - Jens Jürgens setzt sich in den schnörkeligen Sessel, zu dem man über ein paar Treppenstufen zum antiquarischen Teil der Buchhandlung Gebecke gelangt. Umgeben von Literatur vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte, spricht der Quedlinburger Buchhändler über eine Auszeichnung, die er bekommen wird und von der er noch nicht genau weiß, wie groß sie denn eigentlich ist.

Fest steht: Die Buchhandlung Gebecke in der Pölkenstraße, familiengeführt in fünfter Generation, wird mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.

Doch erst bei der Preisverleihung im Oktober in Rostock wird Jürgens erfahren, ob er sich über ein vier- oder fünfstelliges Preisgeld freuen darf. Kulturstaatsministerin Monika Grütters wird das erst dann bekanntgeben.

118 Buchhandlungen Deutschlands wurden ausgewählt

Das Geschäft gehört zu den 118 Buchhandlungen aus ganz Deutschland, die für den Preis ausgewählt wurden. „Es ist eine Anerkennung inhabergeführter Buchhandlungen“, sagt Jürgens, der dabei den Westen „überproportional vertreten“ sieht.
Ein Beispiel: Den Preis bekommen zwei Buchhandlungen in Sachsen-Anhalt, gleichzeitig aber auch zwölf in Baden-Württemberg.

Jens Jürgens: „Meine Eltern waren da hinterher, haben mich immer angespitzt, mich zu bewerben.“

Jürgens hat sich zum dritten Mal beworben und dieses Mal erfolgreich. „Meine Eltern waren da hinterher, haben mich immer angespitzt, mich zu bewerben“, sagt er. „Deswegen freut mich das besonders. Es ist keine Auszeichnung für mich, sondern für das ganze Team und für meine Eltern, von denen ich das Geschäft übernommen habe.“

Seinen Beruf verdankt Jens Jürgens der Familientradition: „Ich bin Buchhändler, weil alle Buchhändler waren“, sagt er, und hadert damit nicht. Denn die Buchhandlung - 1881 von Wilhelm Gebecke als Leihbibliothek gegründet - biete ihm die Sicherheit, auch andere Projekte angehen zu können.

Jürgens ist theateraffin und agiert als Mönch in „Der Name der Rose“ , er engagiert sich in der Interessengemeinschaft „Quedlinburger Landpartie“ und hat die Veranstaltungsreihe „Gebecke live“ ins Leben gerufen, für die Schauspieler wie Christian Berkel oder Sky du Mont, Autoren wie Axel Hacke, Guido Knopp und Stefan Aust nach Quedlinburg kommen.

Es ist ja nicht so, dass die Leute weniger lesen. Sie lesen nur anders.“

Veranstaltungen wie diese sind eine Antwort des Buchhändlers auf die Digitalisierung: „Mit Analogem kommt kein Internet mit - wenn zum Beispiel der Autor selbst aus seinem Buch liest.“ Die klassische Buchhandlung sei eine Nische geworden, „aber die bleibt. Es ist ja nicht so, dass die Leute weniger lesen. Sie lesen nur anders.“

Gegen die Digitalisierung anzukämpfen, sei nicht zu schaffen: „Es gibt ein paar Global Player, die alles in der Hand halten.“ Deswegen setze er auf soziale Netzwerke, um zu zeigen, was vor diesem Hintergrund machbar ist.

Und wie hält er es selbst mit dem Lesen? „Ein Buch pro Monat sollte schon sein“, sagt er und zeigt, was bei ihm schon lange auf der Liste stand und nun Lektüre ist: „Wiener Straße“ von Sven Regener. (mz)