Brühlgaststätte in Quedlinburg Brühlgaststätte in Quedlinburg: "Wir brauchen Baurecht"

Quedlinburg/MZ - Den mehr als zwei Jahrzehnten Leerstand hat die alte Brühlgaststätte kaum noch etwas entgegen zu setzen: Das Haus zerfällt zusehends. Nun will es Hartmut Heger zu neuem Leben erwecken. Seine Touristik Harz GmbH hat das Gebäude erworben. „Der Brühl als Ensemble ist untrennbar verbunden mit der Gaststätte“, sagt er. In der Tat: Seit dem 19. Jahrhundert gibt es am Rande des Parks eine Gaststätte.
Die Gaststätte im Quedlinburger Brühl gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Nach der Wende war sie zunächst in den Händen der Treuhand. Die späteren Besitzer beließen es aus finanziellen Gründen bei Sicherungsmaßnahmen. Die von ihnen hinterlassenen Schulden und damit Forderungen der Stadt an sie lagen im Jahr 2012 bei knapp 6 000 Euro. Hinzu kamen Schulden bei zehn anderen Gläubigern in Höhe von 76 000 Euro plus Zinsen.
Allerdings steht Heger vor dem Problem, ein baufälliges Haus auf einem Grundstück zu besitzen, das im Trinkwasser- und Landschaftsschutzgebiet und im Außenbereich liegt - und das deswegen kaum bebaubar ist. „Wir brauchen Baurecht“, sagt Heger. Chancen für einen Wiederaufbau gäbe es nach Auskunft des Landkreises nur, wenn die alte Gaststätte unter Denkmalschutz stünde. Das ist nicht der Fall, doch der Quedlinburger Hotelier will das angehen; Vorgespräche mit der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis habe es gegeben, sagt Heger.
Wenig Aussichten auf Erfolg
Oliver Schlegel, Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde, bestätigt das. Zugleich sieht er bei Hegers Vorhaben wenig Aussichten auf Erfolg: Als Ruine würde das Gebäude nicht unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Entscheidung darüber aber obliege dem Landesamt für Denkmalpflege in Halle.
Dort liegt bislang kein Antrag auf Unterschutzstellung vor, sagt Ingolf Herbarth, Gebietsreferent in der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege. Ob die Ruine überhaupt unter Denkmalschutz gestellt würde, bleibt unklar: Schutz und Erhaltung müssten im öffentlichen Interesse liegen, heißt es. „Ein solches öffentliches Interesse ist gegeben, wenn das jeweilige Objekt besondere geschichtliche, kulturell-künstlerische, wissenschaftliche, kultische, technisch-wirtschaftliche oder städtebauliche Bedeutung aufweist.“ Und weiter: „In dieser vielfältigen Denkmallandschaft des Landes Sachsen-Anhalt genießen auch Ruinen Denkmalschutz. Sie sind aber nur dann denkmalwürdig, wenn sie noch genügend Aussagekraft besitzen. Ob ein Gebäude beziehungsweise eine Ruine die hohen Anforderungen des Denkmalschutzgesetzes erfüllt und damit denkmalwürdig ist, muss immer im Einzelfall geprüft werden.“
Wie viel eine Sanierung kosten würde und was Heger mit dem Gebäude vor hat, lesen Sie auf Seite 2.
Der Landkreis Harz hatte das Grundstück vor geraumer Zeit mit einem Bauzaun gesichert, denn das Haus „geht vom Dreidimensionalen ins Zweidimensionale über“, wie es Schlegel formuliert. Damit wäre es Bauschutt, der im Trinkwassereinzugsbereich nichts zu suchen hat. Chancen, dass an gleicher Stelle noch einmal eine Gaststätte entstehen kann, sieht der Denkmalschützer des Kreises nicht. „So schön, wie es wäre - und ich weiß, dass sich viele alte Quedlinburger das wünschen würden, denn es hat Tradition und wäre eine wunderbare Bereicherung - planungsrechtlich ist das Vorhaben nicht durchführbar.“
Heger demonstriert trotz allem Optimismus. Er spricht von Rückbau und erhaltungsfähigen Teilen, zu denen das Tonnengewölbe des Hauses gehören würde. Die Bauarbeiten könnten Ende 2015 beginnen, 2017 wäre dann alles fertig. „Es wird gehandelt, sobald die Stadt in ihre Pflicht rutscht“, sagt der Hotelier und meint damit die Uferbefestigung des angrenzenden Holländergrabens.
Die Kosten für den Wiederaufbau beziffert Heger auf „600 000 Euro netto“. „Momentan gibt es sehr günstige Zinsen, das kommt dem Vorhaben zupass“, sagt er. In dem Gebäude soll laut Heger nicht nur ein Café untergebracht werden. Auch das Welterbezentrum der Stadt Quedlinburg - Teil des Welterbe-Managementplans - kann er sich in dem Haus am Brühl vorstellen. Heger blickt auch auf die Landesgartenschau 2022: „Besucherpavillon, Büro und Verwaltung“ hätten in dem Gebäude Platz.