Bonifatiuskirche in Ditfurt Bonifatiuskirche in Ditfurt: Ständiger Streit um die Orgeln

DitfuRT/MZ - Schon von weitem grüßt nach Einbruch der Dunkelheit der leuchtende Adentsstern im Turm der Ditfurter Bonifatiuskirche die Reisenden und Besucher. „Das im Oberdorf stehende Gotteshaus ist aus allen Himmelsrichtungen gut zu sehen“, erzählt Hans-Jürgen Gröpke stolz. Der Blick vom Turm reiche weit ins Land. Seit diesem Jahr ist er Vorsitzender des Gemeindekirchenrates (GKR), nachdem zuvor über eine sehr lange Zeit seine Frau Ortrud das Amt ausübte.
Eine erste, St. Bonifatius gewidmete Kirche stand bereits seit dem 12. Jahrhundert im Ort, unweit der wichtigen Handelsstraße von Leipzig nach Braunschweig. Erbaut wurde sie von Mönchen des Klosters Fulda. Der Reichtum der Kirche und die Baufälligkeit des Hause führten dazu, dass sie 1568 abgerissen und mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen wurde. 1582 konnte sie eingeweiht werden.
Der westlich des Schiffs befindliche Kirchturm stammt mit seinem 15 Meter hohen Turmstumpf vom Vorgängerbau. Markant sind seine aus Spitzbögen und Säulen gestalteten Schallarkaden. „So ist eine Mischung aus spätromansich und neogotisch entstanden“, beschreibt Gröpke den Turm.
Orgel war 28 Jahre im Dienst
Für den Einbau einer Orgel durch den Quedlinburger Orgelbauer Johann Decker, vermutlich war es das erste Instrument seiner Art in einer Ditfurter Kirche, musste das Gebäude ab 1683 umfangreich verändert werden. „Zuvor wurden die Böden als Getreidelager genutzt“, berichtete Gröpke von Zeiten, in denen sich die Kirche ihren Unterhalt selbst verdienen musste. „Für das schwere Instrument wurde die Holzdecke durch Tonnengewölbe ersetzt und eine Empore errichtet.“ Diese Orgel versah allerdings nur 28 Jahre ihren Dienst, 1713 wurde sie durch eine größeres Instrument abgelöst. 1759 erfolgte eine erneute Erweiterung der Kirche gen Osten. Dadurch entstand eine Sakristei, auch Kanzel und Altar wurden neu angeschafft. Die Orgel stammte vom Köthener Johann Christian Zuberbier, einem Schüler des berühmten Meisters Gottfried Silbermann.
„Immer wieder gab es Streit um die Orgeln wegen des Klangvolumens, der Leistungsfähigkeit und der Kosten“, weiß der GKR-Vorsitzende aus einer Festschrift von 2006, die zur Wiedereinweihung der restaurierten Röver-Orgel erstellt wurde. Selbst die 1862 fertiggestellte Orgel vom Hausneindorfer Orgelbauer Adolf Reubke hielt der Kritik nicht stand und wurde 1903 durch das noch heute existierende Instrument von Ernst Röver ersetzt. „An der Sanierung beteiligten sich 55 Spender, die für 150 Euro Patenschaften für die Prospektpfeifen übernahmen“, betont Gröpke das Engagement für die Kirche, die „seit der Wende fleißig saniert wird“. Mit Pinsel und Farbe erneuert Claudia Marschner derzeit fachgerecht die Ausmalungen an den Wänden und Säulen. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt die Angestellte eines Blankenburger Restaurationsbetriebes.
Ein Problem sei der Schwamm, weshalb derzeit auch noch viel im Inneren gewerkelt wird. „Bis zum Ende dieser Woche sollen die Arbeiten an den Säulendecken aber beendet sein“, kündigt Gröpke an, „so dass wir sie ab viertem Advent für die Festtage nutzen können.“ Im nächsten Jahr sind die Wände und die Fenster geplant, die einst von der Quedlinburger Glaswerkstatt Müller hergestellt wurden.
Festwoche zur Wiedereinweihung des Rathauses
Zu den Feiertagen herrscht reger Betrieb in der Kirche, wie zum Weihnachtskonzert mit dem Vokalensemble „Con gusto“ am Sonnabend ab 17 Uhr oder der Christvesper mit Krippenspiel am Heiligabend zur gleichen Zeit. Ein Vorteil des 1903 eingeweihten Gotteshauses sei schließlich die Heizung, wodurch sie für viele Veranstaltungen genutzt werden könne, erklärt Gröpke. „Der Beginn 2014 wird mit dem Neujahrskonzert am 6. Januar feierlich begangen.“
Höhepunkt soll am 10. Juni 2014 das Konzert zum Beginn der Festwoche zur Wiedereinweihung des Rathauses und der 1040-Jahr-Feier sein. „Karten für den Kosakenchor um Peter Orlow gibt es schon jetzt beim Festkomitee“, sagt Gröpke.
„Im nächsten Jahr steht diese Kirche seit 111 Jahren“, erklärt der Kirchenmann die Ereignisse vom Beginn des 20. Jahrhunderts. „Damals wurde entschieden, die einsturzgefährdete Kirche durch einen Neubau zu ersetzen, der mit 500 Sitzplätzen am 11. August 1903 eingeweiht wurde.“ Für die Bauphase musste ein Ersatz geschaffen werden, „unsere heutige Winterkirche“. Eine weitere Bedingung war, dass 500 Leute beim Bau beschäftigt werden. „Den Baumeister spielte der Pfarrer Brandt.“
Vieles im Gotteshaus sei inzwischen saniert, freut sich Gröpke. Er weist noch auf eine weitere Besonderheit hin: Thomas Buchholz bedient die Kirchenglocken manuell. „Einen besseren können wir uns gar nicht nicht wünschen.“
