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Blättern, staunen, erinnern

Von PETRA KORN 26.04.2010, 15:05

QUEDLINBURG/MZ. - Das Quedlinburger Rathaus in vielen Ansichten, markante Gebäude und Plätze im Wandel der Zeit - zu einem ganz besonderen Bilder-Streifzug durch die Geschichte der Bodestadt hat der Garnisonsverein Quedlinburg jetzt eingeladen: Er öffnete im Garnisonsmuseum am Steinweg für einen Nachmittag sein Postkartenarchiv für interessierte Besucher.

Genauer gesagt, sind es zwei private Sammlungen, die da der Öffentlichkeit zum Schauen, Staunen und vielleicht Erinnern präsentiert wurden: die von René Meng, der Postkarten mit Stadtansichten von Quedlinburg sammelt, und das Archiv von Norman Netz, das militärische Ansichten beinhaltet.

"Wir hatten als Verein überlegt, was wir noch machen könnten", erzählt René Meng, wie die Idee entstand, im Museum, welches viele Exponate zur Militärgeschichte in Quedlinburg beherbergt, zusätzlich die privaten Kartensammlungen zu zeigen. "Viele Sachen", so Meng mit Blick auf die Bilder aus der Stadt, "gibt es ja gar nicht mehr. Sie sind nach dem Krieg oder schon während des Krieges abgerissen worden." Und nicht zuletzt sei eine solche Präsentation auch eine Gelegenheit, andere Sammler zu treffen.

Zu bestaunen waren so rund 1 600 Karten mit Motiven aus Quedlinburg, die René Meng seit Sommer 2007 zusammengetragen hat. Damals hatte alles mit dem Kauf einer ersten alten Ansichtskarte angefangen. "Und wenn man dann erst einmal begonnen hat zu sammeln, dann lässt einen das nicht mehr los. Das ist wie eine Sucht." Die ältesten Postkarten stammen übrigens aus der Zeit um 1897. Es sind Lithographien, die unterschiedliche Motive aus der Stadt zeigen. Die jüngsten Schätze von René Meng stammen aus den 1950er Jahren, die auch die zeitliche Grenze für seine Sammlung sind.

Aus einem ähnlichen Zeitraum - von etwa 1870 bis vor 1945 - datieren auch die etwa 1 400 militärischen Ansichtskarten der Sammlung von Norman Netz. Sie umfasst beispielsweise Ansichten aller Kasernen, die es in Quedlinburg und im Ortsteil Quarmbeck gegeben hat, Aufnahmen, welche bei Festumzügen und Paraden entstanden sind und Motive aus Zeiten, in denen Quedlinburger Soldaten zum Beispiel in Belgien oder in Frankreich im Krieg waren.

Der Blick in die dicken Alben, die die Vereinsmitglieder im Museum ausgelegt hatten, war sehr gefragt. "Uns interessiert Quedlinburg. Wir sind Quedlinburger", erklärte Brigitte Schmidt. Sie blätterte gemeinsam mit ihrem Mann in den Stadtansichten-Alben, "um alte Erinnerungen aufzufrischen", wie Hans-Dieter Schmidt, der ebenfalls zu den Sammlern zählt, schmunzelnd ergänzte. "Wir sind hier aufgewachsen", erläuterte seine Frau. "Vieles kennen wir noch. Und vielleicht entdeckt man mal etwas, was man noch nicht kennt."

Wer sich die Karten gern angesehen hätte, aber den Nachmittag verpasst hat, muss sich nicht ärgern. Noch in diesem Jahr will der Garnisonsverein das Archiv ein weiteres Mal öffnen. "Wir hatten schon etliche Anfragen, weil viele heute nicht kommen konnten", berichtet René Meng. Deshalb ist geplant, das Archiv im Herbst erneut zu öffnen.