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Blankenburg und Quedlinburg Blankenburg und Quedlinburg: Fusionsfahrplan in Gefahr

Von Detlef Horenburg 16.09.2013, 10:08
Für 2,4 Millionen Euro wird die Domäne in Blankenburg zum Hauptsitz des künftigen Trink- und Abwasserverbandes Vorharz ausgebaut.
Für 2,4 Millionen Euro wird die Domäne in Blankenburg zum Hauptsitz des künftigen Trink- und Abwasserverbandes Vorharz ausgebaut. Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/Ditfurt/MZ - Die geplante Fusion des Trink- und Abwasserzweckverbandes Blankenburg und Umgebung (TAZV) mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband Huy-Fallstein (WAZ) zum 1. Januar 2014 könnte ins Wanken geraten. Der Grund: Aus der Verbandsgemeinde Vorharz regt sich Widerstand. Einige Gemeinden fühlen sich übergangen, wie Ditfurts Ortsbürgermeisterin Rena Jüngst auf Anfrage der MZ bestätigte. So gebe es einen „immensen Vertrauensverlust“ angesichts der geplanten Fusion. Dies hänge damit zusammen, dass mit dem Ausbau des künftigen Verwaltungssitzes des neuen Trink- und Abwasserverbandes Vorharz in der Innenstadt von Blankenburg bereits begonnen wurde, ohne dass es bisher von den WAZ-Mitgliedern eine Zustimmung zum Zusammengehen gab. Schließlich müssten einmal die Gebührenzahler die Umbaukosten tragen, sagte Jüngst. Dies stößt bei nicht wenigen Verbandsmitgliedern offenbar sauer auf. Jüngst: „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Sanierung der alten Blankenburger Domäne ist nicht mit uns abgestimmt worden.“ Ende September wird nämlich überhaupt erst die Verbandsversammlung des WAZ über die Fusion mit dem Blankenburger Verband befinden. Für einen Beschluss dafür sei Jüngst zufolge eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig. Von den 28 WAZ-Verbandsmitgliedern kommen zehn Vertreter allein aus der Verbandsgemeinde Vorharz.

Unklare Fusionskosten

Bis Ende des Monats gebe es noch erheblichen Klärungsbedarf. So könnten sich verschiedene Vertreter der Bode-Selke-Anrainer „eine Dreierlösung“ vorstellen. Das heißt, dass beide Verbände sich mit dem wirtschaftlich starken Zweckverband Ostharz Quedlinburg (ZVO) zusammenschließen sollten. „Wir sollten auch diese Variante in aller Ruhe prüfen. Schließlich haben wir noch Zeit dafür“, sagte die Ortsbürgermeisterin.

Zeitschiene wird eng

Zeit, die eigentlich nicht mehr da ist, sagt dagegen TAZV-Geschäftsführer Karl-Josef Hahner. Es werde an der Fusion festgehalten, auch wenn es wegen der vom WAZ vorgelegten Zahlen sogar „gewisse Differenzen“ gebe. Dies liege nach seinen Worten in einer unterschiedlichen Betrachtungsweise, ohne sich genauer dazu äußern zu wollen. Hahner: „Dazu sind wir noch im Gespräch.“ So gehe der WAZ beispielsweise von Fusionskosten in Höhe von 260 000 Euro aus. In Blankenburg rechnet man mit weit über 475 000 Euro. „Die genaue Summe kann keiner vorhersagen“, meinte er. Dringenden Klärungsbedarf gebe es beispielsweise zur künftigen Arbeitsorganisation. Auch müssen die Satzungen der Verbände angepasst werden. Deshalb könnte aus seiner Sicht die geplante Zeitschiene zur Fusion nur noch schwer zu halten sein.

Die unterschwellige Kritik aus Ditfurt zum Ausbau der Domäne wies Hahner zurück. Von den veranschlagten 2,4 Millionen Euro bleiben nach Abzug der Fördermittel 1,6 Millionen Euro übrig, die dort investiert werden. Dies hätte „kaum Auswirkungen auf die Gebühren“. Die Investition sei aus seiner Sicht ohnehin am Blankenburger Klärwerkstandort notwendig gewesen, da der WAZ-Sitz in Halberstadt nur gepachtet ist und aufgegeben werden soll. Der künftige Verbandssitz in der Blütenstadt sei für die Bürger besser erreichbar als der jetzige am Klärwerk bei Helsungen. Auch die von WAZ-Geschäftsführer Carl Haffke in Aussicht gestellte Senkung der Abwassergebühren im künftigen Verband bis 2024 um 48 Cent pro Kubikmeter zweifelte Rena Jüngst an: „Die Abwassergebühren bei uns ändern sich nicht.“ Immerhin werden die Abwässer der Orte der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Bode-Selke-Aue in der Kläranlage in Wegeleben entsorgt. Und die betreibt ein privater Dienstleister.

„Ich bin für alles offen, was Synergien bringt“, sagte TAZV-Chef Hahner in Sachen einer Dreierfusion. Diese Effekte sehe er jedoch momentan nicht, wenn ein Verband eine „unübersichtliche Größe“ bekommt. Für den Quedlinburger Zweckverband Ostharz (ZVO) jedenfalls, ist die Tür noch nicht zugeschlagen: „Der ZVO steht für eine Fusion mit den beiden anderen Verbänden als langfristige Dreierlösung zur Verfügung“, sagte Geschäftsführer Lutz Günther. Die Voraussetzungen wären dieselben wie für die Fusion mit einem der Verbände - nämlich, dass alle Entscheidungen ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen zu treffen seien. Auch dürften keine Nachteile für die jetzigen Verbandsmitglieder entstehen, und die jetzige Struktur der Verbandsversammlung des ZVO müsse erhalten werden.

Bauarbeiten an der Domäne in Blankenburg
Bauarbeiten an der Domäne in Blankenburg
Chris Wohlfeld Lizenz