Bildungshaus Carl Ritter Bildungshaus Carl Ritter: Hof wird zum bunten Garten

Quedlinburg/MZ - Noch steht alles nur auf dem Papier. Doch in vier Wochen soll die Idee Gestalt annehmen. Ein „temporärer“ Garten entsteht im Hof des Bildungshauses Carl Ritter in der Heiligegeiststraße in Quedlinburg.
Was sich dahinter verbirgt, darüber informierten jetzt Antje und Matthias Steinecker vom Bildungsträger Elpevau und Gerlinde Schöpp, Geschäftsführerin der Kreisvolkshochschule. Die Beete entstehen in Bauschuttsäcken, sogenannten Bigbags, die es im Baumarkt zu kaufen gibt. Diese sind also jederzeit auch wieder rückbaubar. Deshalb der Zusatz „temporär“.
Der Elpevau sei ein „qualitätsorientierter Bildungsträger“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Er stelle sich den Herausforderungen der Arbeit zum Nutzen von benachteiligten Langzeitarbeitslosen in der strukturschwachen ländlichen Region der Bode-Selke-Aue. Weiter wird dort darauf hingewiesen: „Was ist das überhaupt für ein komischer Name, ,elpevau‘?“ Der anfängliche Langname „Landschaftspflegeverein Bode-Selke-Aue“, also LPV, enthält die Erklärung. Die absichtliche Kleinschreibung entstand aus Bezug zum Unterricht der deutschen Sprache für Spätaussiedler, die in den ersten zwei Jahren Dreiviertel aller Teilnehmer stellten.
Das Wort selbst ist die geschriebene Ausspracheregel für die drei Buchstaben LPV. Der Elpevau, Landschaftspflegeverein Bode-Selke-Aue Wedderstedt, hat seinen Sitz in der Quedlinburger Straße 7 in 06458 Selke-Aue,
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„Mit dem Projekt bleibt nichts auf dem Papier. Die Ideen werden umgesetzt, und dann auch das Entstandene nicht wieder eingerissen. Das motiviert die Teilnehmer an den Bildungskursen, junge Leute zwischen 18 und 32, die in das Vorhaben einbezogen sind. Derzeit gehören fünf dazu. Wir wollen Brücken schlagen zur Berufswelt“, unterstreicht Antje Steinecker zum Anliegen. „Wir möchten aber auch zeigen, wie in dem schon grünen Quedlinburg noch weitere Flächen gestaltet werden können“, setzt sie noch hinzu. Sie denkt dabei auch an Baulücken, die für eine begrenzte Zeit, eben temporär, gestaltet werden könnten. Die Brachen stellen oft ein unschönes Bild im Stadtgefüge dar.
Neue Herangehensweise
Ausgangspunkt des Projekts ist eine neue Herangehensweise an den Hof des Bildungshauses. Der wird zum Teil als Parkplatz genutzt. „Daran wird sich auch nichts ändern“, sagt Gerlinde Schöpp. Dafür seien befestigte Flächen angelegt worden. Doch leider würden auch an anderen Stellen auf dem Hof die Autos abgestellt, dort, wo es eigentlich nicht sein sollte. Das könne mit dem Projekt verhindert werden. „Vor allem aber wollen wir den Hof aufwerten“, betont die Geschäftsführerin.
Die Neugestaltung des Hofes wird am Sonnabend, 28. Juni, ab 9 Uhr vonstatten gehen. „Viele Helfer sind willkommen. Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir brauchen, um die Säcke zu befüllen und dann zu bepflanzen“, bekennt Antje Steinecker. Der „temporäre“ Garten wird in etwa 25 Quadratmeter umfassen. „Das klingt nicht viel, ist es aber schon, denn alle Säcke müssen zunächst mit Erde versehen werden“, sagt die Projektleiterin. Die Säcke werden unterschiedlich befüllt, so dass sich verschiedene Höhen zwischen 70 und 100 Zentimeter ergeben. Und das Material ist reißfest. Davon haben sich die Organisatoren der Aktion bereits überzeugt. „Wenn nicht mit roher Gewalt vorgegangen wird oder die Säcke aufgeschlitzt werden, können sie lange halten“, davon geht Matthias Steinecker aus.
Pflanzen vorbereitet
Für das Projekt sind in Wedderstedt, dem Sitz des Elpevau, Pflanzen vorbereitet worden. Rund 200 Tagetes stehen zum Beispiel bereit. Ziel ist es aber, dass sich die Flächen natürlich entwickeln, sich Blumen aussamen, ohne dass welche gekauft werden müssen. Die Aktion am 28. Juni soll aber nicht nur den Hof des Bildungshauses verändern, sondern auch „Spaß machen“, wünschen sich die Organisatoren. Nach diesem Aktionstag will sich die Volkshochschule um die Pflege der neuen Anlagen kümmern. „Es ist klar, dass wir uns da engagieren“, sagt die Geschäftsführerin.
Der Sonnabend, 28. Juni, wird neben der Gartenarbeit auch zur Gründung einer Migrationsselbsthilfe genutzt. „Wenn die Maßnahmen bei den Bildungsträgern beendet sind, ist oft keiner mehr da, der Hilfestellung geben kann“, sagt Antje Steinecker dazu. Die Selbsthilfegruppe könne da eine Lücke schließen.