Bauernverband tagt in Badeborn Bauernverband tagt in Badeborn: Tierschützer schüren Ängste

Badeborn/MZ - Der scheidende Vorsitzende des Bauerverbandes Nordharz, Eckardt Nebe, ging mit den Natur- und Tierschützern auf dem jüngsten Verbandstag hart ins Gericht: Investitionen im landwirtschaftlichen Bereich, vor allem in der Tierhaltung, werden durch die Öffentlichkeit sehr kritisch und fast immer ablehnend begleitet. Beispiel aus der Region sei das dadurch gescheiterte Vorhaben der Börde-Puten GmbH, die im Gewerbegebiet Ströbeck eine Putenmastanlage errichten wollte.
In der Bevölkerung würden „diffusen Befürchtungen über vermeintliche Umwelt- und Gesundheitsgefahren“ durch überregional agierende vermeintliche Umwelt- und Tierschutzorganisationen, wie beispielsweise den BUND oder die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, geschürt, lautet sein Vorwurf auf der Tagung. Zugleich übt er auch Medienschelte: Diese, vor allem überregionale Radio- und Fernsehstationen, würden diese Ängste aus Gründen der Einschaltquote nur zu gerne thematisieren.
Laut Nebe kommt dazu noch der Trend, dass Tiere immer mehr vermenschlicht werden. Das treibe bei Heim- und Haustieren seit Jahren teilweise seltsame Blüten und greife auch auf die Nutztiere über. „Mittlerweise ist es normal, dass Hausschweine in Wohnungen in den Großstädten mit auf dem Sofa liegen“, stellte er fest.
Artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten
Es sei allerdings nach seinen Worten unbestritten, dass der Landwirt eine Verantwortung für das Wohlergehen der ihm anvertrauten Tiere hat. Das bedeutete, dass er dafür sorgen muss, dass die Tiere satt sind, dass auftretende Krankheiten vernünftig therapiert werden, dass sie vor Witterungseinflüssen und natürlichen Feinden geschützt sind, dass artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
Diese Verantwortung nimmt laut Nebe die übergroße Mehrheit der Tierhalter im Nordharzer Bauernverband wahr. Diese benötigten keine überzogenen gesetzlichen Regelungen, die ihnen den Umgang mit den ihnen anvertrauten Tieren vorschreiben.
Nebe: „Sie wissen ganz genau was zu tun ist, deshalb sei auch im Tierschutz Vernunft und Augenmaß gefragt.“ Natürlich gebe es „schwarze Schafe“ auch unter den Tierhaltern. Hier müssen Verstöße gegen geltendes Recht durch die zuständigen Behörden auch geahndet werden.
Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit „den uns anvertrauten Tieren sollte die berufsständische Öffentlichkeitsarbeit den Ängsten der Bevölkerung entgegen wirken“, forderte er. Hier sollten die Landwirte den Verbrauchern mehr Einblicke in ihre Tätigkeit geben und auch erläutern, warum sie was und wie tun. Tage des offenen Hofes oder auch das Landwirtschaftsfest in Reinstedt sind Möglichkeiten, mit Landwirten und Tierhaltern ins Gespräch zu kommen. Nebe: „Leider wird die Berichterstattung über landwirtschaftliche Themen nur zu oft genutzt, um eine Diskussion über Agrarstrukturen und Formen der Tierhaltung zu führen, die den Erkenntnissen von vorgestern entsprechen.“
Keineswegs tierschutz- und artgerecht
Man müsse sich aber darüber im Klaren sein, dass die von „Medien und selbst ernannten Tier- und Verbraucherschützern gewünschte Landwirtschaft“ nicht in der Lage ist, den hohen Ansprüchen an Nahrungsmittelversorgung und Energiesicherheit zu erfüllen. Sie leiste eher „der Selbstausbeutung der bäuerlichen Familien Vorschub“ und die von ihnen geforderten Formen der Tierhaltung sind keineswegs tierschutz- und artgerecht, kritisierte er weiter.
Es sei eben so, dass auch der Beruf des Landwirts nur dann eine Zukunft hat, wenn es hier wie in allen Branchen geregelte Arbeitszeiten mit Freizeit und Urlaub gibt. Um dies zu erreichen, muss über eine entsprechende Anzahl von qualifizierten Arbeitskräften ein geregelter Schichtdienst in den Tierhaltungsanlagen gesichert werden.
Die Voraussetzung dafür ist aber, dass wiederum so viele Tiere durch die zusätzlichen Arbeitskräfte betreut werden, dass über deren Vermarktung Lohnkosten und Arbeitgeberanteile der Sozialversicherung erwirtschaftet werden. Dies ziehe automatisch eine bestimmte Anzahl von Tieren nach sich, um den finanziellen Mehraufwand am Ende auch leisten zu können.