Barocke Komposition erklingt erstmals in Mitteldeutschland
Quedlinburg/MZ. - Der Quedlinburger Oratorienchor wird Homilius' Johannespassion am Karfreitag, 21. März, um 17 Uhr in der St. Nikolaikirche Quedlinburg aufführen. Wie Kirchenmusikdirektor Gottfried Biller betont, ist dies die erste mitteldeutsche Aufführung.
Als Gottfried August Homilius 1735 ein Jurastudium in Leipzig beginnt, wird er auch Schüler von Johann Sebastian Bach. Er fühlte sich schon immer zur Musik hingezogen und zieht die Konsequenz: 1742 wird der einstige Jurastudent Organist an der Dresdner Frauenkirche. 13 Jahre später beruft man ihn zum Kreuzkantor. Seitdem war er auch Musikdirektor an den drei Hauptkirchen Dresdens.
Im Unterschied zu seinem Lehrer Bach verzichtet Homilius in der "Johannespassion" weitestgehend auf Kontrapunktik. Darüber hinaus kommen in den Arien die Stilmittel der sich inzwischen entwickelten Zeit der Empfindsamkeit voll zum Tragen. "Vielleicht sollte man die Kompositionen nicht im Vergleich, sondern im Gegensatz zu denen von Bach sehen, von dem sie sich eigentlich absetzen wollten", sagt Gottfried Biller. Die Johannespassion ist eine oratorische Passion, indem sie den Passionstext - das Evangelium - durch den Evangelisten und die Chöre darstellen lässt. Unterstützend treten weitere Solisten hinzu, die dann in freier Dichtung in den Arien das Geschehen kommentieren.
Die Passion beginnt, wie in dieser Zeit üblich, mit einem schlichten Choral, und setzt dann sofort mit dem Bericht des Evangelisten ein. "In der musikalischen Deutung des Johannesevangeliums erleben wir bei Homilius zugleich bedeutsame Akzentuierungen der theologischen Aussage dieses Berichtes", erklärt der Kirchenmusikdirektor: "In der Verwendung von zwei Hörnern erweitert er die bis dahin übliche Besetzung bei Passionen. Blechblasinstrumente wurden eigentlich immer erst am Ostersonntag wieder eingesetzt - als Zeichen des Triumphes. In der Johannespassion von Homilius unterstützen sie aber die Theologie des Johannesevangeliums, das die herausragende Bedeutung der Kreuzigung als Erhöhung überliefert und interpretiert." Ebenso sei die Verwendung der drei Strophe des Kirchenliedes "Wachet auf, ruft uns die Stimme" zu verstehen. Schließlich gebe es im Schlusschor einen ungewöhnlichen Wandel von a-moll nach A- Dur hin, der damit die Ausrichtung des Berichtes nach Johannes nachdrücklich unterstützt.