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Ballenstedt Ballenstedt: Feuerwehrleute schrauben an historischen Oldtimern

Von Rita Kunze 13.09.2015, 17:28
2016 soll dieser „Garant“, der neulich auf der Bundesstraße 6 einen Motorschaden erlitt, wieder laufen. Dafür sorgen Gerhard Grundmann, Andé Strathausen, Oliver Hüber und Mario Schulz (von links). Zum Schrauberquintett gehört außerdem Stefan Funk, der hier aber fehlt.
2016 soll dieser „Garant“, der neulich auf der Bundesstraße 6 einen Motorschaden erlitt, wieder laufen. Dafür sorgen Gerhard Grundmann, Andé Strathausen, Oliver Hüber und Mario Schulz (von links). Zum Schrauberquintett gehört außerdem Stefan Funk, der hier aber fehlt. Chris Wohlfeld Lizenz

Ballenstedt - Wäre nicht diese alte Handdruckspritze gefunden worden, wer weiß, ob es den Oldtimerclub der Ballenstedter Feuerwehr heute überhaupt gäbe. So aber blicken die Oldtimer-begeisterten Feuerwehrleute auf 20 Jahre gemeinsames Schrauben, Werkeln und Wiederherstellen alter Feuerlöschtechnik zurück.

Die Handdruckspritze - damals rund 100 Jahre alt - haben sie 1995 zufällig in einer Scheune gefunden und wieder gangbar gemacht. „Irgendwann haben wir angefangen zu schrauben“, erinnert sich Gerhard Grundmann. „In gemütlicher Runde haben wir dann überlegt, einen Oldtimerclub zu gründen. Wir hatten uns vorgenommen, zum 130. Jubiläum der Feuerwehr die Handdruckspritze komplett neu aufzubauen.“

Dieselmotoren rattern

Dabei ist es nicht geblieben: Vor der Halle auf dem Gelände des Feuerwehrdepots rattern die Dieselmotoren der rund 50 Jahre alten Fahrzeuge, die umrangiert werden sollen. Nur eines bleibt in der Halle. Der „K 30“, der unter seiner Motorhaube im Moment nichts trägt, hat einen Totalschaden: Auf der jüngsten Ausfahrt nach Wernigerode hat der Motor des „Garant“ den Geist aufgegeben. Doch Ersatz ist bereits beschafft. „Wir haben einen Motor preisgünstig bekommen und können das Fahrzeug wieder gangbar machen“, sagt Grundmann.

Gemeinsam mit vier Gleichgesinnten kommt er jeden Dienstagabend für zwei Stunden in die Halle am Depot und kümmert sich um die Feuerwehr-Oldtimer. Grundmann ist Tischler, und seine handwerklichen Kenntnisse sind gefragt, denn bei den Oldtimern ist noch vieles aus Holz gemacht.

„Wir versuchen, alles in Schuss zu halten“, sagt Mario Schulz, den Grundmann den „Chefschrauber“ nennt. Schulz war in seinem ersten Beruf Maschinist auf Schiffen. „Das ist hier eine andere Größenordnung, aber die physikalischen Gesetze sind überall gleich“, sagt er.

Die Hobby-Automechaniker kümmern sich ausschließlich um die historischen Fahrzeuge der Ballenstedter Wehr. „Einsatzfahrzeuge werden in der Werkstatt repariert“, erklärt Schulz. Aber die Oldtimer könnten durchaus mithalten: „Die alte Drehleiter würde noch in den Einsatz gehen können“, sagt er. „Sie ist aber kein zeitgemäßes Löschmittel mehr.“ Das gelte auch für die vom Oldtimerclub gewarteten Einsatzanhänger mit Pumpen oder Beleuchtungsgerät. „Solche Pumpen werden zum Teil bei anderen Wehren noch eingesetzt“, sagt Grundmann.

Stück greifbare Feuerwehrgeschichte

Neben der Handdruckspritze und einer über 100 Jahre alten Kutsche drittältestes Exemplar unter der Feuerwehrtechnik ist ein Anhänger aus dem Jahr 1943. Der ist funktionsfähig, die Schläuche, die er transportiert, allerdings nicht: „Das ist Show“, sagt Grundmann. Und ein Stück greifbare Feuerwehrgeschichte, die vor allem bei Jubiläen präsentiert wird. Der Oldtimerclub war beim Fest zum 125-jährigen Bestehen der Badeborner Wehr dabei und wird auch beim Stadtfeuerwehrfest in Ballenstedt die historische Technik präsentieren. Der 26. September steht dann auch im Zeichen von 20 Jahren Oldtimerclub.

Vieles, was in dieser Zeit erreicht worden ist, wäre wohl ohne den Feuerwehr-Förderverein nicht möglich gewesen: „Er unterstützt uns tatkräftig“, sagt Grundmann. Vor allem finanziell greife er den Oldtimerfreunden unter die Arme, wenn sie die nötigen Anschaffungen nicht aus eigener Kraft bezahlen können.

Dankbar sind die Oldtimerfreunde auch der Stadt Ballenstedt: „Sie hat immer dafür gesorgt, dass wir die Fahrzeuge irgendwo unterstellen konnten.“ Anfangs in einer Halle an der alten GST-Schule, später in einem ungenutzten Lager vom ehemaligen Gummiwerk, seit dem Jahr 2009 in der Halle am Depot. Damit, so Grundmann und Schulz, sei schließlich die optimale Lösung gefunden worden. (mz)

Die alten Löschfahrzeuge sind allesamt einsatzbereit - zumindest theoretisch.
Die alten Löschfahrzeuge sind allesamt einsatzbereit - zumindest theoretisch.
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