Bahnübergang wird wegen knapper Kasse gesperrt
Bad Suderode/MZ. - Konkret sind es 70 000 Euro, die die Gemeinde als Straßenbaulastträger des Feldweges "Zum Bückeberg" für die insgesamt 210 000 Euro teure Neuinstallation aufbringen müsste. Der Gemeinderat stimmte deshalb einer entsprechenden Beschlussvorlage der Verwaltung, die mit der Nähe des Bahnüberganges an der Baumschule Witte argumentierte, zu. "Das ist die sicherste und kostengünstigste Variante", so Bürgermeister Gert Sauer.
Der Überweg am Bahnhof soll künftig nur noch für Fußgänger und Radfahrer passierbar sein. Autofahrer, die auf den zweiten Parkplatz der Bückemühle oder zur Kleingartenanlage wollen, müssen dann den schmalen Weg zur Gaststätte Bückemühle entlang fahren, oder den im vergangenen Jahr asphaltieren Radwanderweg R 1 von der Chaussee nach Quedlinburg aus benutzen.
Der Beschlussvorschlag sorgte zuvor bei den Gemeinderäten für Kopfschütteln und Unverständnis. Weder an der viel frequentierten Landesstraße am Bahnhof Gernrode noch in der Gernröder Osterallee gebe es beschrankte Bahnübergänge für die Schmalspurbahn, stellten die Gemeinderäte fest. Doch nur an der Baumschule Witte und am Bahnhof Bad Suderode stünden Schrankenanlage zur Debatte.
"Es muss keine Schranke hin, wo keine war. Das ist deutsches Recht", schimpfte Sauer nach Aufklärung der kuriosen Situation durch die Verwaltung. Andreas Kempe machte auf die damit entstehende Problematik der Bückemühle aufmerksam, denen die Zufahrt auf ihren zweiten Parkplatz erschwert wird. Doch der Rat stellte sich letztlich nicht gegen den Verwaltungsvorschlag.
Rüdiger Karger, der Chef der Gaststätte und Pension Bückemühle, zeigte sich völlig überrascht und enttäuscht: Der kleine Parkplatz vor der Gaststätte und an der Pension reiche an den Wochenenden und manchen Abenden nicht aus. Deshalb parkten auf dem zweiten Stellplatz, der vom Bahnübergang aus erreichbar ist, vor allem die neun fest angesellten Mitarbeiter und neun Lehrlinge, die er inzwischen beschäftigt. Auch Manfred Zube, Vorsitzender des Kleingartenvereins Bad Suderode, bedauert die Entscheidung, den Bahnübergang für Autofahrer zu schließen. "Ich hatte schon Gerüchte gehört, aber ich wollte es nicht glauben", gestand Zube. Der Feldweg an der Bahnlinie sei aufgrund der vielen Schlaglöcher jedoch kaum befahrbar.
Doch warum könnte nicht einfach auf eine Schrankenanlage an dem Weg verzichtet werden? "Eine Verschlechterung der Sicherheit wäre mit Sicherheit nicht genehmigungsfähig", beantwortete Heide Baumgärtner, Pressesprecherin der Harzer Schmalspurbahnen GmbH, eine Anfrage der MZ. Ein entsprechender Antrag sei daher bei den Behörden gar nicht erst gestellt worden. Sie berief sich auf verschiedene Eisenbahngesetze, darunter die Betriebsordnung für Schmalspurbahnen. Bei einem Streckenneubau müsse mindestens die Sicherheit wieder erreicht werden, die zuvor schon bestanden hat.