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Bach kommt zu den Forschern

Von Rita Kunze 27.08.2007, 15:51

Quedlinburg/MZ. - Jenseits des Glases ziehen die watteweißen Wolken vor blauem Spätsommerhimmel langsam dahin. Aus denen ist gerade Johann Sebastian Bach erschienen, Beistand der einsamen Chansonette, die das lichtdurchflutete, gut gefüllte Foyer mit sanfter, starker, rauchiger Stimme einhüllt.

Bach - oder vielmehr dessen 16. Nachfolger im Amt, Thomaskantor Georg Christoph Biller - lässt die Aria seiner Goldberg-Variationen entspannt dahinperlen. Er führt sie wie einen roten Faden durch die eineinhalb Stunden mit Bach und Beatles, mit Weill, Haydn und Bernstein. Biller und die Leipziger Kabarettistin Ute Loeck haben sich da für ein zauberhaftes Programm zusammengetan, mit viel Gehörtem und oft Gespieltem, das aber doch anders klingt als bei "Klassik trifft Pop". Da wird aus Stephen Sondheims "Losing my mind", das Liza Minelli mit den Pet Shop Boys in einen eingängigen Popsong verwandelte, zum gut gelaunten Chanson. Und selbst Elton Johns Tränen-Garant "Sorry seems to be the hardest word" kann man intellektuell-schwermütig auffassen, wenn man sich schon vorher vorgenommen hat: "Nur nicht aus Liebe weinen".

Gedanken über Liebeslust und

-frust packen Loeck und Biller in kleine, amüsante Dialoge und Witzeleien. Vom "W.O." ist da die Rede, vom Weihnachtsoratorium, und vom "W.C." - dem "Wohltemperierten Clavier". An dem begleitet er nicht nur die Chansonette, sondern auch sich selbst, wenn er mit kraftvoller Stimme etwas aus der "Kaffeekantate" zum Besten gibt.

Mit dem Konzert im Foyer der Bundesanstalt für Züchtungsforschung hat der Quedlinburger Musiksommer seine gewohnten Spielstätten verlassen. Kunst und Naturwissenschaften haben sich bestens verstanden im künstlerisch gestalteten Ambiente der Forschungseinrichtung, die als Gastgeber auch künftig kulturelles Bemühen in der Stadt unterstützen will, wie Dr. Georg F. Backhaus erklärte. Backhaus wird ab 1. Januar 2008 Präsident des neuen Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen, das aus der Vereinigung der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Quedlinburg und der Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig hervorgeht.

Das Institut werde die Bedeutung Quedlinburgs als Forschungs- und Kulturstandort weiter stärken, so Backhaus. Und die Kultur schließlich bilde eine Brücke zwischen den Klängen des Musiksommers und Naturwissenschaften, die in der Bundesanstalt zu Hause sind.