Ausstellungseröffnung in Blankenburg Ausstellungseröffnung in Blankenburg: Prinz Ernst August im Kleinen Schloss

Blankenburg/MZ - Der Besuch des 31-jährigen Erbprinzen von Hannover und des Landesvaters Reiner Haseloff im Kleinen Schloss in Blankenburg wurde zum Geheimnis des Bürgermeisters Hanns-Michael Noll gemacht. Deshalb gelangten der Adlige und seine Begleiter locker zum Löwen und mussten sich nicht wie vor Jahren zu einem Fest mühsam den Weg durch Menge bahnen.
Der Grund für die hohen Gäste war die Eröffnung der Ausstellung „Das Kleine Schloss und die Welfen“, in welcher die Geschichte von Prinz Ernst Augusts Vorfahren gezeigt wird. Mit Leihgaben sowie zwei Originalen aus dem Schloss informieren die Blankenburger in zwei Räumen über den berühmten Zweig der Braunschweiger im Hause Hannover.
In den wechselhaften Phasen der Familie, deren Bedeutung bis heute in die Königshäuser Europas hinein reicht, spielte auch Blankenburg immer wieder eine wichtige Rolle. Mit Stichen und Ölgemälden von Herzog Ludwig Rudolph und anderen wichtigen Personen jener Zeit sowie Möbeln aus dem 18. Jahrhundert erinnert der erste Raum in Form einer „Schilderei“ an die erste Hochphase. „Solche Räume gab es früher in Schlössern und Residenzen“, erläutert Museumsleiter und Gestalter Hartmut Wegener den Hintergrund.
Über 800 Jahre wurde Blankenburg von den Adligen der Region regiert. Ab etwa 1133 residierten zunächst die Blankenburger und später die Regensteiner Grafen auf den beiden Burgen.
Die Blütezeit erreichte die Stadt zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Herzog Ludwig Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel ab 1705 die heute als Großes Schloss bekannte ehemalige Grafenburg von seinem Baumeister Herrmann Korb zu einer barocken Residenz umbauen ließ.
Das Kleine Schloss, um 1725 errichtet, bildet das Ende der weitläufigen Park- und Gartenanlagen, die damals dem Hochadel vorbehalten blieben. Dank der Hochzeit von Tochter Elisabeth Christine mit dem späteren Kaiser Karl VI. wurde Blankenburg in den Status eines Fürstentums erhoben.
Beziehungen in ganz Europa
Eine Kinderwiege bildet den Mittelpunkt des zweiten Raumes, eines Wohnzimmers. „Darin wurde Friederike geboren“, will Noll wissen, ohne sich dafür zu verbürgen. Die Tochter von Prinz Ernst August und Victoria Luise, der einzigen Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., wurde 1947 nicht nur Königin der Griechen, sondern ist auch die Mutter von Sophia. Letztere ist die Frau des erst vor Wochen zurückgetretenen spanischen Königs Juan Carlos.
Mit der Hochzeit des Prinzen Ernst August von Hannover und der Prinzessin von Preußen am 24. Mai 1913 endete auch der Streit zwischen den Hohenzollern und Hannoveranern. Dadurch bekamen sie den Thron in Braunschweig zurück. Die Familie hielt sich dort als auch in Blankenburg auf, wo sie auch wegen der Nähe zur Stadt meist im Kleinen Schloss wohnten. Nach Ende des Ersten Weltkrieges mussten Ernst August und Victoria Luise 1918 abdanken und flohen ins österreichische Exil nach Gmunden auf Schloss Cumberland.
Die „kleine, aber feine Schau“, wie sie Noll bezeichnete, „ist erst der Anfang der Geschichtsaufbereitung.“ Sie soll in den nächsten Jahren noch ausgebaut werden. „Dazu erhoffe ich mir weitere Hilfe vom Land“, sagte er zum Ministerpräsidenten, „und auch von der Familie des Prinzen.“
Prinz kennt die Ahnen
Der Banker wohnt in London. „Aber derzeit pendle ich viel zwischen England, Österreich und Deutschland hin und her“, erzählt der hoch aufgeschossene junge Mann am Rande des Besuchs, der sich sehr wohl bei den Ahnen auskennt: Auf einem fast 100 Jahre alten Foto benannte er mal schnell alle abgebildeten Personen.
Als Ernst August nach langem Streit 1924 die Schlösser in Blankenburg zurück erhielt, bewohnte die herzogliche Familie ab 1930 wieder das Große Schloss in Blankenburg, nachdem dieses zuvor renoviert und modernisiert worden war. Sie lebte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945, flüchtete aber vor Einzug der Roten Armee. Britische Truppen halfen beim Umzug, auf etwa 30 Lkws wurde der Inhalt von den Schlössern Blankenburgs größtenteils zum Schloss Marienburg bei Hannover gebracht. Herzog Ernst August starb dort 1953. Ernst Augusts Enkel gleichen Namens klagte nach der Wiedervereinigung auf Rückgabe der Güter nebst Schlösser, verlor jedoch. Der Ur-Enkel Ernst August, auch als Prügel- oder Pinkelprinz bekannt, ließ 2005 sogar große Teile aus dem Blankenburger Schloss bei „Sotheby’s“ versteigern. Das wird der junge Prinz nicht. Noll: „Vielleicht bekommen wir sie für unsere Ausstellung.“
