Ausflugsgaststätte und Pension "Königsruhe" im Bodetal Ausflugsgaststätte und Pension "Königsruhe" im Bodetal: Wirt Jörg Bauer zieht vor Gericht

Thale - Rund 118 500 Euro soll die Stadt Thale als Schadensersatz an Jörg Bauer, Inhaber der Ausflugsgaststätte und Pension „Königsruhe“ im Bodetal, zahlen. Dies ist genau die Summe, die der Gastwirt für den entgangenen Gewinn wegen der behördlichen Zwangsschließung seines Gasthauses im Zeitraum von Juli bis November 2012 erlitten hat. „Grundlage ist der Umsatzdurchschnitt der letzten fünf Jahre“, begründet Bauer die Höhe der Forderung.
Wegen Steinschlags geschlossen
Rückblick: Das Wirtshaus wurde im Juli 2012 auf Druck des Umweltministeriums aus Magdeburg nach einem Steinschlag in etwa 30 Meter Entfernung geschlossen. Auch ein Teilabschnitt des Wanderweges „Harzer-Hexen-Stieg“ - der Zuweg zum Gasthaus - wurde gesperrt. Im November des selben Jahres erfolgten die Sicherungsarbeiten. So wurde ein 20 Tonnen schwerer Felsbrocken über der Pension mit Stahlseilen verankert. In einem gefährdeten Bereich über der Station der Bergwacht Thale, die sich in der Nachbarschaft der Pension befindet, wurde ein etwa 50 Meter langer Gesteinsfangzaun am Roßtrappenfelsen angebracht. Für fünf Monate war das traditionelle Gasthaus im Hirschgrund geschlossen - was den Wirt an die Grenze des Ruins trieb.
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Die Kosten musste er nämlich weiter tragen. Geld, das der Gastwirt unter anderem für die Weiterbezahlung seiner sieben Mitarbeiter bezahlen musste. Die Zahlung von Kurzarbeitergeld sei damals abgelehnt worden. „Ich wollte meine sieben Mitarbeiter nicht entlassen, die bereits teilweise seit 20 Jahren dabei sind“, sagt er. „Ich habe meine Altersversorgung aufgelöst. Mit Hilfe von Ex-Landrat Michael Ermrich konnte ich nach langem Hin und Her schließlich einen Kredit aufnehmen“, berichtet Jörg Bauer, wie er die laufenden Kosten decken konnte. Auf Ausfallgeld vom Staat wartet Bauer bis heute vergeblich. Doch auf den Kosten wollte er nicht allein sitzen bleichen. Und verklagte das Land auf Schadensersatz.
Im Juni 2013 verlor der Harzer Gastwirt die Klage: „Das Land haftet nicht für die Folgen der Sperrung eines Wanderweges nach einem Felssturz“, entschied das Landgericht Magdeburg. Ein Felssturz sei schließlich „durch Naturkräfte ausgelöst und weder auf eine von Menschenhand vorgenommene Veränderung des Hanggrundstücks noch auf dessen wirtschaftliche Nutzung zurückzuführen.“
Gastwirt kämpferisch
Doch Gastwirt Bauer gibt sich kämpferisch: Wenn für Naturereignisse schon keiner haften wolle, so gebe es aber für die Schließung seiner Einrichtung eine klare behördliche Anordnung - von Menschenhand. Auf Druck aus Magdeburg hatte nämlich der Landkreis Harz im Namen der Stadt diese Verwaltungsentscheidung zur Schließung der Pension durchgedrückt. „Ohne zwingender Notwendigkeit und gegen den Willen der Stadt Thale“, wie auch Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) gegenüber der MZ bestätigt. Der „lockere Felsbrocken“ sei nämlich laut Jörg Bauer von einem Gutachter schon 2010 bei einem anderen Felsschlag in der Nähe festgestellt worden. „Warum hat man mich nicht schon zwei Jahre vorher gerettet? Warum hat man mir jetzt mein Gewerbe untersagt? Aber wohnen durfte ich dort weiter“, stellt er fest.
Verständnis vom Bürgermeister
Thales Bürgermeister zeigt Verständnis für die Klage des Wirtes. „Die Schließungsanordnung war eine klare Panikreaktion des Landes gewesen.“ Ohne viel „Tamtam“ hätte man die damaligen und künftigen Sicherungsarbeiten erledigen können. Falls das Gericht dem Schadensersatzanspruch des Wirtes zustimmt, so werde laut Balcerowski die Stadt diesen an den Landkreis Harz weiterleiten. „Nicht die Stadt Thale, sondern die Untere Forstbehörde des Landkreises hätte rechtlich handeln müssen“, sagte er. Doch so wurde der Schwarze Peter vom Land über den Landkreis an die Stadt weitergereicht.
Der Landkreis signalisierte, die Forderung dann ebenfalls weiterzuleiten. Beim Land lehnt man sich indes zurück: „ Dies ist eine Angelegenheit zwischen Herrn Bauer und der Stadt“, heißt es von der Pressestelle des Umweltministeriums. (mz)