Aus Ruinen werden wieder Burgen
GERNRODE/MZ. - Doch es gibt Fachleute wie den Kunsthistoriker Winfried Korf, die solche Ruinen wieder auferstehen lassen. Den Burgenreichtum des Harzes zeigt er in einer Ausstellung in der Alten Elementarschule Gernrode. Unter dem Motto "Einst und jetzt - Bauwerke im Harzgebiet in Rekonstruktionszeichnungen und Fotografien" unternehmen die Besucher einen Ausflug in die Kultur- und Baugeschichte der Region. Die Ausstellung soll - ebenso wie Korfs Publikationen und Vorträge - helfen, "Interessenten an Geschichte, Kunst und Vorgeschichte, die fachlich nicht vorgebildet sind, Bilder zu entwickeln, die sich sehr verändert haben."
Für das Landesamt für Denkmalpflege hatte Winfried Korf einst Sachsen-Anhalt durchforstet; er kennt sich aus bei Burgen und weiß dazu manche Anekdote über ihre Erbauer zu erzählen. Über Albrecht den Bären zum Beispiel, der nach 1147 die Burg Anhalt im Selketal in sieben Jahren errichten ließ - aus Ziegelsteinen, was damals alles andere als üblich war. Burgen wurden oftmals aus Bruchsteinen errichtet. Aber bei Albrecht? Nein danke - unter Prestigebauten verstand der etwas anderes.
Vom mittelalterlichen Glamour ist nichts mehr geblieben, doch Winfried Korf fand Spuren von Brennöfen - Beleg dafür, dass hier Ziegel gebrannt wurden. Zu welch beeindruckendem Gemäuer sie zusammengefügt wurden, lässt sich freilich nur noch mit den zeichnerischen Rekonstruktionen nachvollziehen. Dabei stützt sich der Kunsthistoriker auf den Grundriss, historische Vorlagen und Aufzeichnungen. "Architektenarbeit" nennt er diese Form der Wiederherstellung. Im Fall der Burg Anhalt gibt es aber auch noch anderes, das ihren Urzustand zumindest gedanklich rekonstruieren hilft; wer wissen will, welche Ausmaße sie hatte, der könnte wohl die Wartburg als Beispiel betrachten: Albrecht der Bär und Ludwig der Springer waren befreundet, und im Harz seien dann auch die gleichen Fensterarkaden und Zierformen zu finden gewesen wie in Thüringen, sagt Korf.
Für seine Ausstellung in Gernrode hat er 20 Schautafeln mitgebracht, die Burgen und Kirchen aus dem Harz zum Thema haben. Darunter auch die Stiftskirche St. Cyriakus, die Winfried Korf in ihrer ursprünglichen Form mit Bleistift und Tusche rekonstruiert hat. Dass die Kirche einst anders ausgesehen haben muss, belegt der Kunsthistoriker beispielsweise mit Pfeilern, die heute noch stehen, aber früher eine andere Funktion hatten.
"Einst und jetzt - Bauwerke im Harzgebiet in Rekonstruktionszeichnungen und Fotografien", bis 30. Juli