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Arztpraxen bleiben am Montag dicht

Von Detlef Horenburg 17.03.2006, 16:06

Harz/MZ. - Dort wollen sie und ihre Mitarbeiter unter anderem für eine bessere medizinische Versorgung und finanzielleren Ausstattung der Praxen demonstrieren. So soll gegen Bürokratie und Spar-Unsinn Front gemacht werden. Gleichzeitig setzten sich die Mediziner und ihre Mitarbeiter für eine sinnvolle Gesundheitsreform ein. Ein Notfalldienst für die Patienten soll abgesichert sein.

"Die Lage im Landkreis wird demnächst dramatisch", sagte Jörg Thomas, Kreissprecher der kassenärztlichen Vereinigung, am Freitag auf Anfrage. Viele Hausärzte würden aus altersgründen aufhören. Es sei dann unklar, wie die Betreuung der Patienten aufrechterhalten werden soll. Deshalb müsse die Politik bei der geplanten neuerlichen Gesundheitsreform endlich gegensteuern. Thomas: "Es kann nicht sein, dass junge, gut ausgebildete Ärzte aufgrund der schlechteren Verdienstmöglichkeiten nicht in den Osten Deutschlands wollen." Die Ärzte in Ostdeutschland müssten deutlich mehr leisten als die Kollegen in den alten Ländern, bekämen aber nur etwa 75 Prozent des Honorars. In der Region sei der Andrang bei vielen Ärzten gegenwärtig so groß, dass sie die Arbeit kaum bewältigen können, sagte der Allgemeinmediziner zum Ärztemangel.

Sein Sprecherkollege aus dem Kreis Aschersleben-Staßfurt, Dr. Peter Böttcher, machte für die Situation insbesondere das Bezahlsystem verantwortlich. "Wer mehr macht, als die Budgetvorgabe es vorsieht, bekommt es nicht bezahlt", sagte er. Fleiß wird so nicht belohnt. Wenn es schlimm kommt werde man sogar dafür noch bestraft. So müsse der Chirurg, weil er über "den Falldurchschnitt" mit seinen Behandlungen für die beiden vergangenen Jahren lag, sogar eine Rückzahlung leisten - Geld, das er freilich nie bekommen hat, weil er mehr Patienten behandelte als die Vorgabe erlaubte. Würden die Ärzte wirklich nach ihrer tatsächlichen Patientenbehandlung bezahlt werden, würde es auch kaum Wartezeiten geben, zeigte er sich überzeugt. Er selbst vergibt in seiner chirurgischen Praxis derzeit Termine für eine Woche. Bei anderen Spezialisten ist die Situation dramatischer: Bei Augenärzten müssen Patienten etwa ein halbes Jahr auf einen Untersuchungstermin warten.

Jörg Thomas kritisierte auch die zu erwartende neue Arzneiverordnung: Die Sparzwänge gehen hier sogar soweit, dass für die Kassenpatienten keine teueren Medikamente verordnet werden dürfen, um nicht das finanzielle Kontingent dafür zu überschreiten. Wird dieses nämlich überzogen, muss der Arzt die Rückzahlforderungen aus seiner eigenen Tasche bezahlen. "Wir werden dadurch in der Therapiefreiheit stark eingeschränkt", begründetet er den Ärzteprotest. Kommentar

Die Notfallversorgung ist an den Aktionstagen abgesichert. Patienten aus dem Kreis Quedlinburg können sich im Notfall an die Rettungsleitstelle (03947) 779 997 wenden.

Im Landkreis Aschersleben sind, wie auch im Kreis Quedlinburg, in den Arztpraxis die Notfallvertretungen ausgewiesen.