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Alte Elementarschule in Gernrode Alte Elementarschule in Gernrode: Neue Ausstellung vom Kulturverein

Von Rita Kunze 10.02.2014, 20:36
Heide Binner aus Aschersleben und Michael Zeitzmann aus Gernrode zeigen ihre Arbeiten in der Alten Elementarschule.
Heide Binner aus Aschersleben und Michael Zeitzmann aus Gernrode zeigen ihre Arbeiten in der Alten Elementarschule. Chris Wohlfeld Lizenz

Gernrode/MZ - Der Kulturverein Andreas Popperodt eröffnet das Ausstellungsjahr in der Alten Elementarschule Gernrode mit zwei sehr unterschiedlichen Präsentationen. Während Heide Binner aus Aschersleben vor allem Grafisches und Enkaustik zeigt, stellt der Gernröder Michael Zeitzmann Malerei aus.

Heide Binner hat bis zu ihrer Pensionierung als Kunsterzieherin gearbeitet, zuletzt an der Erweiterten Oberschule in Aschersleben, dem Gymnasium Stephaneum. „Die bildnerischen Aufgaben, die ich meinen Schülern gestellt habe, versuche ich jetzt selbst in der Praxis anzuwenden“, sagt sie. Themen finde sie in der Natur und in ihrem unmittelbaren Umfeld. Einige grafische Arbeiten sind in DDR-Zeiten entstanden, darunter ein mit „Kleiner Fuchs“ betitelter Linolstich, der neben Glasfederzeichnungen im Ausstellungsraum in der oberen Etage zu sehen ist.

Künstlerin experimentiert gern

Heide Binner nennt sich selbst einen „Experimentierer“. Das sei auch ihr Anliegen im Unterricht gewesen. Nun holt sie sich selbst Anleitung. In der Heimvolkshochschule Alterode hat sie vor einigen Jahren erste Ausflüge in die Acrylmalerei unternommen: „Ich wollte mal malen.“ Am liebsten jedoch beschäftigt sie sich mit Enkaustik. Einmal im Monat besucht sie dafür einen Kurs in Halle. Denn „da muss noch mehr drinstecken“, sagt die Kunsterzieherin über ihre ersten Versuche mit dieser Technik, die es in der griechisch-römischen Antike zur Blüte brachte und die lange Zeit vergessen war. Zu Unrecht, wie Heide Binner meint: „Enkaustik ist farbig, plastisch und vielseitig anwendbar.“

Bis zum 6. Jahrhundert nach Christus war die Enkaustik eine verbreitete Maltechnik in der griechisch-römischen Antike, die aber wegen des großen Aufwands von anderen Maltechniken abgelöst wurde. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia verweist auf ihre berühmtesten Beispiele, die ägyptischen Mumienporträts.

Damalige Künstler verwendeten heiße Spachtel, mit denen die kalte Farbe auf den Untergrund aufgebracht und dann noch einmal mit glühenden Eisen „eingebrannt“ wurde. In heutiger Zeit werden elektrisch geheizte Maleisen und Heißluftpistolen verwendet. Enkaustik-Bilder sind sehr langlebig, ist in der Enzyklopädie zu lesen: Ölbilder der Alten Meister dunkeln ab und bekommen so genannte Schwundrisse; die ägyptischen Mumienporträts hätten dagegen noch heute eine einmalige Leuchtkraft und Frische. (ku)

Die Ausstellung bestätigt das nicht nur mit den offen ausgestellten Bildern. Die ganze Vielfalt der Möglichkeiten, mit einem Eisen und heißen, in Wachs gebundenen Farbpigmenten Landschaften, Blumen und surreal scheinende Szenen zu entwerfen, zeigt sich in einer dicken Mappe, in der die Ascherslebenerin zahlreiche Beispiele präsentiert. Darunter auch „Zufallsprodukte“, die reizvolle Landschaften hervorgebracht haben.

Verehrer von Salvador Dali

Viel Surrealistisches ist dagegen im zweiten Ausstellungsraum der Alten Elementarschule zu sehen. Der Gernröder verehrt den spanischen Maler Salvador Dali und lässt sich von dessen Werken zu eigenen Arbeiten inspirieren. Und das von den 70er, 80er Jahren bis heute. „An den Farben und der Bildidee hat sich dabei nichts geändert“, sagt er.

Zeitzmann, der in Gernrode als Kunstmaler und -handwerker arbeitet, hat den Beruf des Theatermalers gelernt und war an den Städtischen Bühnen Quedlinburg beschäftigt. „Das meiste habe ich von den Kollegen im Malsaal gelernt, nicht in der Schule“, sagt er und erinnert sich daran, wie er einen Kollegen bei der Arbeit im Harzer Bergtheater beobachtet hat. „Er hat eine Kulisse mit einer Landschaft gemalt und, nachdem er den Pinsel in die Farbe getaucht hat, ihn erst einmal über den Boden gestreift. Weil überall in der Natur Staub zu finden ist, hat er gesagt. Das ließ das Bild viel realistischer erscheinen. So etwas lernt man nicht in der Schule.“

In der Alten Elementarschule zeigt der Gernröder auch Historienbilder und Naturstudien, zum Teil im Miniaturformat. Hinzu komen soll noch ein gemaltes Tagebuch über die Erlebnisse mit seinem Wolfshund, der ihn seit vier Jahren begleitet.