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Agnes von Meißen und der Domschatz

Von Gerd Alpermann 24.01.2006, 16:40

Quedlinburg/MZ. - Nach einigen Jahren im Verborgenen soll auch der berühmte Knüpfteppich aus dem 12. Jahrhundert einbezogen werden. Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser und Küster Werner Bley sehen dies zugleich als Chance, den Domschatz wieder mehr in das Blickfeld zu rücken. Nach 150 000 Besuchern in den Anfangsjahren, seit der Rückführung der gestohlenen Domschatzteile 1994, hat sich die Zahl auf rund 100 000 Gäste reduziert.

Werner Bley meint: "Es hat sich eingepegelt und ist nicht Besorgnis erregend. Doch wir wollen mit der ersten Sonderausstellung trotzdem reagieren." Die Ausstellung in der so genannten Steinkammer vor dem Teppichraum verbindet sich mit dem Namen der Agnes von Meißen, die von 1184 bis 1203 als Äbtissin dem Stift vorstand. Sie gab den heute nur noch in fünf Fragmenten erhaltenen mehrere Quadratmeter großen Knüpfteppich in Auftrag. Zugleich war Agnes bemüht, den Stiftsschatz zu bewahren und dies hat sich heute auch das Kirchspiel auf die Fahnen geschrieben, wie Pfarrer Steinhäuser betonte. Mit dem Küster ist er sich einig, dass es eine Gratwanderung ist, einerseits jährlich 100 000 Besucher durch die Stiftskirche zu führen, andererseits die einmaligen Kleinode, Kirche und Domschatz, zu erhalten. Aus diesem Grund sei auch der Knüpfteppich in jüngster Zeit nicht gezeigt worden. Er soll aber künftig zusammen mit der geplanten Sonderausstellung beständig zugänglich sein.

Die Stiftskirche ist für das Quedlinburger Kirchspiel das Glanzstück seiner Gotteshäuser. Dieser Glanz leitet sich sowohl von der Architektur, als auch vom Domschatz ab. Dazu kommt die geistliche und weltliche Geschichte auf dem seit über 1 000 Jahre besiedelten Burgberg. Pfarrer Steinhäuser nennt die Stiftskirche "einen Leuchtturm unter den Kirchen im Land". Er möchte und befindet sich damit in Übereinstimmung mit den Mitgliedern des Kirchspiels, die Kirche als sakralen Raum entsprechend gewertet wissen. Die Kirche ist für die Touristen da, aber zugleich für Gottesdienste, Taufen und Konfirmationen. Als nächsten Höhepunkt für die Kirchengemeinde soll zur Feier der Osternacht am Karsamstag, 15. April, um 23.30 Uhr das neue Kreuz in der Stiftskirche eingeweiht werden.

In Würdigung des Wirkens der Agnes von Meißen wird es im September auch ein Symposium geben, an dem Theologen und andere Wissenschaftler teilnehmen und das aus Anlass des 1070. Jahrestages der Gründung des kaiserlich freiweltliches Reichsstiftes Quedlinburg stattfindet. Voraussichtlich Ende des Jahres oder Anfang 2007 ist dann die Krypta der Stiftskirche wieder zugänglich. Die Malereien aus dem 12. Jahrhundert werden derzeit von Restauratoren konserviert und von Schadstoffen befreit (die MZ berichtete).

Ein ungehemmter Touristenstrom darf nach der Restaurierung nicht mehr durch die Krypta der Stiftskirche führen. Hier hat der Erhalt der einmaligen Kunstwerke Vorrang, betont Küster Werner Bley. Die Krypta solle schließlich auch für Gottesdienstfeiern noch zugänglich sein. Deshalb sei ein behutsamer Umgang notwendig. Der Küster sagt dies in dem Wissen, dass in den Sommermonaten oft 30 bis 35 Führungen pro Tag stattfinden. Diese Menschenmassen auch durch die Krypta zu schleusen gehe einfach nicht. Werner Bley sieht den montäglichen Schließtag deshalb als dringende Ruhezeit an, dass sich die Kirche so zu sagen "vom Besucherstrom erholen" kann.