65 Jahre verheiratet 65 Jahre verheiratet: Das Ja-Wort vorgezogen

Quedlinburg - Runde Geburtstage, die goldene und die diamantene Hochzeit - all das haben Ursula und Dieter Baumann immer gemeinsam mit der ganzen Familie, mit Freunden und Sportfreunden gefeiert. Geplant hatten sie das auch für ihr nächstes großes Ehejubiläum. Coronabedingt aber ist das nun im ganz kleinen Kreis der Familie begangen worden: Am Donnerstag haben die beiden Quedlinburger ihre eiserne Hochzeit gefeiert; sie sind seit 65 Jahren miteinander verheiratet.
Im Betrieb kennengelernt
Kennengelernt haben sich die 81-jährige Ursula und der 85-jährige Dieter Baumann in dem Betrieb, dem sie Zeit ihres Berufslebens verbunden geblieben sind. Dieter Baumann war in der Druckerei Geßler und Strauß gerade im letzten Jahr seiner Buchdrucker-Lehre, als Ursula im Sommer 1953 ebenfalls dort anfing.
Als jüngster Lehrling habe sie für alle Frühstück holen müssen, erzählt sie und erinnert sich mit einem Lachen an die Bestellung von Dieter Baumann: „Er wollte immer eine saure Gurke und eine Tüte Hustenbonbons.“
Dann musste alle ganz schnell gehen
Die beiden wurden ein Paar, wollten sich am 10. Dezember 1955 das Ja-Wort geben. Alles war vorbereitet, Ursula Baumann, die damals noch nicht 18 war, hatte die Erlaubnis ihrer Eltern. „Am 2. Dezember erreichte mich nachmittags ein Anruf auf dem Sportplatz“, erzählt Dieter Baumann, der viele Jahre Fußball bei Motor Quedlinburg gespielt hat, „es hieß, entweder am 3. heiraten oder gar nicht.“ Denn noch vor dem 10. Dezember 1955 sollte ein neues Gesetz in Kraft treten, mit dem das Mindestalter für eine Heirat auf 18 festgesetzt würde.
„Wir haben dann holterdiepolter am 3. Dezember geheiratet“, erzählt Ursula Baumann mit einem Lachen, „und abends sind wir zum Fußballvergnügen gegangen.“ Gefeiert wurde dann am 10. Dezember.
Beim Abendstudium zum Meister, Lehrmeister und Ingenieur qualifiziert
Im März erblickte ein Sohn das Licht der Welt, 13 Jahre später eine Tochter. Heute gehören zur Familie auch drei Enkel und drei Urenkel. Obwohl sie selbst in drei Schichten arbeitete, unterstützte Ursula Baumann ihren Mann, der sich im Abendstudium zum Meister, Lehrmeister und Ingenieur qualifizierte.
Er wurde Abteilungsleiter und dann Direktor des Betriebes, der im Laufe der Jahre größer geworden war, verschiedene Eigentümer hatte, später unter dem Namen Diagramm-Druck firmierte - und nach der Wende das Schicksal vieler anderer Betriebe teilte. Nach Verhandlungen mit der Treuhand gründete Dieter Baumann gemeinsam mit drei weiteren Kollegen aus dem Unternehmen heraus eine GmbH, in der er bis zu deren Insolvenz als Geschäftsführer arbeitete.
Gern verreist und Arbeit im Kleingarten
Ursula Baumann qualifizierte sich ebenfalls weiter und leitet bis zu ihrem Ruhestand eine Abteilung des Unternehmens in Warnstedt. Viel Zeit für Hobbys sei da nicht geblieben, sagt Ursula Baumann. Aber sie seien gern verreist - und haben seit mehr als 50 Jahren und bis heute einen Kleingarten. Im Vorstands des Vereins hat Dieter Baumann ebenso über Jahrzehnte mitgearbeitet wie im Aufsichtsrat der Wohnungsgenossenschaft. „Die Zeit ist so schnell vergangen“, sagt Ursula Baumann. Gesund zu bleiben, wünschen sie sich - und in fünf Jahren Gnadenhochzeit feiern zu können. Dann wieder mit einem großen Fest mit der ganzen Familie und den Freunden. (mz)