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12. September: Ausstellung von Jonathan Meese 12. September: Ausstellung von Jonathan Meese: Frühwerke aus Muttis Küche

Von GERD ALPERMANN 13.12.2011, 12:59

QUEDLINBURG/MZ. - Ganz in schwarz, dunkle Sonnenbrille, langes Haar, Vollbart - Markenzeichen eines Revolutionärs? Doch Meese setzt auf die Ideologielosigkeit. Nur die Kunst zähle. Alles andere führe in die Irre. Der Blick müsse immer nach vorn gerichtet werden. Eine Reise ins Ich, sei wie eine Reise in den Tod. Der Künstler polarisierte, wiederholte sich, war provokativ und führte seine Rede, mit den Armen schwenkend und rudernd, auf sein Ziel zu - die "Diktatur der Kunst", um aber immer wieder abzuschweifen.

Dabei war er zwischendurch auch tiefsinnig, wie bei dem Satz: "Was wir an die Macht bringen, können wir auch wieder abschaffen". Und es sei nach 1945 möglich gewesen der Ideologie abzuschwören, doch "wir sind wieder so wahnsinnig ideologisch geworden". Und dann wieder ganz auf Konfrontation: "Die Künstler von heute, dass ist übelstes Gestrüpp." Und die 68er - die wollten eigentlich nur besseres Mensa-Essen, und heute - sind sie Politiker.

Noch vier Manifeste

So ganz konnte bei diesem Redestrom nicht jeder mithalten. Und Brigitte Meese versuchte ihn denn auch zu unterbrechen: "Deine Mutter möchte jetzt, dass du zum Ende kommst." Das kam er auch, aber erst, nachdem er noch vier Manifeste zur "Diktatur der Kunst" in noch schnellerer Rede abgespult hatte. Dann konnten die Besucher, es waren so viele, wie lange nicht bei einer Ausstellungseröffnung in der Feininger-Galerie, endlich die Werke in Augenschein nehmen. Von seinem graphischen Werk ist fast alles vertreten, was er bisher geschaffen hat, wie er selbst gegenüber der MZ sagte. Zwei Bilder, gut 20 Jahre alt, hat Mutter Meese beigesteuert. "Sie hangen bisher in meiner Küche", erklärte sie noch vor der Eröffnung der Ausstellung.

Und im persönlichen Gespräch zeigt sich Meese als liebenswerter, zurückhaltender Mensch. Da ist keine Inszenierung. Er gibt vielmehr bereitwillig Auskunft. Zum Beispiel, dass er den Leiter der Feininger-Galerie, Björn Egging, vor zwei Jahren in Goslar kennen lernte, als er dort ausstellte und wo erste Kontakte zu der nun realisierten Exposition in Quedlinburg führten. Meese bekannte, gern außerhalb der Großstädte seine Arbeiten zu zeigen. In Berlin gebe es an jeder Ecke eine Galerie. Da sei alles überfrachtet.

Installation vom Vortag

Für die Feininger-Galerie hat Meese einen Tag vor der Ausstellungseröffnung noch eine Installation zur "Diktatur der Kunst" geschaffen. In einem schwarz ausgelegten Raum, abgetrennt von der Graphik-Ausstellung, präsentiert er seine Eindrücke von einer chaotischen und zerrissenen Welt. Die Graphikarbeiten wiederum haben zu einem großen Teil Persönlichkeiten der Geschichte zum Inhalt, von Cleopatra bis Nietzsche, doch keine Porträts im herkömmlichen Sinne, sondern Allegorien, verfremdete Einblicke, hinter dem das Äußere sich fast auflöst. Doch auch James-Bond-Filme waren ihm Inspiration, wie großformatige Werke zeigen.

Einen Katalog zur Ausstellung, der erstmals das gesamte Graphische Werk des Künstlers reflektiert, erscheint Ende September. Grund für die Verspätung ist die Intention, auch die am Sonnabend geschaffene Installation mit Fotos in den Katalog aufzunehmen. Parallel zur Meese-Ausstellung präsentiert die Quedlinburger Galerie zudem wieder im Zwischengeschoss Lyonel Feininger. Unter dem bekannten Motto "Blickwechsel Feininger" wird "Der Mensch in den Bildern" gezeigt. Die Ausstellung "Jonathan Meese - Totalste Graphik" ist bis zum 31. Oktober zu sehen. Danach wird die Galerie erneut zur Baustelle, da noch Auflagen zur Brandsicherheit erfüllt werden müssen.

DIe Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.