110 Jahre alte Handpumpe noch immer löschbereit
Warnstedt/MZ/bü. - Während die Blauröcke zunächst einen Verletzten unter einem Betonring bergen mussten, eilten danach Bernd Röbbeling und mutige Florianjünger mit der Handpumpe von 1897 zur Brandstelle am Jordan.
Obwohl die Spritze inzwischen schon 110 Jahre auf dem Buckel hat und damit so alt wie die Wehr selbst ist, erwies sie sich noch als funktionstüchtig, zumal die Ansprüche nicht sehr hoch waren: Bernd Fiedler als Pyromane hätte vorab einige Übungsstunden nehmen sollen, denn seine "Feuer" verdienten den Namen nicht. Für die zarten Flämmchen hätten die Vereinsmitglieder des Thalenser Funk-Hilfs-Dienstes auch keine Straße sperren müssen, ein Wassereimer hätte zum Löschen gereicht.
Begonnen hatte der Tag mit einem Festumzug durch Warnstedt. Zuschauer gab es dabei nur wenige, denn fast alle schienen selbst dabei zu sein, ob beim Mühlen-, Karnevals- oder Schützenverein, als Kinder der Tagesstätte oder deren Eltern, in der Spielgemeinschaft Warnstedt / Timmenrode oder als Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr. Für die Pferdewagen und Traktoren wurden Kutscher benötigt, auch der Bischof von Halberstadt und seine Begleitung zu Pferde waren Warnstedter und schließlich trieben zwei Damen einen störrischen Esel durchs Dorf. Hinter dem Spielmannszug Harsleben rollten zum Jubiläum viele ältere und neuere Feuerwehrfahrzeuge aus Weddersleben, Thale, Neinstedt, Quedlinburg oder Ditfurt durch die Straßen des Ortes. Sie wurden anschließend auf dem Festplatz am Jordan präsentiert.
In der Prominentenkutsche mit Landrat Michael Ermrich, Thales Stadtoberhaupt Thomas Balcerowski, den Bundes- und Landtagsabgeordneten Andreas Steppuhn und Ulrich Thomas sowie Thales Rats-Chefin Cornelia Sieker hatte Ortschaftsbürgermeister Günter Freist allerdings keine Sitzgelegenheit mehr gefunden und musste deshalb mit einem Stehplatz auf der hinteren Plattform vorlieb nehmen, um nicht selbst laufen zu müssen.
Bei einem Empfang freute sich Freist über die langen Traditionen von Ort und Wehr und dankte allen, die dazu beitrugen. "Ohne Warnstedt kommt keiner von der B 6 n nach Thale", spielte er auf Verzögerungen beim Bau der Umgehungsstraße an. Landrat Michael Ermrich begründete sein Erscheinen damit, dass "auch kleine Kommunen ihre Bedeutung haben, sie werden oft durch Vereine und Institutionen, wie die Feuerwehr, getragen." So würden der Zusammenhalt und die Traditionen in Dorfgemeinschaften stärker gepflegt.
Beim abendlichen Feuerwehrball blickte Günter Freist in seiner Festrede zurück auf eine wechselvolle Geschichte, erinnerte an Höhen und Tiefen. Mit seiner Einladung, "zur Feier des Tages erhält jeder Besucher ein Freibier" machte er sich zum Abschluss bestimmt viele Freunde. Zum Extra-Empfang der Freiwilligen Feuerwehr konzentrierte sich der aktuelle Chef Holger Kammerer in seinem Rückblick bewusst mehr auf die jüngste Vergangenheit: "Zu unserer Geschichte wurde schon so viel berichtet." Bedeutende Einsätze in den vergangenen Jahren waren die Brände in der Möbelfabrik Thale sowie im Quedlinburger Kornmarkt zur Neujahrsnacht 2006.
Kurioserweise aber war Warnstedt am Wochenende zuvor nicht von Überschwemmungen betroffen, obwohl dies früher eine der Hauptaufgaben der Wehr war. "Seit der Jordan geräumt und begradigt ist, ist diese Gefahr gesunken." Markus Kammerer (23), Sohn des Wehrleiters, wurde nach Abschluss einer vierzehntägigen Ausbildung an der Feuerwehrschule Heyrothsberge zum Hauptfeuerwehrmann befördert. Geehrt wurden aber auch Günter Freist und Günter Neumann für fünfzigjährige Mitgliedschaft in der Warnstedter Feuerwehr.