1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. Zwischen Beeten und Bäumen

Zwischen Beeten und Bäumen

Von CONSTANZE MATTHES 13.07.2010, 18:12

NAUMBURG. - Frieda Pohls Garten ist derzeit ein Farbenreich. Eine schwarz-gelbe Hummel kriecht in eine blaue Rittersporn-Blüte. An einem Strauch hängen rote Johannisbeeren, einige Lilien blühen orangefarben. Grün gibt es reichlich. Die Naumburgerin bewirtschaftet seit 54 Jahren ihren Garten in der Anlage am Buchholzgraben, die am Wochenende ihr 80-jähriges Bestehen feiert. So alt ist auch Frieda Pohl, die trotz ihrer 80 Jahre weiterhin im Garten rege ist, mit Hilfe ihrer Tochter Gabriele. Schließlich gilt die Arbeit zwischen Beet und Bäumen als Jungbrunnen, wie Edith Wolff bestätigt. "Wir haben zwar einige Ersatzteile, aber im Alter bleiben wir so beweglich", scherzt die Naumburgerin, 84 Jahre alt und älteste Pächterin. Beide können viel erzählen aus der Geschichte der Anlage, die 1930 auf dem ehemaligen Gelände der Vorwerkschen Stiftung ihren Anfang nahm, das mit den Jahren und Jahrzehnten immer größer wurde. Heute umfasst die Anlage 179 Parzellen, 178 sind derzeit verpachtet. Ein Traumzustand für eine Gartenanlage, von denen in der Region viele arg von Leerstand gebeutelt sind. "An uns geht die Alterungswelle natürlich auch nicht vorbei", bemerkt Barbara Herrmann, Vorsitzende des Gartenvereins, "aber oft wird der Garten innerhalb der Familie weitergegeben oder Pächter bringen einen anderen Nachfolger mit."

Außerdem nutzen junge Familien die Möglichkeiten eines eigenen grünen Areals mit preiswerter Freizeit und Erholung nahezu vor der Haustür. "Man kann fast das ganze Jahr Urlaub machen", versichert Edith Wolff.

In diesem Jahr haben allein sieben junge Familien einen Pachtvertrag abgeschlossen, sagt die Vorsitzende, die seit acht Jahren an der Spitze des Vereins steht. Deren Mitglieder stammen nicht nur aus Naumburg. Sie kommen aus Bad Kösen und Freyburg, sogar aus Merseburg und Crimmitschau. Zudem haben sieben Spätaussiedler-Familien Parzellen gepachtet. Im Laufe der Zeit hat sich vieles gewandelt. Nicht nur, dass Kerzen und der Gang zur Quelle, um Wasser zu schöpfen, von Strom und Leitungen abgelöst worden sind. Mittlerweile schmückt meist eine Laube den Garten. "Damals hatten wir nur ein kleines Hüttchen für die Gerätschaften", erinnert sich Edith Wolff. Und auch die vorrangige Nutzung hat sich verändert. Früher noch vom Gemüse- und Obstanbau geprägt, um die Familien mit Lebensmitteln zu versorgen, sind die Gärten mehr und mehr zu Oasen der Erholung geworden. Das beweisen nicht nur die Spaziergänger, die die Anlage für Ausflüge per pedes nutzen. Ein weiteres Zeichen dafür: der Zuwachs an Pools.

Vor allem die jüngere Generation hat andere Vorstellungen, wie die grünen Quadratmeter genutzt werden, meint die Vereinsvorsitzende. Obwohl das bundesdeutsche Kleingartengesetz, das die Dreiteilung der jeweiligen Parzelle in Flächen für gärtnerischen Anbau, Rasen und bebautes Areal vorschreibt, noch immer eine große Rolle spielt. Dass eine Kleingartenanlage allerdings auch ein Ort der Kommunikation und der Gemeinschaft ist, bleibt unbestritten. An den Gartenzäunen wird geplaudert. "Über alle wichtige Themen. In letzter Zeit viel über die Fußball-Weltmeisterschaft", erzählt Barbara Herrmann weiter.

Aller fünf Jahre feiert der Verein zudem sein Gartenfest, in diesem Jahr nun drei Tage lang sein 80-jähriges Bestehen. "Und dazu sind nicht nur Gartenbesitzer eingeladen", betont Barbara Herrmann.