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Zwangsheirat ist vollzogen

Von HELGA HEILIG 30.09.2011, 15:29

NAUMBURG. - Ab sofort gibt es nur noch ein Finanzamt im Burgenlandkreis mit Sitz in Naumburg. Das Zeitzer Finanzamt existiert seit gestern nicht mehr. Vor fünf Jahren wurde in Magdeburg die Finanzstrukturreform verabschiedet, in der festgelegt ist, dass die Zahl der Ämter von damals 21 auf 15 reduziert werden muss. Das war ein harter Schlag für die Beschäftigten des Finanzamtes Zeitz. Auch heute, und trotz der Tatsache, dass die einst geplante und gefürchtete Aufteilung Zeitzer Zuständigkeitsbereiche nach Merseburg und Naumburg nicht geschehen ist, fällt es vielen, ehemals in Zeitz Beschäftigten nicht leicht, nun in Naumburg Dienst zu tun.

Erheblicher Fahr- und Zeitaufwand

Kein Wunder, denn damit ist, wie Christian Keil von der Personalvertretung betonte, für die Zeitzer ein erheblicher Fahr- und Zeitaufwand verbunden. Trotzdem appellierte Keil, wie auch alle anderen Redner gestern während der feierlichen Eröffnung des neuen Finanzamtes, an die Mitarbeiter, "untereinander keine Mauern aufzubauen und künftig als Team zusammenzuarbeiten".

"Heute kann ich mit Stolz sagen, dass das neue Finanzamt Naumburg voll arbeitsfähig ist, und das ist ein Verdienst aller Mitarbeiter", betonte die Leiterin Brigitte Berking. Was das Team in den vergangenen Monaten zu bewältigen hatte, kann nur erahnt werden. Oberfinanzpräsident Hermannus Erdwiens sprach von zwei Kilometer Akten, die neu eingearbeitet werden mussten. Ganz zu schweigen vom allgemeinen Umzugsstress, der 82 Beschäftigten aus Zeitz. Insgesamt sind nun 255 Mitarbeiter (225 Vollbeschäftigteneinheiten) der Finanzbehörde in Naumburg tätig.

Allerdings sind das weniger als der Personalschlüssel vorsieht. Darauf wiesen sowohl der Personalvertreter als auch die Amtschefin hin. Laut Planung sollte es im Finanzamt Naumburg 247 volle Stellen geben, es fehlen also 22 Mitarbeiter.

Massive Unterbesetzung

Berking: "Durch weitere Altersabgänge wird die tatsächliche Personalkapazität bis Ende 2012 auf cirka 85 Prozent sinken. Ich bitte die Verantwortlichen bei allen Sparzwängen, denen wir uns stellen müssen, für angemessene Personalausstattungen zu sorgen." Nur dann könne man dem gesetzlichen Auftrag, die Steuern rechtzeitig und in der richtigen Höhe festzusetzen, jederzeit nachkommen, so die Finanzamtsleiterin. Die derzeit schon vorhandene "massive Unterbesetzung" führe zu Überlastung, Demotivation und Resignation bei den Mitarbeitern. Mit Sorge beobachte sie und die anderen Finanzamtsvorsteher das Ansteigen der Krankheitstage. Trotz allem gelte es, den alten Beamtengrundsatz "das haben wir schon immer so gemacht" über Bord zu werfen. Er habe in einer modernen, leistungsorientierten Verwaltung keinen Platz. Nicht alle Mitarbeiter in Zeitz wollten mit nach Naumburg. Fünf sind bereits in Thüringen beschäftigt, Zehn warten noch auf einen Arbeitsplatz im benachbarten Freistaat. Kommentar Seite 8