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Handel mit Bio-Produkten Wie geht's Naumburgs einzigem Bio-Markt?

Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung ist die Durststrecke für den „Naturata“-Markt noch nicht zu Ende. Doch Chef Fabian Otto zeichnet eine positive Perspektive.

Von Michael Heise 10.01.2025, 03:30
Alles Bio: Der „Naturata“-Biomarkt in Naumburg bietet  rund 10.000 Produkte an.
Alles Bio: Der „Naturata“-Biomarkt in Naumburg bietet rund 10.000 Produkte an. (Foto: Nicky Hellfritzsch)

Naumburg. - Betritt man den Biomarkt „Naturata“ in der Poststraße, dann empfängt einen vor allem eines: Ruhe. Keine Stille, das wäre schlecht, aber eben Ruhe. Hier läuft keine Musik, keine Werbung. Angenehm. Gleich im Eingangsbereich befinden sich Tresen für Backwaren und Käse, die Bedienung grüßt freundlich. Man fühlt sich willkommen. Und je nachdem, welchen Wochentag und welche Uhrzeit man erwischt, ist man in übersichtlicher Gesellschaft in Naumburgs einzigem Bio-Markt. Nur selten muss man länger an der Kasse anstehen.

Supermärkte rüsten auf

Was den Kunden freut, beobachtet Fabian Otto mit gemischten Gefühlen. Er ist einer von zwei Geschäftsführern der Naturata GmbH, die neben dem Markt in Naumburg solche in Gera, Halle und Magdeburg betreibt. In der Landeshauptstadt hatte das Unternehmen vor 24 Jahren seine Wiege, beginnend mit einem kleinen Bio-Laden, ähnlich der „Käse-Ecke“ in der Naumburger Salzstraße, die – Tageblatt/MZ berichtete – zum Jahresende schloss. Der „Naturata“ in der Poststraße ist damit das einzige reine Bio-Geschäft in der Domstadt.

Fabian Otto ist einer von zwei Geschäftsführern der Naturata GmbH, die den Markt an der Ecke Jäger-/Poststraße betreibt.
Fabian Otto ist einer von zwei Geschäftsführern der Naturata GmbH, die den Markt an der Ecke Jäger-/Poststraße betreibt.
(Foto: Nicky Hellfritzsch)

Klingt nach Monopol, ist es aber nicht, wie Otto weiß. Er ist diese Woche zur Revision in Naumburg, einem Gradmesser auch dazu, wie sehr Produkte nachgefragt werden und damit letztlich, wie gut „der Laden läuft“. Und? „Wir werden immer besser“, sagt Fabian Otto und meint damit vor allem, dass es bislang eine Durststrecke ist, die der Markt nehmen muss. „Als wir 2021/22 darüber nachdachten, nach Naumburg zu gehen, war die Stimmung trotz oder gerade wegen Corona gut. Es lief für uns. Doch nach der Eröffnung in Naumburg im Juni ’23 mussten wir schnell feststellen, dass wir wohl einen langen Atem haben werden müssen. Und so ist es“, zeichnet Otto ein eher verhaltenes Bild.

Warum das so ist – Gründe dafür kennt der Chef gleich mehrere. Der Standort Naumburg selbst beispielsweise, der längst nicht die Kaufkraft bietet wie größere Städte, wo „Bio einkaufen“ selbstverständlich geworden ist. Oder die wachsende Konkurrenz vor allem etablierter Supermärkte, die immer mehr mit Bio aufrüsten.

Der "Naturata"-Bio-Markt an der Ecke Jäger-/Poststraße in Naumburg.
Der "Naturata"-Bio-Markt an der Ecke Jäger-/Poststraße in Naumburg.
(Foto: Nicky Hellfritzsch)

Bio-Produkte: Hohe Preise waren gestern

Und dann ist da noch der nicht kleinzukriegende Vorbehalt, dass Bio per se immer teuer ist. „Wer durch unseren Markt geht, wird schnell feststellen, dass das nicht stimmt. Wir haben Einstiegs- und Premiummarken wie die ’Großen’ auch, bei den Frische-Produkten ist das Preisniveau normal. Was wir nicht haben, ist alles im Überfluss. Das können und wollen wir uns nicht leisten. Eingekauft wird viel nach Bedarf, so dass am Ende so gut wie nichts in die Tonne muss“, so Otto.

Das etwas andere Kaufverhalten in Naumburg spiegele sich seiner Meinung nach beispielsweise darin, dass frische Produkte wie Obst und Gemüse nicht so stark nachgefragt werden wie an den großen Standorten Magdeburg oder Halle. Fabian Otto: „Hier ist alles ländlicher geprägt. Viele haben ihren eigenen Garten und bauen selbst an. Das macht sich für uns schon bemerkbar.“

500 Quadratmeter Einkaufsfläche bietet der Markt, gleich im Eingangsbereich gibt's Obst und Gemüse.
500 Quadratmeter Einkaufsfläche bietet der Markt, gleich im Eingangsbereich gibt's Obst und Gemüse.
(Foto: Nicky Hellfritzsch)

„Naturata“: Bald auf mehr Fläche?

Der „Naturata“-Biomarkt in Naumburg liegt eigentlich ziemlich prädestiniert, irgendwie fast noch mittendrin, in jedem Falle nicht am Rande der Stadt. Parkplätze gibt es gleich nebenan. Und er ist nicht gerade klein. Rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet der Markt, bei Bedarf sogar mehr. 200 weitere Quadratmeter sind noch ungenutzt und warten im besten aller Fälle darauf, einmal „bespielt“ zu werden. Ob und wann das sein wird – Fragezeichen.

Doch Chef Fabian Otto ist äußerst zuversichtlich, was die Perspektive des „Naturata“ in Naumburg angeht: „Die Steigerungen sind da, wir werden immer mehr wahrgenommen. Und ich denke, dass uns dieses Jahr auf ein wirklich gutes Niveau hebt.“ Es darf also ruhig etwas turbulenter zwischen den Regalen zugehen.

Verbund zahlreicher Bio-Märkte

Die Naturata GmbH gehört zu einem deutschlandweiten Bio-Markt-Verbund, der den Anspruch hat, „Bio für alle“ anbieten zu können, will heißen, nachhaltige Bio-Produkte für den täglichen Bedarf. Größter Player in dem Verbund sind Denns Bio-Märkte, von denen es nach eigenen Angaben mehr als 400 in Deutschland und Österreich gibt. Hinzu kommen etwa 240 kleinere, zu denen auch die Märkte der Naturata GmbH von Fabian Otto und Jürgen Tschentscher gehören. Letzterer hatte vor 24 Jahren mit einem Laden den Weg zum seinem ersten Markt in Magdeburg geebnet. Neun Jahre später folgte ein solcher in Halle, dann schließen sich die Standorte Gera und Naumburg an. In diesem arbeiten sechs Beschäftigte; angeboten werden rund 10.000 Artikel.