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Wenzel vom 7. Mai Wenzel vom 7. Mai: Guten Morgen,liebe Leser

07.05.2012, 07:47

Von Hans-Dieter Speck

H

offen wir mal, dass der Sommer nicht schon im April sein Pulver verschossen hat. So heiß, wie der Monat ausklang, war es manchmal im Hochsommer nicht. Statt Polarluft aus dem Norden wehte ein heißer Wind aus Algerien in unsere Breiten und so froren wir nicht, wie meist um diese Jahreszeit bei neun Grad Celsius, sondern schwitzten bei rekordverdächtigen 29 Grad.

"Es ist wie im Leben, alles ist da, es ist nur schlecht verteilt", schreibt Wetterbeobachter Dietmar Lange aus Braunsroda. "Auch der typische Verlauf mit Aprilwetter von Schauern zur Sonne und zum nächsten Schauer zeigte sich seit vielen Jahren auch wieder einmal. Dennoch wird manchem der April als vorsommerlich in Erinnerung bleiben. In Braunsroda gab es am 28. April mit 28,2 Grad Celcius, in einer belüfteten Wetterhütte gemessen, einen neuen Wärmerekord für den April."

Anfangs sah es ja nicht so sommerlich aus. Im April war so ziemlich alles drin, außer Schnee. Die tiefsten Temperaturen wurden in Osterfeld am 8. April mit minus drei Grad gemessen.

Unter dem Gefrierpunkt blieben auch die Nächte des 9. und 17. April. Am 5. und 6. April wurde es tagsüber nicht wärmer, denn vier Grad, desgleichen am 8. und 7. des Monats. Ostern war kälter als das letzte Weihnachten. Im Schnitt lagen die Temperaturen zwischen zehn und 15 Grad. Der große Knall kam dann mit dem 24. April. Kerzengerade stiegen die Temperaturen von 13 Grad bis auf 29 Grad (gemessen in Osterfeld) am 28. und 29. April. Da kriegt selbst der fidelste Laubfrosch auf seiner Leiter den Herzkasper. Mit Temperaturen um die 22 Grad und darüber klang der Monat sommerlich aus. Sonnenstunden gab es zum Monatsende ebenfalls satt: 14. am 28. April, zehn am 30. April. "Am Regen allerdings wurde wieder gespart", blickt Dietmar Lange zurück. "Nachdem schon im dritten Monat in Folge die Regenmenge weit unter dem Erwartungswert lag, ist der Boden nun auch entsprechend ausgetrocknet." Ab 2. Mai legte der Sommer erst einmal eine Pause ein, eingeleitet von Blitz, Donnerschlag und gewittrigem Regen. Die Temperaturen sanken am Abend des Mittwoch auf 15 Grad.

Nun werden erst einmal wieder kleinere Brötchen gebacken. Maikühle steht ins Haus. Da erwarten uns auch die Eisheiligen (11. bis 15. Mai). "Pankrazi, Servazi, Bonifazi, sind drei frostige Bazi, und am Schluss fehlt nie die kalte Sophie", heißt es im Bauernkalender. "Oft hat Sophie Frost gebracht und manche Pflanze tot gemacht." Indes heißt es: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost." So ganz sollte man sich allerdings nicht darauf verlassen, denn "Sankt Wigand (30. Mai), dieser böse Tag, zuletzt noch Nachtfrost bringen mag." Wie dem auch sei, die Wollsachen bitte nicht so weit weg legen. Was nun den Regen betrifft: "Der Nepomuk (16. Mai) uns das Wasser macht, dass uns ein gutes Frühjahr lacht." Und für die Winzer wichtig: "Scheint die Sonne am Urbanitag (25. Mai), wächst guter Wein nach alter Sag'" So hat der Monat allerhand zu bieten. Das Gedicht für den Mai mit dem Titel "Frühlingslied" stammt von dem deutschen Lyriker Ludwig Hölty (1748-1776).

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,

die kleinen Maienglocken blühn

und Schlüsselblumen drunter;

der Wiesengrund

ist schon so bunt und

malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,

und freue sich der schönen Welt

und Gottes Vatergüte,

die diese Pracht hervorgebracht,

                den Baum und seine Blüte.